Kapitel 23

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Ich stand im Bad und machte mich gerade fertig. Mein Herz schlug mir bis zum Hals, denn heute war Montag. Und es war nicht nur ein Montag, nein heute war der Montag an dem ich mit Franzi nach dem Brautkleid gucken gehen wollte. Ich freute mich schon sowas von durch diese ganzen Kleider zu wühlen. Vielleicht fand ich ja auch gleich ein richtig geiles Kleid für mich, denn ich musste ja auch Bombe aussehen auf der Hochzeit schließlich kam mein Leonardo mit seiner Frau und da wollte ich auf keinen Fall gegen ablosen. Ich musste mir irgendetwas einfallen lassen, damit ich mit den beiden zusammen an einem Tisch saß. Das sollte aber kein Problem sein, schließlich war ich ja die offizielle Hochzeitsplanerin. Da wäre es doch gelacht, wenn ich das nicht beeinflussen konnte. Ich schlüpfte noch gut gelaunt schnell in mein Sommerkleid. Das konnte ich wenigstens schnell an- und ausziehen, wenn ich etwas probieren wollte. Schon wieder scherbelte mein Handy los. Ich schaute auf das Display. Erik. Wie jedes Mal seit Sonntag morgen hatte ich ihn weggedrückt. Er hatte es nicht einmal geschafft sich am Samstag noch zu melden. Gestern hatte er es dann etliche Male versucht. Der sollte mal schmoren. Sollte er doch Dogan und Julian anrufen und mit denen rumsabbeln. Jetzt hatte ich nämlich mal was anderes vor. Gleich würde Roman kommen und Franzi und mich abholen. Karin hatte auf dem Nachhauseweg am Samstag noch die Idee gehabt, dass er uns fährt, weil ich doch meinen Knöchel verstaucht hatte, Franzi schwanger und sowieso mit Sicherheit emotional angegriffen wäre und Marco ja absolut ausfallen würde als Bräutigam. Außerdem konnten wir das Kleid dann bei ihm lagern, damit Marco es nicht vorher entdecken konnte. Ich fand Karins Idee beim zweiten Nachdenken genial und Roman hatte auch gleich zugestimmt.
"Na Braut bist du soweit?", stürmte ich in die Küche "Roman müsste uns gleich abholen."
"Nö, der ist schon da.", kam die grinsende Antwort von Franzi, bevor sie mich hinter sich her ins Wohnzimmer zog. Dort saß wirklich schon Roman und schaute mich mit großen Augen an, während ich auf meine Uhr schaute. Er war wirklich fünfzehn Minuten zu früh da. Ging den seine Uhr falsch? Ich dachte Schweizer Uhren wären so präzise.
"Ich wusste nicht wie der Verkehr ist und wollte euch ja nicht warten lassen, deshalb bin ich etwas zu früh da." Er schien wohl meine Gedanken gelesen zu haben. Aber wenigstens war mein Glaube in die schweizer Uhren wiederhergestellt.
"Na, dann lasst uns los.", ningelte jetzt Franzi und hatte es plötzlich ganz eilig.
Marco drückte mir eine Kreditkarte in die Hand "Sie soll das Kleid haben, was ihr am besten gefällt. Und achtet nicht auf den Preis. Kosten spielen überhaupt keine Rolle.", zischelte er mir strahlend zu. Der war ja mal irre. Der konnte mir doch keine Kreditkarte mit diesen Worten in die Hand drücken. Das konnte man bei keiner Frau machen. Das war ein Freifahrtsschein. Wie naiv war der eigentlich?
"Geht klar, Chef.", grinste ich zurück. Ich würde Franzi von einem Traumkleid überzeugen. Insgeheim hatte ich ja schon die Befürchtung, dass sie irgendetwas total einfaches aussuchen würde, aber das würde ich nicht zulassen und schon gar nicht, wenn wir aus dem Vollen schöpfen konnten. Wir würden das perfekte Kleid finden.
"So, die Damen, wo soll ea denn als erstes hingehen?", fragte Roman, kaum dass wir im Auto saßen. Ich zog meine Liste, die ich sicherheitshalber ausgedruckt hatte, aus der Tasche und hielt sie ihm hin und sofort tippte er die Adresse in sein Navi. Und schon ging es los. So langsam hatte ich mich ja schon an Romans Fahrstil gewöhnt, auch wenn es mir ab und zu in den Füßen juckte, eines seiner gut motorisierten Autos mal richtig Auslauf zu gewähren. Ich würde die Pferdchen unter der Haube so richtig galoppieren lassen. Franzi, die hinten saß trommelte auch schon mit den Fingern auf dem Polster als wir endlich von dieser reizenden Stimme des Navis mit den Worten Ihr Ziel befindet sich in 300 Metern auf der rechten Seite erlöst wurden.

"Manno, ich habe langsam die Nase voll und ich habe Hunger. Wenn das so weitergeht, kann Marco sich eine andere suchen, die blöd genug ist zu heiraten. Das ist ja Strafe sich ein Kleid zu kaufen.", maulte Franzi. Wir kamen gerade aus dem dritten Geschäft. In keinem hatte auch nur ein Kleid Franzis Ansprüchen entsprochen. Das war auch ziemlich schwierig, denn welches Brautkleid war schon bequem, sportlich, schlicht und dehnbar, wegen der Drops. Also ehrlich gesagt fiel mir zu diesen Anforderungen höchstens eine weiße Jogginghose ein. Glücklicherweise schaffte ich es gerade noch mir diesen Spruch zu verkneifen, sonst würde ich Franzi damit wirklich noch auf die Idee bringen. Ein entnervtes Stöhnen konnte ich mir aber auch nicht verkneifen.
"So, jetzt gehen wir erst einmal etwas essen und dann schauen wir weiter."
Dafür hätte ich Roman jetzt ja echt knudddeln können und auch Franzi quietschte bei dem Wort Essen begeistert auf. Wir starteten also schnell ins Vapiano. Und nicht viel später saßen wir zufrieden und gesättigt an unserem Tisch als Robin und Marcel zu uns kamen.
"Mensch JasiHasi, endlich sehe ich dich alte Flasche auch mal wieder.", lachte Robin und umarmte mich. Roman schaute ihn völlig schockiert an.
"Ja RobiTobiKauliWauli, ich habe dich Idioten auch schon total vermisst.", grinste ich in die Umarmung. Ich hatte Robin die letzten Tage wirklich vermisst. Wir hatten zwar jeden Tag geschrieben, aber es nicht geschafft uns zu treffen. Das wurde echt mal wieder Zeit.
"Was macht ihr denn hier mit dem Fliegenfänger und wo ist Woody?", Robin hatte doch echt eine charmante Art mit seiner Umwelt umzugehen.
"Wir sind auf Brautkleidjagd, haben aber noch keines erlegt.", gab ich leicht deprimiert zurück als Roman auf einmal von seinem Handy aufschaute.
"Ich habe hier gerade gegoogelt. In Düsseldorf gibt es ein Brautmodengeschäft, das extra auch Kleider für Frauen, die guter Hoffnung sind, führt.", gab er nun zum besten.
Robin guckte mich an und fing an zu lachen. Auch Marcel grinste und ich musste mich auch mächtig zusammenreißen. Ich hatte noch nie einen Mann erlebt, der Brautmodengeschäft und guter Hoffnung sagte.
"Komm Robin, wir holen uns was zu essen. Hier ist mir eindeutig zu viel Östrogen in der Luft. Man sieht sich." Marcel zog Robin mit sich, ehe sie endgültig loswieherten.
Klar hörte sich das total dämlich an, was Roman da von sich gegeben hatte, aber irgendwie war es ja auch niedlich. Und wenn es dazu führen würde, dass Franzi endlich ein Brautkleid fand und Roman mich wieder gerettet hatte, dann hatte er echt eine Menge bei mir gut. Dann musste ich mir wirklich etwas als Dankeschön einfallen lassen und dann konnte er auch so gestelzt reden wie er wollte.
"Na dann hopphopp auf nach Düsseldorf.", grinste ich und zog Franzi und Roman zur Kasse.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt