Kapitel 15

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"Na los, so schlimm war das letztens doch auch nicht", meinte Paula und ich verdrehte die Augen. Nein, überhaupt nicht, dachte ich mir traurig. "Na gut, jetzt wollen wir mal deine Temperatur messen", sagte Paula und lächelte mich zuversichtlich an. Wieder verdrehte ich die Augen. Dann maß sie meine Temperatur. "Sehr gut, nur noch erhöhte Temperatur", sagte Paula begeistert. Ich nickte. Was sollte ich auch sonst tun?

-Zeitsprung-

Zwei Wochen waren inzwischen schon vergangen. Heute würden meine Eltern mich aus der WG abholen, ich hatte Angst vor deren Reaktion... Paula und ich saßen auf dem Sofa und warteten darauf, dass geklingelt wurde. Ding ding, machte es draußen und ich zuckte erschrocken zusammen. Paula lächelte mich aufmunternd an und erhob sich dann, um meinen Eltern die Tür zu öffnen. "Hallo", hörte ich die Stimme meiner Mutter.

"Guten Tag, Martinson mein Name, kommen Sie doch rein", meinte Paula. Plötzlich kam Miriam die Treppe herunter und setzte sich zu mir. "Freust du dich?", fragte Miriam mich und lächelte mich an. Ich nickte ihr zu und setzte ein falsches Lächeln auf. Eigentlich war das gelogen, ich freute mich überhaupt nicht. Aber das war ja egal.

"April, schön das es dir wieder besser geht", sagte ihre Mutter und streckte ihre Arme aus. Das war so falsch wie nie und das wussten sie beide. Aber ich spielte mit und sprang meiner Mutter in den Arm. Ein Würgereiz überkam mich. Das war so ekelhaft... "Komm, wir gehen nach Hause. Übrigens vielen Dank, dass sie April hier aufgenommen haben. Sie hat solche Angst vor Ärzten und Krankenhäusern", sagte ihre Mutter fröhlich.

"Kein Problem", sagte Paula und lächelte. "Es war sehr schön mit Ihrer Tochter", sagte nun auch Miriam und grinste über das ganze Gesicht. "Kann ich mir vorstellen, auch wenn sie ja leider nicht so gesprächig ist", sagte meine Mutter und strubbelte ihrer Tochter durch das Haar. Also mir. Ich grinste, zwar so falsch wie immer aber na ja "In Ordnung, wir müssen los, bitte entschuldigt mich", sagte meine Mutter nun und Paula und Miriam verabschiedeten sich mit einem Nicken. Dann gingen meine Mutter und ich aus dem Haus heraus.

"Was fällt dir eigentlich ein?", zetterte meine Mutter gleich darauf los. Ich sagte natürlich nichts sondern blickte stumm zu Boden. Als wir zu Hause ankamen riss meine Mutter die Tür auf und stieß mich grob hinein. Da stand auch schon mein Vater und blickte mich finster an.

"Wo warst du kleine Schlampe?", schrie er wütend und funkelte mich an. Ich sagte wieder nichts. "Antworte mir gefälligst", knurrte er und ich bekam es langsam mit der Angst zu tun. Er trat näher an mich heran und ich schmeckte seinen von Alkohol bestückten Atem. Es widerte mich an. Dann holte er aus und verpasste mir eine saftige Backpfeife.

Entsetzt starrte ich ihn an. Ich wusste ja, dass er nichts von mir hielt, aber er hatte mich noch nie geschlagen! Noch nie! "Geh auf dein Zimmer und mach heute Abend was zu essen", knurrte er mich an und ich schlüpfte mit Tränen in den Augen aus dem Flur hinaus nach oben in mein Zimmer. Dort kauerte ich mich weinend zusammen und ließ meinen Gefühlen freien Lauf. Ich verstand es nicht, warum hatte er das getan? Ich schüttelte entsetzt meinen Kopf und ging in das angrenzende Bad, dort sah ich in den Spiegel.

Meine Augenringe waren verschwunden stattdessen waren sie nun rot und verquollen. Aber im großen und ganzen sah ich deutlich besser aus, seitdem ich zusammengebrochen bin und behandelt wurde. Ich griff nach einer Klinge die ich in einer Tasche hatte. Nun setzte sich ein Lächeln auf meine Lippen. Schmerz, das brauchte ich jetzt und zwar ziemlich dringend sogar.

Runde 2/10
Ihr seid weiter wenn ihr schon einmal im Krankenhaus wart

Und ewig werde ich rennen...Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt