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Nachdem wir ausgiebig geschmust haben erzähle ich Sebastian was mir bei Yggdrasil aufgefallen ist. „Es hat dort genau so seltsam gerochen wie im Herzen der Sphinx. Ich weiß hundert prozentig dass der Geruch nicht in die Herzkammer der Sphinx gehört. Und ich glaube auch nicht dass es Zufall ist dass es bei Yggdrasil genauso gerochen hat. Ich vermute dass der Dieb, der die heiligen Schriften entwendet hat eine Person ist. Sebastian nickt bewundernd. „Ich habe da oben nichts außergewöhnliches gerochen." gibt er zu. „Ob es ein Bewohner aus einer der anderen Welten war?" frage ich Sebastian nachdenklich. „Wie kommst du jetzt da drauf?" fragt Sebastian interessiert. „Weil du den Geruch nicht bemerkt hast. Das lässt vermuten dass der Geruch an Yggdrasil normal ist." Sebastian brummt nachdenklich. „Das klingt logisch. Nur was sollten die Elfen oder die Götter mit der Schrift des Ra? Und warum haben sie die Borke des Baldur entwendet? Sie hätten Sie doch auch so lesen können?" Wir grübeln noch lange über dieses Rätsel. Darüber schlafen wir bald ein.
Als Sebastian mich weckt ist es noch mitten in der Nacht. Ich grummle und fauche etwas weil er mich so früh weckt. Sebastian lacht leise sein bellendes Lachen. „Was glaubst du eigentlich wie spät es ist?" fragt er belustigt. „Keine Ahnung und es ist mir auch egal! Es ist noch dunkel!" Wieder lacht Sebastian. Wenn du darauf warten möchtest dass die Sonne aufgeht dann kannst du lange warten." Ich stecke verwundert meinen Kopf aus der Decke und schaue Sebastian an. „Wie meinst du das?" frage ich erstaunt. „Heute ist Midwinter. Die Sonne lässt sich erst nächsten Monat wieder blicken." sagt Sebastian gut gelaunt. Ich reiße meine Augen auf und starre ihn ungläubig an. „Hier wird es nie Tag?" frage ich entsetzt. Sebastian schaut mich liebevoll an. Er streichelt meine Wange und sagt mit einer ganz zarten Stimme: „Doch, Liebes. Nur im Winter ist es so lange dunkel. Ab nächstem Monat wird es wieder hell. Und im Sommer geht die Sonne gar nicht unter. An Midsommer ist den ganzen Tag und die ganze Nacht hell. Entgeistert schaue ich ihn an. „Und du bist dir sicher dass dieser Ort hier wirklich nicht schon zur Hölle gehört?" Sebastian lacht und sagt: „Ja, ganz bestimmt! Im Sommer ist es hier der Himmel auf Erden." Das nehme ich jetzt mal so hin. Ich schaue auf meine Handyuhr und bekomme einen Schreck. „Was?!? Es ist schon 13.00uhr?" Sebastian grinst über mein erschrockenes Gesicht. „Lass uns in die Sauna gehen." schlägt er vor. Ich frage ihn was das ist und er erklärt es mir. Ich höre nur „heiss" und bin sofort begeistert. Zu Sebastian und mir gesellen sich noch Fenrir, der kleine Koch, ein paar Kinder und Sebastians Mama. Als ich merke dass sie sich alle splitterfasernackt ausziehen wird mir schon anders. Ich entledige mich meiner Kleidung und folge den anderen in die Sauna. Sie scheinen sich so überhaupt kein klitzekleines bisschen voreinander zu schämen. Sebastian breitet ein riesiges Saunatuch auf der oberen Bank aus und sagt: „Oben ist es am wärmsten." Grinsend springe ich rauf und Strecke mich auf dem Handtuch aus. Endlich ist mir waaaaaarm! Hmmm! Wohlig schnurre ich ein bisschen. Und als Sebastian mir den Kopf krault glaube ich endlich dass ich der Hölle entflohen bin. Nach einer viel zu kurzen Weile gehen alle raus in den Schnee. Dort ist anscheinend ein See und ein Irrer hat ein Loch in das Eis geschlagen. Zu meinem großen Entsetzen springen alle in das kalte Wasser. „Komm! Es ist schön!" sagt Sebastian als er lachend wieder auftaucht. Ich schaue ihn entsetzt an und der kleine Benjamin lacht Sebastian aus. „Deine Katze wird das Eis nie schön finden!" sagt er und ich sehe in Sebastians enttäuschtes Gesicht. Nun gut! Denke ich. No risk no fun. Gestern habe ich mein Leben beim Eisbärenkampf riskiert heute werde ich in einen zugefrorenen See springen. Ich mach's für Sebastian! Ich nehme Anlauf und springe neben Sebastian ins Wasser. Ich würde gerne aufhören hier zu erzählen weil ich gestorben bin aber ich bin nicht gestorben auch wenn es sich so angefühlt hat. Dieses unglaublich kalte Wasser ist einfach überall. Oben, unten, rechts, links. Vor lauter Schreck habe ich die Orientierung verloren und versuche wieder an die Oberfläche zu kommen. Leider ist es überall dunkel. Ich mache ein paar Schwimmzüge und dann stoße ich mir den Kopf an etwas hartem. Das Eis! Über mir ist das Eis und ich kann nicht mehr an die Oberfläche. Ich sehe schon mein Leben an meinem inneren Auge vorbeiziehen als mich plötzlich eine Hand packt und ein paar Meter zieht. Mein Kopf taucht auf und ich schnappe panisch nach Luft. Sebastian und Fenrir haben mich über Wasser gezogen. Nun beeilen sie sich mich aus dem See zu ziehen. Fenrir ist aufs Eis geklettert und nimmt mich entgegen. Er nimmt mich auf seine Arme und geht rasch mit mir wieder in die Sauna. Sebastian ist zeitgleich mit seinem Vater an der Tür und reißt die für uns auf. Fenrir setzt mich auf der Holzbank ab und ich schaue ihn panisch an. Er schaut mich an und fragt: „Hast du Schmerzen beim Atmen?" Ich schüttle den Kopf. „Dann atme Kind!" Ich nicke aber ich kann nicht atmen. Ich merke wie ich panisch werde weil ich keine Luft bekomme. Fenrir schlägt mir mit voller Wucht ins Gesicht und ich kann nichts machen als ihn weiter panisch anzustarren. Wenn mein Onkel zugeschlagen hat dann hat mein Gesicht anschließend gebrannt. Diesen Schlag habe ich kaum gespürt. Sebastians Mama nimmt mich in den Arm und sagt sanft: „Atme aus, Kätzchen." Dabei drückt sie mir sanft auf die Brust. Ich zwinge mich auszuatmen und dann kann ich endlich meine Lungen mit frischer Luft füllen. Sebastian sieht aus als würden ihm gerade ganz viele Steine vom Herzen fallen. Er nimmt mich in den Arm und sagt: „Mann, Liebes! Hast du mir einen Schrecken eingejagt!" „Der kleine Wolf der das ganze mit vor Entsetzen geweiteten Augen beobachtet hat schüttelt sich und fragt dann grinsend: „Und? Wars schön?" Ich nicke und sage: „Ja, das mache ich später noch einmal." Die Wölfe schauen mich verwundert an. Nur der Kleine versteht dass es ein Scherz war und fängt an zu lachen. Sein Lachen klingt viel heller als Sebastians aber genau so bellend und heiser. Zum Glück stimmen die anderen ins Lachen ein. Sebastian legt mich wieder auf die oberste Bank. Dieses Mal setzt er sich so dass ich in seinem Schoß liegen kann. Die Wölfe erklären mir was ich falsch gemacht habe. Ich hätte nicht so schräg in das Loch springen dürfen. Und schon gar nicht mit so viel Schwung. Beim nächsten mal soll ich vorsichtiger springen und ohne Anlauf. Ich nicke und als allen unerträglich heiß ist und ich mich gerade wohl fühle gehen wieder alle zum Eisloch. Sebastian sagt sanft: „Du musst da nicht rein springen wenn du nicht willst." Ich will aber. „Doch, ich will schon. Fängst du mich auf?" Sebastian grinst stolz und nickt. Wir hüpfen aber Hand in Hand in das Loch weil ich Angst habe ihn los zu lassen. Fenrir knurrt anerkennend: „Ich hätte nie gedacht dass du noch einmal hier rein springst." er schaut mich stolz an. „Du bist eine gute Wahl! Du hast Mum in den Knochen und lässt dich nicht leicht unterkriegen!" Geschmeichelt senke ich den Kopf und Fenrir streichelt mir über die Haare. Er küsst meinen Kopf und Sebastian knurrt drohend. Fenrir lacht bellend. „Das war Katzensprache du Depp!" Sebastian zieht mich in seine Arme und nimmt mich wieder mit in die Sauna. Ich komme aus dem Grinsen nicht heraus. Fenrir scheint mich wirklich zu mögen. Er ist der einzige der sich die Mühe gemacht hat meine Körpersprache zu verstehen und dann auch noch halbwegs richtig zu reagieren. Ich grinse Sebastian an und gebe ihm einen Kuss. Der fragt: „Wozu ist der denn?" „Weil ich dich liebe." sage ich und lege mich wieder bequem auf die warme Bank.

Sebastian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt