Kapitel 72

842 63 30
                                    


Ich stürzte aus dem Fahrstuhl und sprintete den Flur entlang. Irgendwo musste doch hier Zimmer 501 sein.
"Jasmin, hier.", hörte ich Karin hinter mir rufen. Das konnte doch nicht sein, dass ich da echt daran vorbei gerannt war. Ich stürzte also zurück. Martin öffnete gerade die Tür und Karin drängelte sich an ihm vorbei. Ich folgte ihrem Beispiel und war auf das schlimmste gefasst. Bestimmt lag Roman da an tausende von Schläuchen und Kabeln angeschlossen. Ich traute mich gar nicht zum Bett zu schauen und heftete meinen Blick auf den Boden.
"Was macht ihr denn hier?" Hallo, das war doch Romans Stimme. Mein Kopf schoss hoch und was ich da sah, ließ meinen Puls wieder in die Höhe schnellen. Roman saß im Krankenbett und schaute uns an.
Karin lief zum Bett "Junge, du hast uns vielleicht einen Schrecken eingejagdt."
"Wie geht es dir? Gibt es schon eine Diagnose?", schaltete sich jetzt auch Martin ein.
"Naja, mein Kopf brummt ein bisschen. Aber es ist nur eine Gehirnerschütterung. Ich muss zur Kontrolle noch über Nacht hier bleiben." Hatte der einen Knall, was hieß hier nur Gehirnerschütterung. So eine Gehirnerschütterung war doch auch gefährlich. Aber wenn er morgen früh schon nach Hause durfte, war es ja vielleicht doch nicht so schlimm. Die Ärzte würden doch kein Risiko eingehen. Der Knoten in meinem Magen löste sich, trotzdem hatte ich mich noch keinen Milimeter bewegt, seit ich das Zimmer betreten hatte.
"Jasi, schön , dass du auch gekommen bist.". Lächelte mich Roman an. Menno hatte der süße Grübchen. Am liebsten wäre ich jetzt auf ihn zu gestürzt und hätte ihn abgeknutscht. Aber das konnte ich ja wohl schlecht vor seinen Eltern machen. Außerdem wusste ich ja immer noch nicht sicher, ob er wirklich in mich verliebt war und nicht doch in eine andere Jasmin, schließlich nannte er mich ja immer Jasi.
Ich nickte ihm also nur zu und bewegte mich immer noch kein Stück. Karin schaute zwischen uns hin und her.
"Martin, komm lass uns mal nach Hause fahren, ich bin ziemlich müde und Roman geht es ja so weit auch ganz gut." Sie griff die Hand von ihrem Mann und zog ihn zur Tür. Martin schaute sie total verwirrt an "Ja, aber Jasmin..."
"Nichts ja aber.", unterbrach sie ihn. "Jasmin und Roman haben da noch etwas zu klären. Und wir klären draußen noch, dass Jasmin hier bei Roman übernachten kann, damit er nicht so alleine ist. So und jetzt mach den Mund zu, sonst zieht es und komm mit." Ich musste grinsen als Karin mir zuzwinkerte und Martin immer noch die Welt nicht verstand "Komm jetzt, ich erkläre es dir später." Karin zog ihren Mann jetzt aus dem Zimmer.
Ich schaute zu Roman, der mich anlächelte und auf sein Bett klopfte. Ich folgte also seiner Aufforderung und setzte mich auf die Kante von seinem Bett. Jetzt schlug mir doch mein Herz bis zum Hals. Ich schaute Roman genau an. Seine eine Gesichtshälfte war ziemlich gerötet. Da musste dieser Idiot ihn voll erwischt haben. Ich hob meine Hand und strich vorsichtig darüber.
"Tut das doll weh?"
Roman schüttelte den Kopf "Jetzt nicht mehr.", grinste er mich an und hielt meine Hand fest.
"Roman, ich muss was mit dir besprechen.", druckste ich rum. 
"Nicht jetzt, Jasi." Doch, ich musste das jetzt unbedingt klären. Ich war mir schließlich sicher, dass ich mich in Roman verliebt hatte und ich musste jetzt wissen, ob es ihm genauso ging und wirklich ich diese ominöse Jasmin war.
"Doch, Roman. Wir müssen das jetzt klären.", beharrte ich. "Ich will..."
"Scheiß drauf.", wurde ich unterbrochen und dann zog mich Roman in seine Arme und kam mir immer näher. Alles fing in mir an zu kribbeln als ich seine Lippen auf meinen fühlte. Ganz vorsichtig fuhr er mit seiner Zunge über meine Lippe und ich ließ sie mit meiner Kontakt aufnehmen. Boah, dieser Kuss war der absolute obermegahammer. Ich spürte, wie Roman in den Kuss grinste, als plötzlich ein Klopfen ertönte. Man, welcher Idiot störte denn jetzt? Die Tür wurde aufgerissen und meine ganz spezielle Freundin von der Anmeldung schneite mit einem Bett herein.
"Für Sie, Frau Bürki. Ich wünsche Ihnen beiden eine erholsame Nacht", schleimte sie jetzt. Roman schaute mich fragend an.
"Dein Vater hat behauptet ich wäre seine Schwiegertochter.", entschuldigte ich mich.
"Naja, mein Vater ist halt ein schlauer Mann. Und was noch nicht ist, kann ja noch werden.", zwinkerte mir Roman zu und küsste mich dann wieder. Ja, an den Gedanken könnte ich mich vielleicht sogar gewöhnen, wenn er mich weiter mit solchen Küssen verwöhnte. Nach einiger Zeit unterbrach Roman auf einmal abrupt unsere Knutscherei. Musste das jetzt sein? Ich wollte gerade protestieren.
"Sag' mal Jasi, was wolltest du eigentlich unbedingt klären?" In Romans Blick lag etwas ängstliches.
"Das hat sich schon erledigt.", grinste ich. Und wie sich das erledigt hatte.
"Komm jetzt rück schon raus damit.", quängelte er.
"Man, ich habe halt ein Gespräch mitbekommen, dass du in eine Jasmin verknallt bist und da wollte ich halt klären, ob ich das bin." Roman grinste nur und schon  wieder waren seine Lippen auf meinen. Diese nonverbale Antwort war mehr als deutlich, die verstand sogar ich, auch wenn ich ziemlich lange auf der Leitung gestanden hatte.
Jetzt schoss mir aber etwas durch den Kopf, was ich doch noch fragen musste. Also unterbrach ich diesmal den Kuss, was Roman unzufrieden brummen ließ.
"Was meintest du vorhin eigentlich mir scheiß drauf?"
"Naja, ich war mir ziemlich sicher, dass du mir ein wischst, wenn ich dich einfach küsse. Und dann habe ich gedacht, scheiß drauf, ich habe heute ehe schon mächtig was gegen den Kopf bekommen. Und außerdem haben alle gesagt, ich soll mal was riskieren." Wenn er so grinste, sah er wie ein kleiner Lausbub aus.
"Dann hast du mich also nur geküsst, weil du was gegen den Kopf bekommen hast?" So ein bisschen ärgern mustte ich ihn ja schon.
"Nein, das hat damit nichts zu tun. Ich habe dich geküsst, weil ich mich total in dich verliebt habe und das schon auf Ibiza." Mein Herz fing wieder an Polka zu tanzen. Das war die schönste Liebeserklärung die ich jemals bekommen hatte.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt