Kapitel 22

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Seelig kuschelte ich noch mit meinem Trikot als ich Franzi hinter mir lachen hörte.
"Da ist aber jemand total happy." Und schon stopfte sie sich so eine Waffel am Stiel in den Mund. Es war unglaublich, dass sie hier etwas futtern konnte. Ich war immer noch so aufgeregt, dass ich keinen Happen hinunter bekommen würde.
"Guck nicht so. Ich esse gar nichts, dass sind die beiden Drops, die Hunger haben.", schmatzte sie vor sich hin, während Marco neben ihr stand und in jeder Hand eine weitere Waffel am Stiel hatte und grenzdebil grinste.
"Dann hat das ja mit Leo alles geklappt.", strahlte jetzt Blondi. Ja auf meinen Leo war halt Verlass, wenn da nicht dieser blöde Jonas Hector wäre, könnte ich ihn immer noch anhimmeln.
"Wir fahren jetzt nach Hause. Du wirst ja dann garantiert nachher von Erik gebracht.", zwinkerte mir Franzi zu, ehe sie sich verabschiedete.
Karin schaute mich nachdenklich an. Was hatte die denn jetzt?
"Wer ist denn Erik?", konnte sie sich doch nicht zurückhalten.
"Na, Erik Durm. Den habe ich genauso wie Marco, Roman und Jule zusammen mit Franzi auf Ibiza kennengelernt. Wir treffen uns halt ab und zu wegen des Jungesellenabschieds. Roman hilft uns ja bei der Organisation."
"Ach stimmt, das hat er ja erzählt. Und wie läuft es so?
"Dank Roman richtig gut. Ohne ihn hätten wir das alles noch gar nicht so hinbekommen. Er ist ein richtiges Organisationstalent." Es war wirklich so, hätte er nicht geholfen, wäre es mit Erik das reinste Chaos geworden.
"Das höre ich gerne, auch wenn das neu für mich ist. Eigentlich ist Roman eher der, der immer die anderen machen lässt. Aber gut." Karin schaute total skeptisch.
"Er hat sich sogar bereit erklärt den Nudel- und Kartoffelsalat und die Mousse au chocolat für die Feier zu machen, wenn ich ihm helfe. Er ist wirklich ein Küchengenie. Da kannst du stolz sein. Letztens zum Grillen hatte er das nämlich auch gemacht und das war unsagbar lecker." Wenn ich daran dachte, fingen auf einmal meine Magenwände an aufeinander zu reiben und mir zu signalisieren, dass es höchste Zeit wäre etwas Füllmaterial dazwischen zu bekommen.
Karin fing an zu lachen "Roman eine Küchenfee. Das wüsste ich aber. Der beschränkt sich eher auf das Essen. Aber dann ist mir auch klar, warum er letztens unbedingt die Rezepte von mir haben wollte." Jetzt musste ich auch grinsen, obwohl ich nicht glauben konnte, dass er das zum ersten Mal gemacht hatte, denn dann war er mit Sicherheit ein Talent.
"Hallo Jasi, hallo Mama.", erscholl genau in diesem Moment die Stimme von dem Küchentalent und Karin und ich fingen gleich wieder zu lachen an. Wir mussten wohl gerade den gleichen Gedanken gehabt haben.
"Hallo Roman. Kommt Erik auch gleich?" So langsam hatte ich echt keine Lust mehr hier rumzusitzen und zu warten. Ich wollte meinen neuesten Schatz sicher nach Hause bringen. Meine Hand fuhr sachte über den Stoff des Trikots, da wo das Herzchen hingemalt war.
"Ähm naja, also....."
"Mensch Roman höre auf zu stottern. Das macht mich schon bei deinem Vater immer verrückt. Jasmin hat dir doch eine ganz einfache Frage gestellt. Da wirst du doch wohl auch einfach antworten können.", unterbrach ihn Karin. Okay , dann war jetzt auch klar, nach wem er kam. Mich machte diese Stotterei auch total hibbelig und ich grinste Karin dankbar an.
"Ja also, ich soll dir Bescheid sagen, dass er mit Dogan und Julian noch unterwegs ist und sich heute Abend mal bei dir meldet. Du sollst mit Marco und Franzi mitfahren."
Das war doch jetzt nicht wahr. Der hatte mich einfach wieder wegen seiner bekloppten Kumpels versetzt und das nach gestern. Das war doch nicht sein Ernst. Der könnte was erleben, wenn der sich meldete. Oder viel besser anstatt ihm die Meinung zu geigen würde ich ihn einfach ignorieren, so wie er mich gerade. Toll, jetzt konnte ich sehen, wie ich hier mit den Öffis wegkam. Glücklicherweise war ich ja mit Sicherheit die einzige von den 80.000 Zuschauern. Und ich hasste nichts mehr als mit den ganzen Leuten, die so ziemlich alle möglichen Gerüche ausströmten auf engsten Raum aneinandergedrängt in so einer Konservendose zu stehen. Da hatte ich noch gedacht, mir könnte heute nichts mehr den Tag versauen nachdem ich Leonardo getroffen hatte. Außerdem wie sollte ich da meinen Schatz, das Trikot vor diesen ganzen Leuten schützen.
"Ja, aber Marco und seine Verlobte sind doch schon längst weg.", brachte Karin mein Problem auf den Punkt. "Roman, zu wann hast du den Tisch im Acqua bestellt?"
Roman schaute auf seine Uhr und dann hilflos zu seiner Mutter "Für in zehn Minuten. Da schaffen wir es nicht vorher Jasi zu Marco zu fahren."
Karin schüttelte mit dem Kopf "Du Einfaltspinsel. Du lädst mich und Jasmin jetzt einfach zum Essen ein. Wir haben sowieso noch nichts gegessen. Der Tisch wird ja wohl für uns drei reichen. Und dann kannst du Jasmin nach Hause fahren." Das hörte sich ja mal richtig super an. Und mein Magen gab mir auch seine Zustimmung durch ein leichtes Knurren. Was noch viel besser war, heute hatte ich kein so enges Kleid wie beim letzten Mal im Acqua an. Das hieß ich konnte heute sogar etwas richtiges essen und nicht nur das Grünfutter nagen.
Roman grinste auf einmal "Genau so machen wir das. Darf ich die Damen bitten mitzukommen."
"Mensch Junge, lege doch mal dieses Gestelzte ab. Du bist wirklich der Zwilling von deinem Vater. Der nervt mich damit auch immer. Und jetzt hopphopp zum Auto." Ich musste grinsen, während Roman leicht rot anlief und erst seine Mutter und dann mich total verdattert anschaute und uns ergeben hinterhertrabte.

Das Essen war wirklich lecker. Und wie nicht anders zu erwarten hatten Karin und ich wieder den Großteil unserer Gespräche geführt und dabei eine Menge Spaß gehabt. Manchmal hatte auch Roman etwas dazu beigetragen und ich musste sagen, wenn er erst einmal etwas lockerer war, war er wirklich lustig und unterhaltsam.
"Magst du noch einen Nachtisch, Jasi? Die haben hier auch Mousse.", fragte mich Roman und zwinkerte mir zu. Warum dachte ich eigentlich genau jetzt an Schokokugeln?
"Gerne, aber ob die so gut wie deine ist, bezweifele ich.", gab ich grinsend zurück. Karin schaute zwischen uns hin und her und schmunzelte. Ich hatte jetzt keinen Plan warum, war aber auch egal. "Du kannst mir bitte eine bestellen und ich gehe mal schnell für kleine Jasis." Und schon flitzte ich Richtung Toilette. Nicht, dass ich nicht rechtzeitig zu meiner Mousse zurück war und die dann dachte, ich wollte sie nicht oder sich zurückgesetzt fühlte. Also brachte ich einen Blitztoilettengang hinter mich. Als ich zu unserem Tisch zurück kam, waren Karin und Roman in ein Gespräch vertieft und bemerkten mich überhaupt nicht. Ich bekam noch einen Teil der Unterhaltung mit
"Jetzt weiß ich auch, warum du Nico abgesagt hast für das Spiel. Du brauchtest die Karte für Jasmin."
"Nico war doch schon so oft im Stadion.", antwortete Roman und zuppelte an der Kapuze seines Shirts herum.
"Naja, man sagt seinem besten Freund doch nicht einfach nur so ab, um jemandem einen Gefallen zu tun. Er hatte doch sogar seinen Flug schon gebucht. Da ist doch mehr.", hakte Karin nach.
"Naja.....naja.... viel.....vielleicht...", fing Roman an. Warum stotterte der denn jetzt schon wieder so. Gerade wenn es spannend wurde. Und genau jetzt hatte mich Karin auch entdeckt "Da bist du ja wieder, Jasmin.", unterbrach sie ihren Sohn. Toll ich hätte so gerne noch ein wenig länger gelauscht. So ein Mist aber auch. Obwohl, es war schon ziemlich interessant, was ich gehört hatte. Roman hatte also für mich extra seinem besten Kumpel abgesagt und nicht wie Erik mich dafür versetzt. Und das obwohl wir nur Freunde oder sogar Bekannte waren. Sofort wurde ich noch grummeliger auf Erik. Der könnte sich sowas von warm anziehen. Den würde ich sowas von im eigenen Saft schmoren lassen.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt