Kapitel 44

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Pov Linea

Verzweifelt kämpfte ich mich durch das Unterholz. Das Blut rauschte in meinen Ohren und den Weg hatte ich schon bald aus den Augen verloren. Meine Gedanken kreisten einzig und alleine um April. Warum war sie abgehauen? Warum? Es ging ihr bei Paula doch gut? Oder nicht? Verwirrung mischte sich in meine Angst und ein Dorn verhakte sich in meiner Jeanshose. Seufzend zog ich diesen heraus und ging weiter. Das trockene Laub raschelte unter meinen Füßen. Normalerweise empfand ich dies immer als entspannend und schön, aber jetzt hatte ich dafür keine Zeit. Wenn Paula Recht hatte und sie wirklich eine Klinge bei sich hatte, dann war dies definitiv nicht gut!

Ich konnte April da nicht einschätzen, aber von meiner Mutter wusste ich, dass sie viel Scheiße erlebt hatte, deshalb ging ich mal davon aus, dass sie tief schnitt. Aber ich wollte April in keinem Fall verlieren. Auch wenn sie nicht redete war sie für mich eine sehr gute Freundin gewesen. Ach Gott, sie WAR natürlich eine sehr gute Freundin! Sie würde nicht sterben. Oder schnitt sie so tief? Verzweifelt probierte ich diese Gedanken auszusperren, meine Mutter hatte mir immer gesagt, dass man so lange wie möglich positiv denken musste und das sollte ich jetzt auch tun. Plötzlich klingelte ein Handy und für einen Moment hatte ich die Hoffnung, dass dies Aprils Handy war, dann stellte ich jedoch fest, dass es meins war. "Ja?", fragte ich nach, nachdem ich abgenommen hatte.

"Paula hat mich gerade angerufen, sie hat was herausgefunden", teilte mein Mutter mir mit und mein Herz schlug höher. "Was denn?", fragte ich daraufhin und wartete angespannt auf eine Antwort. "Na ja, sie war tatsächlich in einem Laden und hat sich eine Klinge gekauft", erklärte sie mir dann und ich schluckte hart. Das war sehr schlecht. "Ok, danke für die Info", sagte ich schnell, dann legte ich auf, wobei ich mein Handy Akku kurz piepen hörte. Ich machte mir aber nichts daraus und wandte mich wieder dem Wald zu.

Kurze Zeit später entdeckte ich jemanden. Meine Hoffnung stieg und ich rannte auf diese Person zu. "April?", rief ich laut aus, doch das Mädchen reagierte nicht. Die Äste schlugen mir ins Gesicht und ich blieb erneut in ein paar Dornen hängen, jedoch riss ich mich einfach los. Das war April! Darin bestand kein Zweifel! Aber sie reagierte nicht und das war schlecht. Endlich kam ich bei ihr an und ließ mich auf die Knie fallen. April lag in den trockenen Blättern, ihre Augen waren geschlossen und mein Blick schweifte zu ihren Armen. "Mist", fluchte ich, als ich feststellte das sie diese aufgeschnitten hatte. Vor allem ihr rechter Arm blutete stark und einige der Blätter wiesen schon eine starke Rotfärbung auf. Leicht panisch zog ich mein Handy heraus, um meine Mutter zu verständigen, danach würde ich einen Rettungsdienst rufen, immerhin wusste ich nicht was mit April los war. Ob sie schon zu viel Blut verloren hatte. Ich rief meine Mutter an und betete das sie endlich ran ging.

"Linea? Hast du sie gefunden?", meldete sie sich dann endlich von der anderen Seite der Leitung. "Ja... Ich habe sie gefunden, aber sie blutet stark", erklärte ich mit einer leicht zitternden Stimme. "Linea, ganz ruhig, ist sie ansprechbar?", fragte meine Mutter mich dann und ich schüttelte den Kopf, bis mir einfiel das sie dies nicht sehen konnte. "Nein, sie liegt hier einfach", erklärte ich ernst und strich April dabei leicht über den Rücken. "Fühl mal nach ihrem Puls", wies sie mich dann an und ich tat wie mir geheißen, ich kontrollierte auch die Atmung. "Puls und Atmung hat sie", sagte ich meiner Mutter dann. "Gut. Dann warte kurz ich ru..", fing meine Mutter an, dann war nur noch ein Piepen zu hören und ich blickte leicht panisch auf mein Handy. "Akku leer", flüsterte ich ungläubig, ich konnte nicht glauben, dass dies wirklich passiert war. Wieso hatte ich mein Handy nur nicht aufgeladen? Das konnte doch nicht wahr sein?

Ich legte mein Handy zur Seite und strich April erneut sanft über den Rücken. "Es ist alles gut, Hilfe ist unterwegs", probierte ich sie aufzumuntern, wer weiß vielleicht hörte sie mich ja... Dann zog ich meine Jacke aus und drückte diese auf ihren Arm, um irgendwie die Blutung zu stoppen. Tränen sammelten sich in meinen Augen und langsam fanden sie einen Weg nach unten. April sah so klein und schwach aus, außerdem musste sie doch frieren. Das Mädchen hatte weder Schuhe noch Jacke an und es war ziemlich kalt, zumindest empfand ich es so. Jetzt wo ich auch keine Jacke mehr an hatte zitterte ich stark, was ich zu unterbinden versuchte, damit ich mich voll und ganz auf April konzentrieren konnte.

Sie durfte nämlich in keinem Fall verbluten! Das würde ich mir nie verzeihen. "Komm wach auf", bat ich, als Aprils Augenlider für einen Moment zuckten und ich schlug dem Mädchen leicht auf die Wange. "Komm schon, du schaffst das April, sei stark", probierte ich es erneut

Hiermit präsentiere ich den ersten Teil des Osterlesenachmittags. Viel Spaß und schöne Ostern euch allen^^

Und ewig werde ich rennen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt