Kapitel 50

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"Prinzessin, warte ich mache dir die Tür auf." Marco sprang aus dem Wagen und rannte um das Auto. Man, der gab ja heute wirklich den Gentleman. Franzi rutschte schon auf ihrem Hintern hin und her als ihr Marco aus dem Auto half und ihr den Brautstrauß reichte. Er war wirklich schön geworden, genau wie das Herz auf der Motorhaube und die weißen und gelben Rosen harmonierten wirklich schön. Ich stieg auch aus und folgte den anderen. Die standesamtliche Trauung fand ja nur im kleinen Kreis statt. Also mit Eltern, Geschwistern und Trauzeugen. Irgendwie waren Roman und ich jetzt aber auch dabei. Wir liefen also alle in das Rathaus von Aplerbeck.
"Sie müssten sich noch einen Moment gedulden, wir haben heute etwas Verspätung.", wurden wir von der Vorzimmerdame des Standesbeamten begrüßt. "Es wird sich alles so um die 45 Minuten verzögern."
"Boah Junge, sind wir hier bei der Bundesbahn gelandet, wo die Selbstmörder auch eher verhungern als auf den Gleisen überfahren zu werden.", meckerte Marcel los.
"Tja, hättet ihr mal in Berlin geheiratet, da sind die Leute flotter.", steuerte Alex bei, während es sich alle im Warteraum bequem machten.
"Jetzt sitzen wir hier eine ganze Halbzeit rum. Da hätten wir ja auch noch zocken können." War klar, dass auch noch etwas von Felix kommen musste. Ich schaute zu Franzi, die neben ihrer Mutter saß und ziemlich blaß im Gesicht war. Sie würde doch wohl jetzt hier nicht abklappen oder mindestens genauso schlimm sich auf das Brautkleid kotzen. Das fehlte ja gerade noch.
"Marco, hast du die Ringe.", panisch sprang sie auf einmal auf und rannte durch den Raum zu Marco, der grinsend in seine Jackeninnentasche griff. Was tastete der denn jetzt so herum? So klein war die Schachtel doch nicht. Der Idiot hatte sie doch wohl nicht lose eingepackt.
"Brudi, sag jetzt nicht, dass das wahr ist?", baute sich jetzt Yvo vor ihrem Bruder auf, der auf einmal ziemlich wenig Gesichtsfarbe hatte. Er nickte nur kurz und bekam von ihr einen Klatscher ins Genick.
"Wo liegen sie?"
"Im Schlafzimmer auf dem Nachttisch.", kam es kleinlaut.
"Los Melli komm, wir müssen dem Kleinen mal wieder den Arsch retten. Papa schmeiß mal die Autoschlüssel her." Und schon ranten die beiden los.
Franzi lief wie ein aufgescheuchtes Huhn durch den Raum. "Das ist doch alles schon ein schlechtes Zeichen.", stammelte sie immer vor sich hin. Nö, das musste doch jetzt echt nicht sein. Eine Braut mit einer Panikattacke konnten wir ja nun gar nicht brauchen. Gut, sie setzte sich gerade zu Marco,  der sie in seine Arme zog. Vielleicht konnte er sie ja ein wenig beruhigen. Wieso war sie jetzt überhaupt so aufgeregt? Sie war doch sonst die Ruhe selber. Naja gut, sie heiratete, aber musste man deshalb so aufgeregt sein?
"Manu, weißt du noch bei unserer Hochzeit?", grinste Marcos Vater.
"Hör mir auf. Marco, dein Vater war echt dämlich genug mit einem abgelaufenen Ausweis da aufzutauchen. Deshalb hätten wir fast nicht heiraten können, wenn nicht im gleichen Haus noch die Meldestelle gewesen wäre, die aus Mitleid den schnell verlängert hat." Manu schüttelte grinsend den Kopf. "Und bei Yvo hatte der Trauzeuge seinen Ausweis vergessen. Also alles im grünen Bereich in unserer Familie."
"Marco hast du die Ausweise?", Franzi sprang hektisch auf während Marco schon wieder verzweifelt guckte.
"Nicht dein Ernst? Wir müssen sofort Yvo anrufen.", Franzi rannte hin und her. "Wo ist denn hier ein verdammtes Telefon."  Die konnte einen ja wirklich schaffen.
"Franzi, schau mal." Ich zog die Ausweise aus meiner Handtasche und wedelte damit vor mir herum.
"Wieso hast du die Ausweise?", quietschte sie.
"Weil du keine Handtasche hast und du sie mir vorhin in die Hand gedrückt hast, damit ich sie einstecke." Franzi setzte sich wieder auf ihren Stuhl und Marco griff ihre Hand und streichelte beruhigend ihren Handrücken.
"Sind die auch noch gültig? Zeig mal her." Schon wieder war sie aufgesprungen und kam zu mir gerannt, um sie mir aus der Hand zu reißen.
"Habt ihr eigentlich einen Ehevertrag gemacht?", fragte jetzt Franzis Vater.
"Scheiße Marco, wir müssen noch schnell einen Ehevertrag machen.", schon wieder rannte Franzi zu Marco. Die konnte einen ja wirklich streßen. Hatte hier niemand Baldriantropfen, um sie zu beruhigen? Obwohl dann war sie nachher zur Trauung wahrscheinlich eingeschlafen und wir bekamen sie nicht wach. Das fehlte ja gerade noch.
"Prinzessin, wir brauchen keinen. Wir trennen uns sowieso nie wieder.", grinste Marco und zog Franzi auf seinen Schoß und drückte ihr einen Kuss auf die Wange.
"Wie lange dauert das denn noch?", quängelte sie keine fünf Minuten später schon wieder. So langsam ging das wirklich an die Nerven. Wenn sie nicht aufsprang, dann zappelte sie auf dem Stuhl oder jetzt auf Marcos Schoß herum. Der Kerl tat mir echt leid. Heute früh hätte ich viel eher damit gerechnet, dass er hier so abdreht. Aber bei Franzi überraschte mich das wirklich.
"Noch 40 Minuten, wenn es keine Nachspielzeit gibt.", lachte Nik. Ihn schien das alles nicht so zu nerven, denn er beobachtete Franzi die ganze Zeit nur grinsend.
"Ich muss jetzt unbedingt noch etwas essen." Das war nicht Franzis Ernst.
"Prinzessin, was willst du denn essen?", war Marco natürlich gleich zur Stelle.
"Currywurst mit Pommes." Das war doch jetzt nicht ihr ernst. Ketchup und ein Brautkleid. Das konnte doch nur ein Fiasko geben.
"Auja, das nehme ich auch.", stieg natürlich gleich Alex mit ein und Schaufelbagger Felix durfte ja auch nicht fehlen "Man, ich habe auch voll Kohldampf." Marco tippte schon fleissig auf seinem Handy herum.
"Ich habe jetzt für uns alle was bestellt. Wird in 15 Minuten geliefert.", kam es auch prompt von ihm.
"Sauber Junge.", klopfte ihm sein Vater auf die Schulter und Franzi strahlte als hätte sie gerade den Friedensnobelpreis erhalten. Apropos Friedensnobelpreis, was machte eigentlich Roman? Ich schaute mich in dem Raum um.
Roman saß ganz ruhig in der Ecke und beobachtete alles. War ja klar. Halt, der beobachtete nicht alles. Der beobachtete mich. Als ich ihn anschaute, schaute er schnell weg. Dann hatte ich mir das eben doch nur eingebildet. Was hätte er auch für einen Grund haben sollen mich zu beobachten.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt