Kapitel 49

688 54 18
                                    


Nachdem Marco nun endlich ruhig gestellt war, konnte ich mich um Franzi und mein Aussehen kümmern. Da ja nun leider doch dank der lieben Germaine ein Reporterteam bei der Hochzeit anwesend war, mussten wir ja ein wenig mehr auf das Aussehen achten. Wir waren beide frisch geduscht und fingen an unsere Haare zu stylen. Das hieß in Franzis Fall, sie ließ die Haare einfach an der Luft trocknen.
"Wir hätten lieber doch einen Hair- und Make-up-Artist engagieren sollen.", brummelte ich als ich sah, wie Franzi mit der Wimperntusche herumfuhrwerkte.
"Spinnst du? Ich habe mich noch nie von jemandem anmalen lassen. Damit werde ich jetzt auch nicht anfangen, nur damit die Bild irgendwelche Fotos hat, die nicht einmal mehr nach mir aussehen. Heute ist Marcos und mein Tag und da will ich auch wie ich aussehen. So wie Marco mich kennen- und liebengelernt hat. Ich mache doch hier keine Show für irgendwelche Leute.", empörte sie sich. Eigentlich hatte sie damit auch total Recht. Sie sollte sich ja schließlich wohlfühlen.
"Also nur Wimperntusche und Lippenstift? Oder soll ich mich noch um deinen Lidschatten kümmern?" Einen Versuch war es ja wert.
"Nix da. Netter Versuch, aber du weißt genau, dass ich keine Pampe in meinem Gesicht ertrage. Aber du kannst dich ruhig anmalen wie ein Indianer auf dem Kriegspfad." Franzi hatte sich schon immer über mich lustig gemacht.
"Und was machst du mit deinen Haaren, wenn sie trocken sind?" Vielleicht konnte ich sie ja da wenigstens zu einer hübschen lockigen Hochsteckfrisur überreden. Mein Lockenstab stand quasi schon in den Startlöchern und die Haarklammern liefen schon Amok.
"Ich lasse sie offen, wie immer." Franzi schaute mich fragend an "Was soll ich sonst machen? Einen Zopf?"
"Nö, ich könnte dir aber eine schöne Hochsteckfrisur mit ein paar Locken machen." Sie schaute mich skeptisch an.
"Aber nicht mit diesem Kleisterzeug festgeklebt?"
"Versprochen, kein Haarlack." So ein bisschen Haarspray zum Abschluß würde ich aber durchbekommen.
Ich machte mich also ans Werk....
"Das sieht echt toll aus.", schniefte Franzi begeistert als sie in den Spiegel schaute und umarmte mich. Ich hatte mir richtig Mühe gegeben und ihre Haare waren mir auch wohl gesonnen. Ein paar Strähnen mit Korkenzieherlocken umrahmten ihr Gesicht. Als ich jetzt sah, wie die ersten Tränen über die Wange liefen, war ich ehrlich gesagt zu frieden, dass sie kein Make up hatte. Das wäre jetzt schon futsch. Ich tupfte ihr kurz die Tränen von der Wange.
"Du hast hoffentlich wasserfesten Mascara genommen." Denn das waren mit Sicherheit nicht die letzten Tränen des heutigen Tages. Franzi grinste mich kopfnickend an "Was sonst."
An der Tür wurde geklopft und dann steckte auch schon Franzis Mutter den Kopf herein. "Braucht ihr noch irgendwie Hilfe?"
"Nö, wir sind so gut wie fertig. Jetzt müssen wir nur noch in unsere Kleider. Aber du kannst gerne hierbleiben, Mom."
Als erstes sprang ich also in mein Kleid.
"Jasi du siehst wirklich zum Anbeißen aus. Da werden Erik und Roman aus den Schuhen kippen, wenn sie dich sehen." Boah, was sollte denn der Spruch jetzt schon wieder?
"Franzi hat recht, du siehst wirklich extrem hübsch aus. Das Kleid ist wie für dich gemacht.", lächelte auch Franzis Mutter.
"So jetzt bist du dran." Ich öffnete den Kleidersack und holte das Brautkleid heraus. Franzi stieg vorsichtig hineine und streifte die dünnen Träger über ihre Schultern. Ich fing an ihren Reißverschluss zu schließen, als mir ihre Mutter zu zwinkerte.
"So ein Mist.", rief ich also.
"Was....was ist?", sprang Franzi sofort darauf an. Endlich mal war ein bisschen Bewegung in ihr. Für eine Braut war sie definitiv viel zu ruhig.
"Der Reißverschluß geht nicht zu." Ich musste mir das Lachen wirklich verkneifen, genauso wie Franzis Mutter, die mich angrinste.
Franzi rannte zum Spiegel und drehte sich davor. "Ich kann doch gar nicht so viel zugenommen haben."
Jetzt konnten wir uns das Lachen doch nicht mehr verkneifen.
"Boah, nee oder?", Franzi schaute uns an und fing auch an zu lachen "Ihr habt mich echt verarscht, oder?"
"Joa, vielleicht ein bisschen.", grinste ich "Und jetzt komm her und lass' mich das Kleid zumachen."
"Maus, du bist wirklich wunderhübsch." Franzi wurde von ihrer Mutter umarmt und bei beiden liefen die Tränen über die Wangen.
"Och, komm auch her.", schluchzte Franzi und ich wurde in eine Gruppenumarmung gezogen.  Irgendwie liefen bei mir jetzt auch die Tränen. Ich kannte Franzi schon ewig. Sie war so etwas wie meine Schwester und ich konnte immer noch nicht wirklich glauben, dass sie jetzt auf einmal heiratete und auch noch Mutter wurde.
"So, jetzt genug mit der Heulerei. Lasst uns die Männer erschrecken und zum Heulen bringen." Franzis Mutter klatschte in die Hände und marschierte zur Tür, während Franzi und ich noch einmal unsere Kleider zurecht rückten und uns vor dem Spiegel drehten.
Als wir die Treppe herunterkamen hörten wir schon ein Stimmengewirr aus dem Wohnzimmer. Die zockten scheinbar Fifa, so wie sich das anhörte.
Es war wirklich ein Bild für Götter, wie dort Marco, Roman, Nik, Franzis Vater und ihre Brüder auf der Couch hockten und wie gebannt auf den Fernseher starrten.
"Boah Nik, zeig es diesen Zecken.", meckerte Felix während Alex "Blau und Weiß wie eh und je.", sang. Seit wann waren die denn Hertha geschweige Fussball Fans.
"Mensch Marco, da musst du doch passen.", mischte sich jetzt auch Roman ein. Okay, es gab hier definitiv zwei Lager.
"Tor, Tor, Tor.", brüllte Marco und hüpfte wie wild zu Roman, der mit ihm einschlug "Borussia, Borussia", brüllten jetzt beide zusammen. Plötzlich schaute Roman erschrocken in unsere Richtung und stupste Marco mit dem Ellenbogen an. Sofort schaute auch Marco in unsere Richtung, ehe er angewieselt kam und Franzis Hand nahm und sie im Kreis vor sich drehte, so dass der Tüllrock nur so schwang. Hoffentlich wurde ihr von dem Gedrehe nicht übel, denn eine kotzende Braut würde uns jetzt gerade noch fehlen.
"Du...du ...du siehst wunderschön aus.", strahlte er, während sich auch bei ihm ein Tränchen auf den Weg machte. Dann zog er sie in seine Arme und küsste sie leidenschaftlich. Toll, der Lippenstift war jetzt mit Sicherheit futsch. Hörten die jetzt auch noch einmal auf zu knutschen? Hier waren auch noch andere Leute anwesend. Es schien als hätten sie alles um sich ausgeblendet. Na hoffentlich wurde das jetzt kein Softporno.
"Ay hört auf euch aufzufressen.", durchbrachen Alex und Felix mal wieder gleichzeitig die Stille.
Hinter mir hörte ich ein Räuspern. Ich drehte mich um und sah Roman, der mich anstarrte.
"Du,....ähm....du siehst auch wunderhübsch aus.", stotterte er und schaute mich immer noch an, während er an seinem Sakko mit den Händen herumzuppelte. Was hatte der denn jetzt?

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt