Kapitel 20

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"Hallo Süße, wie geht es deinem Fuß heute?" Erik kam in mein Zimmer gestürzt und drückte mir einen Kuss auf die Lippen ehe ich antworten konnte. Ich lag hier jetzt schon seit zwei Tagen und hielt meinen stets eisgekühlten Fuß in die Luft. Der musste schließlich bis Samstag wieder in Ordnung sein. Nicht, dass die noch auf die Idee kamen mich nicht ins Stadion mitzunehmen. Das fehlte mir ja gerade noch. Gestern war Roman extra vorbeigekommen und hattte mir die Eintrittskarte in meinen persönlichen Himmel gebracht, die jetzt sicher aufgehoben in meinem Nachtisch wartete.
"Mein Fuß ist schon fast der alte.", grinste ich als sich Erik jetzt neben mich plumpsen ließ. Gut, ganz schmerzfrei war ich noch nicht, aber wenn ich mich gut konzentrierte, humpelte ich gar nicht mehr und das reichte für das Stadion.
"Was wollen wir heute gucken? Lustig oder Action?" Erik war schon auf Netflix am suchen.
"Egal, entscheide du."
Ein Grinsen schlich sich in sein Gesicht "Wenn ich entscheide, wird es nicht jugendfrei und der Fernseher bleibt aus."
Upsala, was war denn heute mit meiner Kinderschokolade los? War heute hot chocolate Tag oder was? So richtig was dagegen hatte ich ja nicht, aber das musste er ja nicht sofort wissen. Er konnte sich ja auch ein bisschen anstrengen.
"Also ich bin für Action." Das war ja nicht gelogen. Ich hätte ja schließlich nichts gegen nicht jugendfreie Action später. Erik schaute mich leicht enttäuscht an. Seine Bäckchen hatten wieder einen rötlichen Schimmer.
"Okay, dann mache ich Transporter an." Auja, Jason Statham war wirklich heiß und schnelle Autos liebte ich. Nachdem der Film schon einige Minuten lief, rutschte Erik dichter an mich ran und legte seinen Arm um meine Schulter. Das fühlte sich doch schon einmal gut an. Ich kuschelte mich richtig in den Arm und versuchte mich trotzdem ganz auf Jason zu konzentrieren. Das gelang mir auch ganz gut bis zu dem Moment als Eriks Hände auf Wanderschaft gingen. Mein Childface  wollte heute wohl wirklich wie Columbus die südlichen Gefilde entdecken und erobern. Ich blickte kurz zur Seite. Erik starte gebannt auf den Bildschirm als wäre nichts passiert und er total an dem Film interessiert während seine Wangen glühten und seine Hände einen kurzen Stop einlegten. Das wäre doch gar nicht nötig. Ich musste grinsen. Na warte. Ich kann auch zum Entdecker werden. Ich hieß nicht umsonst mit Nachnamen Humboldt. Also fingen auch meine Hände an auf Entdeckungstour zu gehen. Ich spürte jetzt Eriks Blicke auf mir. Natürlich ließ auch ich mir nichts anmerken, grinste still vor mich hin während ich zum Fernseher starrte und stoppte meine Entdeckungsreise aber nicht. Man, der hatte aber auch trainierte Bauchmuskeln. Das war echt Waschbrett. Wer wollte da schon eine Waschmaschine haben. Ich spürte wie sich die Muskeln unter meinen Fingern leicht anapannten und Erik zischend die Luft einsog. Ups, das turnte wohl jemand ziemlich an. Ich schielte also zu Erik, der mich anstarrte wie ein hypnotisiertes Kaninchen. Was hatte der denn jetzt? Hatte der Angst oder was? Plötzlich bewegten sich auch seine Hände wieder weiter, aber diesmal nicht Richtung Süden sondern Richtung Norden und versuchten das BH-Land zu entdecken. Jetzt war ich aber kurz davor zu eskalieren als auch schon diese sagenhaft weichen Lippen auf meinen landeten.......

Heute war der Tag der Tage. Ich machte mich für das Stadion fertig. Ein Blick in den Spiegel sagte mir, dass ich dringlichst noch den Knutschfleck an meinem Hals abdecken sollte. Die Filmsession gestern mit Erik war irgendwie dann doch nicht sehr jugendfrei geendet. Mich sollte wirklich keiner nach dem Inhalt des Films fragen. Obwohl, glücklicherweise hatte ich Transporter ja schon ein paar Mal gesehen. Und ich fand Statham ja wirklich heiß, aber gestern war Erik eindeutig heißer. Wenn ich an gestern dachte, musste ich wirklich gleich wieder grinsen. Und alles in mir kribbelte. Obwohl, wenn ich daran dachte, dass ich gleich ins Stadion gehen und dort Erik sehen würde und dann vielleicht sogar noch meinen Leo persönlich traf, war ich nicht nur kribbelig sondern total aufgeregt. Ich könnte gerade die Wände hoch laufen.
"Jasi, bist du so weit? Wir wollen ins Stadion.", brüllte Franzi durch das ganze Haus. War ich so weit? Natürlich war ich so weit. Ich war noch nie weiter als jetzt. Ich riss also die Tür auf und stürzte die Treppe hinunter, um volle Pulle in Marco zu rennen.
"Mensch Jasi, mach' doch mal langsam, sonst endet das gleich wieder in der Ersten Hilfe.", knurrte Marco und rieb sich seinen Bauch, in dem ich versehentlich meinen Ellenbogen versenkt hatte.
"Sorry. Ich wollte nur nicht, dass wir zu spät kommen.", quietschte ich also schnell entschuldigend.
"Ist die eigentlich immer so chaotisch?", fragte Marco Franzi grinsend. Die nickte nur und grinste ebenfalls "Wenn es um ihren Leo geht schon. Hast du denn deine Eintrittskarte?"
"Na das wird Erik ja gar nicht gerne hören, nachdem er sich gestern so ins Zeug gelegt hat." Boah, den Kommentar hätte sich Marco ja auch mal sparen können. Na warte, Junge. Irgendwann kommt meine Revanche.
"Schau nur, was sie für eine gesunde Gesichtsfarbe hat.", lachte er jetzt auch noch. Das gab jetzt so was von sicher eine Revanche. Aber nicht jetzt. Jetzt gab es wichtigeres. Schnell schaute ich noch einmal in meine Tasche. Ja, mein Ticket lag dort artig und gut behütet. Ich schloss die Tasche wieder und streichelte kurz darüber.
"Schau nur wie glücklich sie strahlt und ihre Tasche wie einen Schatz hütet.", stieg jetzt auch noch Franzi mit ein.
"Also, ich habe mit unserem brasilianischen Kindergesicht abgesprochen, dass er nach dem Spiel zu dir in die VIP kommt und dir das Trikot höchstpersönlich bringt. Du musst also nur an deinem Tisch bleiben, damit er dich findet. Und es wäre schön, wenn du nicht total fangirlst und wie ein quietschendes Kängeruh um ihn herumhüpfst. So durchgeknallt wie der ist hüpft der sonst noch quietschend mit und ihr fliegt beide aus der VIP." Marco lachte sich fast schief. Scheinbar hatte er wohl gerade ein Kopfkino.
"Geht klar. Ich warte artig und leise am Tisch und werde mich benehmen." Mich würden garantiert keine zehn Pferde von diesem Tisch wegbekommen. Ich würde mich zur Not sogar an meinen Stuhl ketten. Ob ich das mit dem nicht hüpfen und quietschen schaffen würde war noch einmal eine ganz andere Sache, aber ich würde mein bestes geben. Nichts sollte mehr dazwischen kommen, dass ich meinen Leonardo persönlich traf und ein Trikot von ihm bekam.
"Ach übrigens, ich habe ihn mit seiner Frau auch zu unserer Hochzeit eingeladen.", grinste Blondi. Wow, konnte der jetzt nicht mal lieber sagen, ob er auch zugesagt hatte? Die Einladung alleine war ja noch nichts wert. Wie sollte ich das denn jetzt herausbekommen, ohne dass es für mich peinlich wurde.
"Er hat auch zugesagt.", grinste mich Franzi an. Das glaubte ich jetzt nicht. Heute konnte wirklich nichts mehr meinen Tag toppen. Ich musste mir jetzt unbedingt einen megahhammergeilen Fummel für Franzis Hochzeit besorgen. Ich konnte da ja schließlich nicht irgendwie erscheinen, wenn Leonardo kam. Ich wollte ja nicht neben seiner Frau wie Aschenputtel aussehen und nebenbei könnte ich ja auch Erik ein wenig beeindrucken. Das war doch mal ein Plan.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt