Kapitel O1

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"Auf Wiedersehen Misses Bosworth und frohe Weihnachten im Voraus." Die ältere Frau nahm lächelnd ihre kleine Handtasche von dem Stuhl neben ihr und stand auf. "Frohe Weihnachten Kindchen." Schnell stand ich auf und lief um den Tresen herum.

"Warten Sie, ich helfe Ihnen." Misses Bosworth hakte ihren zitternden Arm bei mir ein und lief mit kleinen und langsamen Schritten an den Schreibtischen vorbei, durch den großen Laden zur gläsernen Eingangstür.

"Ich bringe dann das Geschenk für Ihre Nichte morgen bei ihr vorbei." Nickend setzte sich die ältere Dame einen Hut auf und ich öffnete die Tür für sie. "Danke..." angestrengt versuchte sie den Namen auf meinem Namensschild zu entziffern. "Em.. Emba...Eliana.. E..."

"Emilia." Half ich ihr schmunzelnd. "Danke Emilia. Sie müssen wissen das meine Brille etwas veraltet ist. Nehmen Sie es mir nicht böse." Ich schüttelte lächelnd meinen Kopf.

"Tschüss mein Kind." Mit ihrem Gehstock lief sie die zwei mit Schnee bedeckten Treppenstufen herunter und verschwand dann in der Menschenmenge. Ein paar Schneeflocken wehten mir entgegen weswegen ich fröstelnd die Ladentür wieder zu machte.

Ich arbeite in einem der größten Geschenke- Shops ganz Torontos. Jetzt, in der Vorweihnachtszeit war hier wirklich der Teufel los.

Ich lief an den vielen Schreibtischen, die im ganzen Laden aneinandergereiht waren, vorbei. Voll war es hier eigentlich immer, egal ob zur Weihnachtszeit oder nicht. Jeder brauchte schließlich Geschenke, denn Geburtstage waren über das ganze Jahr verteilt.

Zum Glück arbeitete ich nicht hier vorne im Verkaufsbereich, sondern in einer Abteilung ganz hinten im Laden. Die Verpackungsabteilung, auf die ich gerade zu lief, war wirklich immer relativ ruhig und nicht so stressig wie im vorderen Bereich. Mein Job war es Geschenke nach den Wünschen der Kunden zu verpacken, zu verzieren und sie manchmal auch an die angegebenen Adressen auszuliefern, wenn der Paketbote zu ausgelatest war oder es dringend war.

"20:00 Uhr! Endlich Feierabend!" Glücklich tänzelte meine Beste Freundin Amanda, die gleichzeitig auch meine Arbeitskollegin war, um mich herum. "Kommst du noch mit auf den Weihnachtsmarkt? Toby, Marcel und Juliette kommen auch mit." Ich schüttelte mit dem Kopf, klappte mein MacBook zu und packte es in meine Tasche.

"Sorry Am, aber ich muss nach Hause. Ich hab's Mum versprochen." Traurig zog sie ihren nur allzu bekannten Hundeblick, mit dem sie eigentlich so gut wie jeden überzeugen konnte.

"Tut mir wirklich leid! Morgen vielleicht ok?" Sie nickte enttäuscht und umarmte mich, wobei mich ihr überdimensional großer Schal fast erstickte. "Bis morgen Süße" Lächelnd schaute ich ihr hinterher wie sie um den Tresen herum lief und dann mit ihren hohen Stiefeln um die Ecke bog.

Schnell packte ich meinen Coffee To Go Becher ebenfalls in meine Tasche und schaltete dann das Radio, aus dem schon seit dem 1. Dezember nur Weihnachtsmusik trällerte, aus. Meinen roten Mantel, der um den Drehstuhl gewickelt war zog ich an und nahm dann meine Tasche vom Stuhl. Gerade als ich meinen Arbeitsplatz verlassen wollte kam plötzlich Anthony, mein anderer bester Freund, um die Ecke gelaufen.

"Emmi? Ich habe hier noch einen Kunden für dich." Er lächelte mich schief an. "Tut mir leid Tony, aber ich hab jetzt Feierabend und ich muss wirklich dringend meine Bahn kriegen." Ich wollte gerade um den Tresen laufen, als er sich auf einmal vor mich stellte.

"Es ist wirklich wichtig, Emmi. Er ist berühmt und so einen Hottie hast du noch nie gesehen." Ich schnalzte mit der Zunge und verdrehte lachend meine Augen, ehe ich ihm ein Küsschen auf die Wange drückte und mich an ihm vorbei drängelte.

"Ist mir echt egal ob ein Kunde berühmt ist oder nicht. Von mir aus kann jetzt auch der Papst vor mir stehen. Ich muss wirklich los, sonst schaffe ich meine Bahn nicht. Außerdem ist eine berühmte Person nicht mehr wert als wir, nur weil die vielleicht mehr Geld ha-" gerade als ich um die Ecke gelaufen war, knallte ich plötzlich gegen eine Person.

Affection [Shawn Mendes FF]Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt