Kapitel 70

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Heute war wieder Champions League angesagt. Der BVB spielte gegen Totemham. Die Chancen noch weiter zu kommen standen ziemlich schlecht.
Seit gestern war Karin und ihr Mann zu Besuch. Martin war genauso nett wie der Rest der Familie. Aber ich musste zugeben, dass Roman sehr viel von ihm hatte. Auch er war eher zurückhaltender als seine Frau. Die beiden wollten ihren Sohn bei diesem wichtigen Spiel unterstützen. Da Roman heute mit Sicherheit keinen kaputten Rücken gebrauchen konnte, schlief er also wieder bei mir und seine Eltern in seinem Zimmer.
Ich wurde durch das Klingeln des Weckers wach. Als ich meine Augen öffnete, schaute ich sofort in zwei braune Schokokugeln, die mich anstarrten.
"Beobachtest du mich? Seit wann bist du denn schon wach?"
Roman fuhr sich durch die Haare. "Schon ein Weilchen. Ich konnte einfach nicht mehr schlafen."
"Warum denn nicht. Du brauchst deinen Schlaf, damit du nachher wieder fit bist umd super hälst."
"Keine Ahnung, aber irgendwie habe ich so ein ganz blödes Gefühl. Bestimmt greife ich heute wieder daneben. In jedem Champions League Spiel habe ich bis jetzt Mist gebaut. Also warum sollte es heute besser werden? Und dann geht wieder der ganze Scheiß mit den Hatern los. Das hat doch alles keinen Sinn. Vielleicht solte ich einfach hinschmeißen." Oh man, das knabberte ja alles ganz schön an ihm. Mir musste jetzt ganz schnell etwas einfallen, um ihn wieder aufzubauen.
"Hör auf so einen Müll zu labern. Du schmeißt hier gar nichts hin, höchstens dich, um einen Ball zu halten. Du warst die letzten Spiele super und hast der Mannschaft den Arsch gerettet und genau das wirst du heute auch wieder machen. Du bist der beste Torwart, den ich kenne und jetzt beweg deinen Knackarsch aus dem Bett und mache dich fertig, damit du rechtzeitig bei der Mannschaft bist." Roman schaute mich mit großen Augen an. Aber ich hatte nicht gelogen, er war der beste Torwart den ich kannte. Genaugenommen kannte ich ja keinen anderen, aber das musste er ja nicht wissen. War meine Ansprache jetzt vielleicht doch zu direkt?
"Du findest wirklich, dass ich einen Knackarsch habe?" Och nö, das war ja mal wieder typisch Mann. Das war wieder alles, was er mitbekam.
"Joa, und jetzt Abmarsch." Roman sprang auf und lief pfeifend ins Bad. Ich stand auch auf und lief Richtung Küche, wo ich schon ein Klappern hörte.
"Ach Jasmin, setz dich, das Frühstück ist schon fertig.", wurde ich fröhlich von Karin begrüßt. "Du sitzt doch heute auch wieder mit uns zusammen?"
"Ja, ich weiß zwar nicht wie Roman das hinbekommen hat, aber ich sitze bei euch."
"Wenn unser Sohn etwas will, kann er sehr überzeugend sein, genau wie sein Vater.", mischte sich jetzt Martin ein.
"Und manchmal kann er sich auch genauso wie sein Vater selber im Weg stehen.", schmunzelte Karin. Die Schippe, die Martin jetzt brummend zog, die hatte sein Sohn definitiv von ihm geerbt. Dieser Sohn kam jetzt fröhlich pfeifend in die Küche gelaufen.
"Was hast du denn mit dem angestellt. So fröhlich ist der ja sonst nie morgens?" Karin schaute mich fragend an. Ich hatte echt keine Ahnung, also zuckte ich mit den Schultern.
"Das solltest du jedenfalls öfter machen, egal was es war.", zwinkerte sie mir zu. Roman schaufelte sich schon sein Müsli rein, bevor er wie von der Hummel gestochen aufsprang.
"Scheiße, ich muss ja gleich los." Und schon war er weg. Kurze Zeit später kam er wieder in die Küche gestürzt und drückte seiner Mutter und seinem Vater einen Kuss auf die Wange. "Bis heute Abend, drückt mir die Daumen." Und dann bekam ich auch schon einen Kuss aufgedrückt und Roman flitzte aus der Küche. Was war das denn? Der musste ja wirklich völlig durch den Wind sein. So hatte er sich ja noch nie bei mir verabschiedet. Ich schaute ihm total irritiert hinterher.
"Na der steht ja heute unter Strom.", brummte Martin.
"Sagt mal, kennt ihr eigentlich eine Jasmin bei euch in Münsingen?" Das musste ich jetzt einfach einmal fragen. Vielleicht kam ich ja bei seinen Eltern weiter.
"Nein, also mir ist keine bekannt. Wieso?" Karin schaute mich prüfend an, während Martin nur den Kopf schüttelte.
"Ach nur so. Mir war so als hätten Nico und Daniel etwas von einer Jasmin erzählt." Das war jetzt schon ein bisschen blöd. Vielleicht sollte ich Karin noch einmal ganz alleine in Ruhe ansprechen. Obwohl bestimmt sprach Roman nicht mit ihr über Liebesdinge. Welcher Kerl sprach schon mit seiner Mutter darüber. Aber andererseits hatten Mütter ein Radar für so etwas.
"Ich gehe eine Runde joggen.", verabschiedete sich Martin.
Kaum das die Tür zufiel schaute mich Karin an "So und jetzt raus mit der Sprache. Was hat das mit dieser angeblichen Jasmin aus Münsingen auf sich?"
Okay, dann führten wir das Gespräch halt jetzt.
"Naja, ich habe halt mitbekommen, dass Roman total in ein Mädel verknallt ist. Und letztens habe ich halt ein Gespräch mitgehört und da ist der Name Jasmin gefallen."
"Du meinst, du hast gelauscht?", grinste Karin.
"Naja, vielleicht ein bisschen." Das war jetzt wirklich peinlich "Aber nur, weil ich Roman helfen wollte mit seiner Traumfrau."
Karin musterte mich "Und du weißt nur, dass sie Jasmin heißt, mehr nicht?"
Ich schüttelte den Kopf "Aber hier in Dortmund kenne ich niemanden der so heißt."
Karin fing an zu grinsen "Du kennst hier wirklich niemanden, der so heißt?"
Ich überlegte noch einmal kurz und schüttelte den Kopf. Mir fiel wirklich niemand mit dem Namen ein, so viel ich auch grübelte.
"Na, dann überlege mal noch einmal genau, Jasmin." Warum betonte sie denn meinen Namen jetzt so?  Hatte ich irgendetwas falsch gemacht? Sie schaute mich immer noch grinsend an. Okay, dann konnte ich ja eigentlich nichts falsch gemacht haben.
"Du stehst momentan gerade auf dem Schlauch, oder?"
Ich nickte nur. Scheinbar hatte mich Roman damit schon angesteckt.
"Na, wie heißt du?"
"Jasi." Was sollte denn diese blöde Frage.
"Nein, ich meine mit vollem Namen."
"Jasmin Humboldt." Wurde das jetzt ein Quiz? Ich hatte keinen Plan, wie uns das weiterhelfen sollte. Und schaute Karin fragend an.
"Du heißt also Jasmin.", zwinkerte sie mir zu.
Ich nickte wieder. Hallo, nö, oder? Sie glaubte doch nicht wirklich, dass ich diese ominöse Jasmin war. Obwohl, hatte Nico nicht gesagt, dass  Roman immer den besten Freund gab? Das tat er ja bei mir. Ich ging in Gedanken noch einmal das ganze Gespräch durch. Irgendwie passte das schon alles. Konnte es wirklich sein, dass ich gemeint war? Ich musste Roman heute unbedingt nach dem Spiel darauf ansprechen.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt