Kapitel 24

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Mit meinen ganzen Hochzeitsplanungsunterlagen in der Hand trabte ich zu Franzi und Marco ins Wohnzimmer. Wie auch nicht anders zu erwarten, waren die beiden intensiv oral miteinander beschäftigt. Manchmal konnte man da schon neidisch werden. Naja, vielleicht sollte ich doch endlich mal wieder mit Erik sprechen und ihn nicht weiterhin ignorieren. Egal. Im Moment gab es wichtigeres zu erledigen und ich musste die beiden Knutschkugeln jetzt erst einmal trennen, damit wir die restlichen Details noch besprechen konnten.
"Oh, mein Gott.", kreischte ich los. Sofort drehten sich beide Köpfe erschrocken zu mir.
"Was ist passiert?", fragte Marco erschrocken, während ich grinste.
Franzi schaute mich erst überrascht an und grinste dann auch "Oh mein Gott. ", quietschte sie jetzt auch.
"Was ist passiert?", fragte Marco noch einmal und war jetzt schon fast einem Herzstillstand nahe.
"Nichts, Jasi wollte nur ihren großen Auftritt und unsere Aufmerksamkeit.", lachte Franzi sich fast schief, drückte Marco noch einen Kuss auf die Lippen und rutschte von Marcos Schoß.
"Ihr seid doch total bekloppt.", grummelte Blondi. Irgendwie hatte er ja damit recht, aber das war ja auch egal. Wir hatten noch einiges zu klären und nicht mehr all zu viel Zeit, denn Franzi musste ja heute auch noch zur Vorsorge wegen der Drops.
"Wir müssen langsam mal die Tischordnung festlegen.", grinste ich. Jetzt kam meine wichtigste Aufgabe. Ich musste meinen Platz am Tisch von Leonardo erobern. Bei dem Wort Tischordnung stöhnten die beiden auf.
Ich legte die ganzen Namenskärtchen und den Tischplan, den ich schon vorbereitet hatte, auf den Tisch.
"Die Arbeit habe ich schon bei Hertha behasst.", stöhnte Franzi als ich alles ausbreitete. Marco schaute kurz auf den Plan, griff sich die Karten und verteilte sie bunt.
"Fertig", grinste er als er keine mehr in der Hand hatte. Der war ja lustig. Hatte der heute einen Clown in seinem ekeligen Müsli, oder was?
"Da hätten wir ja auch gleich würfeln oder losen können. So geht das doch nicht." Der hatte doch wohl einen Knall. Da würde ich ja niemals mit Leonardo zusammen sitzen.
"Ja, warum eigentlich nicht.", fragte der jetzt auch noch wirklich.
"Weil man bestimmte Regeln einhalten muss.", griff nun auch Franzi ein.
"Wieso und welche?" Man, war der so dusselig oder tat der nur so. Als erstes natürlich die, dass Jasmin und Leonardo an einem Tisch saßen. War doch wohl klar, konnte ich so aber nicht sagen. "Na, am Tisch des Brautpaares müssen die Eltern, Geschwister und Trauzeugen sitzen. Und dann musst du auch eine gesunde Mischung an den anderen Tischen haben. Nicht, dass da welche zusammensitzen, die mit dem Besteck aufeinander losgehen." Marco schaute mich an und nickte nachdenklich, bevor er wieder die Namenskärtchen griff und sortierte.
"Das kann länger dauern. Ich hole mal was zum snacken und trinken für uns." War klar, dass Franzi erst einmal wieder an Nahrungszufuhr dachte. Diese Frau war momentan dauerhungrig, wenn sie nicht gerade über dem Klo hing und rückwärts aß, was mich bei der Zusammenstellung der Nahrungsmittel auch nicht im geringsten wunderte.
"Und habt ihr gestern ein hübsches Kleid bekommen? Wie sieht es aus?", fragte mich Marco ganz aufgeregt, kaum das Franzi aus dem Zimmer war. Wenn ich an den gestrigen Tag dachte, war ich immer noch der Verzweifelung nahe. Wir waren schließlich doch noch in dem Laden, den Roman rausgesucht hatte, in Düsseldorf fündig geworden. Memo an mich, ich musste mir unbedingt noch ein Dankeschön für ihn einfallen lassen, denn hätte er mich nicht so unterstützt, wäre ich wahrscheinlich in der Nervenheilanstalt gelandet. Ich nickte also Marco grinsend zu.
"Nu hau raus, wie sieht das Kleid aus.", quängelte er wie ein Kleinkind. Der war ja vielleicht niedlich. Dachte der wirklich, ich würde ihm das erzählen?
"Willst du ein Foto sehen?" Dafür bekam ich sofort ein wildes Kopfnicken. Ich glaubte es ja wohl. Wie konnte man nur so neugierig sein. Das Kleid war wirklich ein Traum, der genau zu Franzi passte. Als sie damit vor mir stand, sind uns beiden nur die Tränen runtergelaufen, weil sie so süss darin aussah. Diese dämlichen Schwangerschaftshormone müssen wirklich ansteckend sein, selbst Roman hatte leicht glasige Augen. Jetzt musste ich aber erst einmal Marco für seine Neugier bestrafen. Ich zog also mein Handy aus der Tasche und öffnete die Gallerie und suchte kurz. Ah, da war es. Das Foto von Franzi in weißen Jogginghosen und Hertha-Trikot. Ich hielt ihm das Bild unter die Nase.
"Haha, sehr lustig, Jasi.", war die angepisste Antwort.
"Finde ich auch, Mister ich-stecke-meine-Nase-in-Sachen-die-mich-nichts-angehen. Du willst doch wohl nicht, dass es Unglück bringt, weil du das Kleid schon kennst, oder?" Ich schaute ihn eindringlich an.
"Ist ja schon gut.", murrte Blondi als auch endlich Franzi wieder da war und wir mit der Tischordnung anfingen.
"So, jetzt haben wir das Fussvolk weg. Jetzt fehlt noch der Familientisch und die Trauzeugen. Wer soll eigentlich Trauzeuge werden?" Wir hatten wirklich schon die ganzen Mannschaftskameraden und die meisten sonstigen untergebracht. Das ganze hatte schon über zwei Stunden in Anspruch genommen und wir waren so langsam alle leicht genervt.
"Ich nehme Marcel.", haute Marco sofort raus und Franzi zog sofort mit "Nik" nach.
"Wie, du nimmst Nik. Ich dachte du nimmst Jasi oder einen deiner Brüder.", meckerte Marco auf einmal los. Was war das denn? Und wieso mich? Ich wollte artig bei Leonardo und nicht am Brauttisch sitzen. Schließlich hatte ich dort neben Erik ganz klammheimlich mein Namenskärtchen untergebracht. Marco sollte hier mal gar nicht querschießen. Es reicht doch, wenn ich schon die Planung machte, da brauchte ich doch nicht noch Trauzeugin werden.
"Tja, falsch gedacht. Was hast du gegen Nik? Er ist und bleibt mein bester Freund. Es war schon immer klar, dass er irgendwann diesen Job machen würde.", zickte Franzi. Was war denn jetzt hier auf einmal los?
"Na, der war wohl eher darauf aus meinen Job zu übernehmen.", motzte nun wieder Marco. Hola, da war aber jemand immer noch heftigst eifersüchtig. Ich schaute zwischen den beiden hin und her, die sich mittlerweile wie zwei Kampfstiere gegenüber standen.
"Reus, du Idiot. Wenn du es immer noch nicht begriffen hast, dass Nik nur mein bester Freund ist, kann ich dir auch nicht helfen.", brüllte Franzi jetzt. Eujeujeu, ich sollte lieber versuchen einzugreifen, bevor das hier noch ausuferte.
"Nik ist wirklich ihr bester Freund und wie soll sie denn sonst zwischen ihren Brüdern entscheiden. Ich mache doch schon die Planung. Und Marcel hast du ja genommen. Du entscheidest ja auch nicht zwischen deinen Schwestern.", versuchte ich also mein Glück.
"Das ist doch ganz etwas anderes. Marcel und ich sind schon seit Ewigkeiten beste Kumpels. Und das war schon immer so abgemacht.", kam die prompte Antwort von bella Bionda.
Franzi stapfte auf Marco zu und piekte ihm mit ihrem Zeigefinger in die Brust "Bei Nik und mir war das auch so abgemacht. Also spiele dich hier nicht auf wie der letzte Idiot."
"Du, meinst also ich bin ein Idiot.", schnaubte Marco "Aber ein Idiot mit Augen im Kopf. Ich weiß genau, dass dieser Stark dich eigentlich will."
"Dann solltest du mal zum Augenarzt gehen. Aber wenn du so viel Vertrauen hast, sollten wir es vielleicht einfach lassen. Und er heißt immer noch Nik, da brauchst du gar nicht so abwertend zu sein.", fauchte Franzi.
"Dann geh doch zu deinem Nik.", brüllte Marco sprang auf und verschwand Richtung Tür "Ich gehe jetzt jedenfalls zu Marcel bis du wieder normal bist."
"Verpiss du dich ruhig und werde erst mal wieder normal. Ich bin nämlich normal.", keifte Franzi und warf ein Sofakissen hinter Marco hinterher als auch schon die Tür zuknallte das sämtliche Scheiben wackelten.
Ach du heilige Scheiße, was war denn das jetzt.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt