Kapitel 87

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"Jasmin, kannst du heute bitte noch diese Unterlagen ins Stadion nach Gibraltar bringen. Die sind morgen für das Testspiel wichtig und ich habe noch ein paar Termine. Danach hast du dann bis morgen zum Spiel frei." Aki Watzke drückte mir eine Mappe und ein paar Autoschlüssel in die Hand "Mache dir doch mit Franzi zusammen einen schönem Tag dort. Hier sind ja sowieso die meisten in Quarantäne. Ich hoffe nur, dass die beiden Torhüter noch rechtzeitig eintrudeln, sonst müssen wir Teddy wieder ins Tor stellen.", lachte er. Ich war auf Grund meines Praktikums mit dem BVB ins Trainingslager nach Marbella geflogen. Franzi war auch mit Sondererlaubnis mitgekommen, weil Marco völlig am Rad gedreht hatte. Er hatte gedroht seinen Vertrag sofort aufzulösen, wenn seine schwangere Frau nicht mit durfte. Er wollte Franzi auf keinen Fall alleine in Deutschland lassen als klar war, dass ich auch mitkam. Roman hatte sich auch riesig gefreut mich mit zu haben. Er hatte schon unseren freien Nachmittag geplant und wollte jeden Abend einen romantischen Strandspaziergang mit mir machen. Genau, wollte. Denn ihn hatte gleich am zweiten Tag eine miese Grippe erwischt und er lag jetzt schon ein paar Tage im Bett. Ich hatte ihm also nur in meiner Freizeit Krankenbesuche abgestattet. Scheinbar hatten die geholfen, denn so langsam wurde er wieder fit und zockte schon den halben Tag an der Playsi. Aber für das Training und Spiel reichte es halt noch nicht. Dummerweise grassierte jetzt auch noch ein Magen-Darm-Virus, der die halbe Mannschaft lahm legte. Alle drei Torwarte waren also im Krankenstand. Morgen kamen dann die Torwarte der U23 und U19, damit das Testspiel überhaupt noch stattfinden konnte. Und dann ging es ja auch schon wieder nach Hause zurück. Ich ging los und suchte Franzi, die ich schließlich in unserem Zimmer fand.
"Los, zieh' dich an. Wir machen uns einen schönen Tag auf Gibraltar."
"Echt? Geilomatiko.", jubelte sie und sprang auch schon zum Schrank. Wir starteten also flott los.

"Die Preise hier sind ja wirklich der hammer. So billig habe ich noch nie Converse Chucks bekommen.", grinste Franzi und schaute auf ihre Hände in denen sie diverse Einkaufstüten hielt. Zu erst hatten wir die Unterlagen abgeworfen, um dann den Affen auf dem Hügel einen Besuch abzustatten. Zum Abschluß waren wir dann noch ziemlich erfolgreich shoppen. In meinen Händen befanden sich auch einige Tüten. Diese Einkaufsstraße hier auf Gibraltar hatte wirklich etwas. Witzig war auch die Mischung aus englischen und spanischen Einflüßen.
"So, hier haben wir ja alles abgeklappert, aber eigentlich ist es gerade mal  Mittag. Ich habe echt keinen Bock darauf schon wieder ins Hotel zurück. Und in Marbella kenne ich auch schon fast jeden Sandkorn." Franzi schaute mich an "Weißt du, dass ich unwahrscheinlich gerne mal nach Afrika rüber würde. Irgendwie fasziniert mich der Anblick. Ich möchte da unbedingt hin."
Ich musste zugeben, mich faszinierte der Anblick der Berge auf der anderen Seite der Straße von Gibraltar auch. Man hatte fast das Gefühl rübergreifen zu können, so klar war die Luft heute. Man konnte selbst die Häuser und Windräder auf der anderen Seite sehen. In meiner Vorstellung war Afrika halt immer Sahara und Savanne, aber nicht grün und Gebirge. Ich zog mein Handy aus der Tasche.
"Was machst du denn jetzt?" Franzi hing ihren Kopf auch über mein Smartphone.
"Na gucken, wie wir da rüber kommen, du Dumpfbacke. Was sonst?" Franzi fing an zu grinsen und zog auch ihr Handy aus der Tasche. "Hast du deinen Pass mit?"
Ich nickte. Natürlich hatte ich den mit.
"Na supi, dann lass' uns schnell nach Tarifa fahren. Wenn wir uns beeilen, bekommen wir noch die nächste Fähre nach Tanger." Ich schaute Franzi an. Das war perfekt. Wir machten uns also flott auf den Weg.

Franzi und ich hatten uns einen Platz an Deck gesucht.
"Wenn der Wind dir so um die Ohren bläst, erinnert das irgendwie an unsere alten Zeiten. Vermisst du auch manchmal unsere kleine Alex?" Ich schaute zu Franzi, die sofort nickte. Wir hatten unser kleines Segelboot wirklich geliebt, aber irgendwann hatte uns dann einfach die Zeit dafür gefehlt.
"Nächsten Sommer, wenn die Drops da sind, müssen wir unbedingt mal wieder segeln gehen." Wir schauten zu, wie die Fähre anlegte.
"Na los, dann laas' uns mal Marokko erkunden." Ich zog Franzi hoch und wir verließen das Schiff. 
"Hast du eine Ahnung, wo wir hin müssen?"
Franzi schüttelte den Kopf "Nö, keinen Plan. Guck doch ins Handy."
"Bist du bekloppt, das ist doch hier nicht mehr EU." Da hatten wir gar nicht dran gedacht. Schnell zogen wir unsere Handys aus der Tasche und schalteten sie aus.
"Komm lass' uns einfach ein Taxi nehmen. Dein Englisch ist doch ganz pasabel."
Ich schaute zu Franzi "Blondi hat schon auf dich abgefärbt. Wir sind in Marokko, da kommst du mit französisch weiter als mit englisch." Jetzt fing sie auch an zu lachen "Na, dann lass' uns mal schauen, was von dem guten Weidemann noch bei uns hängen geblieben ist. Wir hatten doch nicht umsonst Französisch Leistungskurs. Wäre doch gelacht, wenn wir das nicht gewuppt bekommen." Franzi marschierte also auf das nächste Taxi zu "Bonjour, monsieur."und schon plapperte sie den armen Kerl voll, der dann irgendwann nickte und den Motor startete.
"Los, komm steig ein, du Nulpe." Ach, war meine Freundin mal wieder charmant. Ich folgte aber ihrer Ansage und setzte mich in das Taxi. Es dauerte keine Minute, das heißt ich hatte mich noch nicht einmal angeschnallt als der Kerl auch schon losfuhr. Also falls sich jemals jemand fragen sollte, wer Vorbild für die Figuren in Mario Cart war. Ich wusste es jetzt. Franzi klammerte sich auch in den Sitz als er um die Ecken pfefferte.
Mein französisch Vokabular an Schimpfworten war auch ziemlich schnell wieder aufgefrischt. Ich atmete erleichtert auf, als er an den Straßenrand fuhr und sich dann zu uns umdrehte.
"Zahlt ihr in Euro oder in Dirham?" Wieso sprach der mit uns deutsch?
"Euro.", brachte ich gerade noch raus und reichte ihm einen zehn Euroschein."Passt so.", setzte ich noch schnell nach. Scheiße, wir hatten ja gar kein Geld getauscht. Hoffentlich waren die hier alle so flexibel oder unser erster Weg führte uns in eine Wechselstube, denn so langsam wurde es mal Zeit für Speis und Trank. Es war ein Wunder, dass Franzi noch gar keinen Terz machte.
"Wieso kannst du deutsch und ich quäle mich auf französisch ab?", brach es jetzt aus ihr heraus. Joe, le taxi grinste "Ich wollte dir nicht den Spaß verderben. Ich habe in Deutschland studiert, da lernt man die Sprache schon. Übrigens müsst ihr nur die Straße da nach links und dann seid ihr in der Medina. Lasst euch aber nicht über den Tisch ziehen."
"Wenn du studiert hast, warum fährst du Taxi?" Das interessierte  mich jetzt schon.
"Naja, von Kunstgeschichte alleine kann man nicht leben. Wollt ihr heute noch wieder zurück?" Wir nickten.
"Soll ich euch nachher wieder hier abholen? Wann wollt ihr denn an der Fähre sein?"  Franzi und ich schauten uns an. "Unsere Fähre geht um 20 Uhr."
"Okay, dann hole ich euch hier um 19.30 Uhr ab. Das schaffen wir dann lässig. Ich bin übrigens Mo." Bei seinem Fahrstil garantiert.
"Alles klar, dann bis später, Mo." Und schon schoss er wieder mit quietschenden Reifen los.
"Na dann lass' uns die Altstadt von Tanger rocken." Franzi hakte sich bei mir ein und zog mich mit.

Nicht jeder Schuss ist ein Treffer  ✔ Teil 2Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt