Kapitel 7

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"Und dir reicht wirklich nur der Salat mit Garnelen?", fragte mich Erik während er sich die nächste Gabel mit diesen wirklich extrem lecker duftenden Nudeln in den Mund stopfte. Gerade lief ihm ein kleiner Tropfen der sahnigen Sauce am Kinn entlang und ich fing fast an zu sabbern. Natürlich reichte mir der Salat überhaupt nicht. Keinem vernünftigen Menschen reichte dieser Salat. Oder hatte ich Hasenzähne? Und satt war ich nicht einmal ansatzweise. Aber ich hatte ja unbedingt dieses dämliche Kleid anziehen müssen. Wenn ich darin mehr als drei Schachtelhalme aß, platzte es aus den Nähten. Ich könnte mich ja sowas von ärgern, dass ich auf Franzi gehört hatte. Mein Magen grummelte auch schon heftigst mit mir. Er wollte mir damit wohl auch sein Unverständnis zu meiner Kleiderwahl mitteilen. Sehnsuchtsvoll schaute ich Erik an, der schon wieder eine Gabel in seinen Mund schob. Am liebsten würde ich ihm die Gabel aus der Hand reißen. Im Momemt versuchte ich es aber eher mit mentalen Kräften in dem ich sie hypnotisierte.
"Magst du mal probieren?", grinste mich Erik an und hielt mir die Gabel hin. Jeepie meine paranormale Seite schien wirklich sehr erfolgreich zu sein. Vielleicht sollte ich das auch einmal bei den Lottozahlen versuchen und sechs Richtige heraufbeschwören. Ich überlegte also nicht lange und schon war die Gabel in meinem Mund. Boah, das war ja noch leckerer als es duftete. Ich war kurz davor ihm einfach den Teller zu klauen als ich ein Räuspern hinter mir hörte. Warum schaute denn Erik jetzt so dezent genervt? Ich drehte mich um und sah Roman mit irgendsoeinem anderen Typen vor uns stehen. Okay, auf den Langweiler hätte ich jetzt auch verzichten können. Mein Gesichtsausdruck dürfte so in etwa dem von Erik gleichen.  Naja, vielleicht wollte er ja nur in der ihm angeborenen Höflichkeit uns begrüßen und verdummdiedelte sich gleich.
"Hallo Jasmin, hallo Erik.", kam jetzt die Begrüßung. Wie konnte ein Kerl nur so penetrant gestelzt und unlocker sein.
"Hey Bro, hey Nico." Erik schlug mit beiden ein. "Bist du auch mal wieder in Dortmund, du Sackgesicht." palaverte er jetzt diesen blonden Typen voll, der auch sofort in das Gespräch einstieg. Okay, dann war ich jetzt wohl erst einmal abgemeldet. Roman starrte mich die ganze Zeit an. Dachte der, dass ich jetzt mit ihm ein Gespräch anfangen würde? Ich schaute noch einmal sehnsüchtig zu dem Teller von Erik und dann zu Roman. Erik war so in das Gespräch mit Romans Kumpel vertieft, dass er seinen Teller völlig vernachlässigte. Das ging ja mal so gar nicht. So ein Teller und die armen kleinen Nudeln hatten doch auch Gefühle. Ich hörte sie förmlich jammern. Ich hatte jetzt also die Möglichkeit ein Gespräch mit Roman zu beginnen oder den armen Teller mit den Nudeln zu trösten, in dem ich ihm meine Aufmerksamkeit schenkte. Da ich ein Samaritergen in mir trug, war meine Entscheidung gefallen. Ich zog ganz vorsichtig Eriks Teller zu mir und kümmerte mich um die armen verlassenen Nudeln. Was guckte denn Roman jetzt so dämlich? Hatte ich irgendwo Sauce im Gesicht?
"Ay, wo sind meine Nudeln hin?", wendete sich jetzt doch mal wieder Erik unserem Tisch zu. Ups, die hatte ich wohl alle aufgegessen.
"Erik, schämst du dich denn gar nicht? ", griff Roman ein.
"Hää?" Erik schaute ihn an wie Bahnhof fährt ab, Zug bleibt stehen. So ganz wusste ich jetzt auch nicht, was dem Schweizer schon wieder missfiel.
"Du kannst doch nicht mit einer Dame essen gehen und sie nur mit so ein bisschen Grünzeug abfüttern und dann zum Mundraub zwingen, weil du gut isst. Hat dir denn niemand Manieren beigebracht?" Roman zog einen Stuhl an unserem Tisch vor und setzte sich ungefragt, aber kopfschüttelnd an unseren Tisch. Sein Kumpanie Nico folgte ihm gleich.
Ich fragte mich gerade, wer hier keine Manieren hatte und sich einfach zu uns pflanzte. Okay, das war es dann wohl mit unserem Arbeits-hoffentlich-vielleicht-doch-Date-Essen.
"Ay Alter, Jasi hat sich das Essen selber ausgesucht, also misch du dich nicht ein. Gucke mal, da hinten ist noch so ein schöner Tisch frei." Na holla, so hatte ich ja Erik noch nie erlebt. Ich musste sagen, die Seite gefiel mir aber recht gut. Roman schaute ihn verwirrtt an, während dieser Nico losgackerte.
"Ay Digger, wir haben hier wohl gerade ein Date gecrasht." Roman schaute schockiert von einem zum anderen und lief leicht rot an. Der war also nicht nur langweilig, sondern auch schnell peinlich berührt. Da bekam ich ja schon fast Mitleid, als er jetzt aufsprang "Soo...soorry.", stammelte und zu dem anderen Tisch lief. Egal, Hauptsache wir waren ihn los. Irgendwie hatte ich den Eindruck, dass er enttäuscht guckte. Der hatte sich wohl schon mächtig darauf gefreut den Abend in Eriks Gesellschaft zu verbringen.
"So, dann haben wir unsere Ruhe und können mit der Planung beginnen. Haben dir denn meine Nudeln geschmeckt?", grinste mich Erik an.
"Ging so.", grinste ich zurück und zog mein Notizbuch aus der Tasche.
"Also auf alle Fälle brauchen wir einen richtigen Junggesellenabschied für beide." War klar, dass Erik das wichtig war. Wir hatten jetzt schon genug Ideen für die Hochzeit gesammelt.
"Aber nicht so mit Stripper und Stripperin. Da drehen die beiden durch. Die bekommst du nicht einmal für einen Abend getrennt, so wie die aneinander kleben, müssen wir uns da zusammen etwas einfallen lassen." Erik fuhr sich nachdenklich mit seiner Hand durch das Gesicht. Mein Blick fiel zu dem Tisch an dem der Langweiler mit seinem Kumpel saß. Ich hatte irgendwie das Gefühl beobachtet zu werden. Dieser Kumpel schien ja echt eine Quasselstrippe zu sein, denn er textete den armen Kerl die ganze Zeit zu, während dieser mich wirklich anstarrte und beobachtete. Ich zwinkerte ihm zu und sofort wendete er den Blick ab. Ups, da hatte ich wohl jemanden erwischt.
"Du ich muss mal kurz für kleine Jasis.", informierte ich Erik und stand auf. Ich schaute mich nach den Toiletten um und stiefelte los. Natürlich musste ich an Romans Tisch vorbei.
"Du bist voll verschossen in die Kleine.", hörte ich seinen Kumpel auf ihn einreden "Da kannst du nicht immer nur starren, Junge. Da musst du mal aktiv werden. Mit deiner schweizer Zurückhaltung kommst du nicht weit."
"Aber ich kann sie doch nicht einfach so einladen.", widersprach Roman sofort.
"Dann lass dir was anderes einfallen, aber so geht das auf keinen Fall weiter. Dann sei halt immer hilfsbereit zur Stelle. Das kannst du doch sowieso am besten und nutze deine Chancen."
Ich lief schnell weiter. Manchmal war es ja doch ganz interessant zu lauschen. Oh mein Gott, der Typ war verknallt. Das arme Mädel tat mir ja jetzt schon leid. Er würde sie jetzt nach dem Rat seines Kumpels nicht nur zu Tode langweilen, sondern gleich noch mit seiner Hilsbereitschaft erdrücken. Na bravo.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt