Kapitel 6

4.6K 125 16
                                    

April

Ich sah das Licht, es war so wunderschön. Wie betäubt lief ich darauf zu, jetzt konnte ich sogar meinen toten Hund erkennen, meine Oma. Sie lächelte mich an. Ich lächelte zurück. Es war vorbei, alles war vorbei. "Nicht April", sagte meine Oma als ich den letzten Schritt machen wollte, der mein Leben beendete. Doch ich nickte und sah sie an, genau das war es was ich wollte..
Sterben...
Glücklich sein...
Frei sein...
"Geh zurück April", sagte sie und sah mich mitleidig an. Doch ich schüttelte entschlossen den Kopf. Ich konnte plötzlich einen Windstoß spüren und blickte mich schnell um. Nein, das durfte nicht war sein. Eine Hand streckte sich nach mir aus und griff nach meinem Arm. Ich probierte ihn wegzuziehen, war jedoch zu langsam. Die Hand packte mich und zog mich langsam aber sich von dem Licht weg. Meine Oma und mein Hund drehten sich um und verschwanden. Das Licht wurde kleiner und ich wusste ich hatte überlebt. Leider!

Mein Körper fühlte sich schwach an und ich hörte ein penetrantes Piepen neben mir.
Na super, ich lebte wirklich noch. Ich probierte meine Augen zu öffnen, was mir jedoch nicht gelang, weshalb ich es dabei beließ. Ich spürte einen unangenehmen Druck in der Nase.  Die Tür öffnete sich mit einem quitschen. Können die mich nicht umbringen? Das wäre für alle eine Erleichterung. "April! Mach mal bitte die Augen auf!", vernahm ich eine fremde Stimme. Also strengte ich mich an und nach keine Ahnung wie vielen Versuchen klappte es auch. Das Licht war dämmrig und ich lag in einem Krankenhausbett. Komischerweise überkam mich diesmal keine Panik. Wirklich sehr merkwürdig. Eine Frau beugte sich über mich. Sie hatte braune Haare, grüne Augen und ein schmales Gesicht. "Hallo April! Mein Name ist Paula Martinson", stellte sie sich vor. Sie war sooo hübsch. Warum konnte ich nicht hübsch sein? "April?", fragte sie und sah mich an, verwirrt wandte ich mich wieder ihr zu.
"Du hast großes Glück gehabt, das du überlebt hast! Wirklich! Du hattest zweimal einen Herzstillstand, sowie einen Atemstillstand. Außerdem hast du sehr viel Blut verloren. Wir konnten dich gerade noch rechzeitig notoperieren. Außerdem hast du eine starke Nierenbecktenentzündung und hattest eine Raumforderung im Gehirn, diese haben wir schon entfernen können. Insgesamt lagst du drei Wochen im Koma. Und du bist total dünn gewesen, wir haben dich künstlich ernährt", teilte sie mir mit und blickte mich an.
Wahrscheinlich erwartete sie eine Reaktion. Da konnte sie lange warten. Ich hatte keine Gefühle mehr, und selbst wenn würde ich sie niemals zeigen. Nur ein Satz machte mich fertig und zwar ...wir haben dich künstlich ernährt... War das deren Ernst? Ich war sowieso schon so fett! Das einzige was ich empfand war Schmerz, und dieser Schmerz stand mir zu.  "April, sag mal bitte ehrlich seit wann es dir so schlecht geht? Und ob es dir jetzt besser geht?", sagte sie und blickte mich an. Ich reagierte nicht, ich blickte die Decke an. Dann, ganz langsam hob ich meine Hand und zeigte den Daumen nach oben. Ich würde ganz bestimmt nicht sprechen!
Etwas verwirrt sah Dr. Martinson mich an. "Und seit wann hattest du Schmerzen?", fragte sie dann. Ich zuckte mit den Schultern. "Wenn irgendetwas ist, drück bitte den Knopf, einer der Ärzte oder Schwestern wird dann sofort kommen", sagte sie und legte ihre Hand in meine, diese drückte sie kurz und verließ dann den Raum.
Ähhh ich würde ganz bestimmt nichts sagen. Langsam hob ich meine Hand und führte sie zur Nase, ich spürte einen Schlauch. Missmutig riss ich dran und zog ihn aus meiner Nase. Wie viele Kalorien ich wohl dadurch schon aufgenommen hatte? Das musste definitiv wieder weg! Wie könnte ich die Ärzte wohl am besten fragen wann ich hier raus darf? Ich wusste nichts. Ich erhob mich langsam und lehnte mich gegen das Kissen. Mein Blick fiel auf ein weißes Pflaster in meiner Armbeuge. Auch den Zugang entfernte ich mit einem Ruck. Blut tropfte hervor und ich musste lächeln, wunderbar. Ich lag eine Zeit einfach nur so da, dann öffnete sich die Tür erneut und ich drehte mich dorthin. Eine braunhaarige Frau stand dort im weißen Kittel. Sie hatte schulterlange Haare, ihre Augenfarbe konnte ich nicht erkennen. "Hallo April", sagte sie und setzte sich auf einen Stuhl nachdem sie die Tür geschlossen hatte. Ich nickte ihr nur zu und blickte sie misstrauisch an. "Ich heiße Charlotte, ich habe dich operiert", sagte sie und lächelte mich aufmunternd an. Ich nickte wieder nur. Das war ja schön für sie, aber was verdammt nochmal wollte sie von mir???, hämmerte es in meinen Gedanken. Ich öffnete meinen Mund und formte die Wörter 'Wann kann ich raus?', Charlotte blickte mich verwirrt an und gab mir einen Stift sowie einen Zettel. Ich schrieb also: Wann kann ich hier raus? Und gab ihr den Zettel wieder.
"Das weiß ich nicht genau, aber ich schätze zwei Wochen musst du schon noch hier bleiben", antwortete sie und lächelte wieder. "Seit wann kannst du nicht mehr sprechen?", fragte sie nun und zog die Augenbrauen hoch. Ich zuckte mit den Schultern, konnte sie nicht einfach gehen? Jedoch blickte sie mich weiterhin an. "Hast du das schon mal untersuchen lassen?", fragte sie dann und ich schüttelte den Kopf.
"Hmmm, ich werde mal mit Paula reden", sagte sie und verließ dann endlich den Raum.

Ich schlief noch etwas bis ich einen Druck an meiner Hand spürte. Ich öffnete die Augen und sah Dr. Martinson. Dr... Ärzte..., schoss es in meine Gedanken und ich fing an zu hyperventillieren. "Hey, ganz ruhig! Linda hast du die Infusion nicht ausgewechselt?", hörte ich sie fragen und eine Krankenschwester mit lockigen Haaren kam rein. "Doch?", sagte sie verwirrt. Die Ärztin beugte sich über mich und meine Panik wurde schlimmer, ich spürte ein Stechen und nach kurzer Zeit wurde ich ruhiger. "Sie hatte den Zugang draußen", erklärte die Ärztin dann. "Warum hast du das gemacht?", fragte sie dann und gab mir Papier und Zettel doch ich zuckte einfach nur mit den Schultern. Sie sah mich mitleidig an, was ich jedoch einfach ignorierte. Ich hatte beschlossen abzuhauen...

_________________________________________________________________________________________

Hey mein lieben!
Hier ein neues Kapitel für euch.
Wurdet ihr schonmal künstlich ernährt?
Ich leider schon, aber was solls?
LG Pauly❤

Und ewig werde ich rennen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt