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Sebastian und ich folgen Nicolae in sein zu Hause. Peter empfängt uns ungläubig. „Nicolae...." flüstert er nur. Der angesprochene lächelt sanft und man sieht dass es Brüder sind. Sie können beide so zart und andeutungsweise ihre Lippen zu dem lieblichen Schmunzeln verziehen das ihnen das unschuldige Engelhafte Aussehen verleiht. Die  Brüder führen uns nicht in eine Gruft sondern die Treppen rauf. Drogos Zimmer sieht genau so aus wie ich es in dem Traum gesehen habe. Sebastian legt das Buch das er aus der Sonnenpyramide geklaut hat zu den anderen auf den Schreibtisch. Ich trete zu Drogo ans Bett. Der Bub ist so wunderschön! Sanft streichle ich ihn und ich spüre den gleichen Ruck der durch seinen Körper geht wie es Nicolae hatte als ich ihn berührt habe. Ich beuge mich zu dem Knaben und ich lausche auf sein Herz oder Atem. Beides ist nicht da. Der Knabe ist völlig blutleer. Ich will ihn gerade küssen da schießt eine Erkenntnis durch meinen Körper: erstens haben weder Sebastian noch ich genügend Blut um ihn aufzufüllen und zweitens kann ihn nur der Kuss der wahren Liebe erlösen. Peter und Nicolae müssen ihn küssen. Ich richte mich auf und schaue in zwei eifersüchtige Gesichter. Peter und Nicolae hätten es nicht witzig gefunden wenn ich ihren Kleinen küsse. Ich wende mich zu Sebastian und frage: „Phoebus, meinst du deine Cousins wären einverstanden ihr Blut für Drogo zu geben? Wir beide haben nicht genug um ihn aufzufüllen." Sebastian brummt und ruft seine Cousins an. Er telefoniert mit ihnen auf Norwegisch. Dann fragt er mich: „Ist es okay wenn ihre Mates mitkommen?" „Ja, natürlich!" juble ich. Keine halbe Stunde später sind die vier Wölfe bei uns. Sie schauen sich interessiert um und mustern Nicolae von oben bis unten. Sie wissen wer er ist und ich wundere mich weswegen sie Sebastians Ruf gefolgt sind. Thomek schaut mich an und verbeugt sich andeutungsweise vor mir. Stefan ebenso. Sebastian erklärt mir: „Meine Cousins haben beschlossen zu unserem Rudel gehören zu wollen. Sie werden beide meine Beta." „Beide?" frage ich verwundert. Sebastian grinst und sagt: „Schon als Kinder waren wir die drei Musketiere. Ich wüsste nicht wen von beiden ich dem anderen bevorzugen könnte. Ich bin der Alpha mit zwei Betas." Ich schaue die beiden grinsend an. „Und der mit ner Katze als Luna." sage ich. Ich erkläre den anderen wie ich es mir vorstelle wie wir Drogo zurück holen: „Wir müssen ihn mit unserem Blut befüllen. Da er derzeit nicht saugen kann würde ich das über die Vene machen. Wir kippen jeweils einen Liter unseres Blutes in ihn hinein. Dann müsste sein Herz anfangen zu schlagen und seine Atmung wieder einsetzen. Seinen Geist müssen Peter und Nicolae rufen. Sie müssen ihn wach küssen." Das klingt simpel! Lacht Stefans Mate. Sie schaut sich Drogos Arme an und sagt: „Wie willst du da eine Nadel rein bekommen?" Ich grinse und zeige auf sein Herz. „Wie willst du da die Nadel rein bekommen ohne dass du ihm seine Knochen aufbrichst?" fragt sie und ich bin ratlos. Ich habe das gar nicht bedacht. Nicolae meldet sich ebenfalls zu Wort: „Luna?" flüstert er mir leise zu. Ich schaue ihn an. Wieso nennt er mich bei meinem Rudelnamen? „Ich bin von deinem Blut lebendig geworden. Du hast etwas in dir dass dein Blut nicht so schnell gerinnt. Ich glaube dass du die erste bist deren Blut Drogo braucht." „wie ist denn mein Blut in dich gelangt?" frage ich Nicolae. „Es ist viel dünner als Werwolfblut. Es ist mir sozusagen freiwillig in die Zähne geflossen. Ich habe es prickeln gespürt und dann konnte ich schon an Sebastian saugen. Ich schaue mir mit Nicolae zusammen Drogos Gebiss an. Die Fangzähne sind wie bei Schlangen nach hinten geklappt und richten sich erst dann auf wenn sie den Kiefer weit öffnen. Wenn dann Druck auf die Zähne kommt weil sie jemanden beißen entleert sich die Giftdrüse. Es ist faszinierend in solch einen Mund zu schauen. Automatisch nehme ich meinen Finger und halte ihn an Drogos halb aufgerichteten Fangzahn. Der ist rasiermesserscharf und ich verletze mich an seinem Zahn dass ich blute. Ich halte meinen Finger an den Zahn und das Blut steigt das Kapilarröhrchen hinauf. Ich merke wie der Tod und die Unterwelt sich öffnen. „Phoebus!" keuche ich und Sebastian hält mich fest und zieht mich von Drogo weg ehe ich in die Tiefe gezogen werde. Ich warte den Moment der Benommenheit ab und dann strahle ich die anderen an. „Es klappt! Ich habe gesehen wie sich die Tore zur Unterwelt geöffnet haben." Ich schaue Sebastian an und bitte ihn: „Pass auf mich auf." Dann stecke ich meinen Finger wieder in Drogos Mund damit mein Blut ihn befüllt. Stunden vergehen ehe etwas passiert. Sebastian hat mich in dieser Zeit kein einziges Mal aus den Augen gelassen und mich immer wieder von Drogo gezogen ehe ich selber durch die Tore der Unterwelt falle. Irgendwann beschließt er: „Luna, es ist genug. Ich bin dran." Er hält Peter seinen Arm hin und sagt: „Ich brauche dein Gift mein Freund." Peter beißt kräftig in Sebastians Arm, saugt aber keinen Tropfen. Sebastian hält seinen Arm an Drogos Zähne und es funktioniert. Nun rinnt sein Blut langsam in Drogos Körper. Drogos Geist weilt schon wieder in dieser Welt. Die Höllenpforte hat sich geschlossen so dass Sebastian nun in einem Zug Drogo füttern kann. Er sieht hoch konzentriert aus. Er streichelt Drogo liebevoll den Kopf während sein Blut in den Knaben fließt. Drogo bekommt zunehmend Farbe, Sebastian wird blasser. „Thomek, jetzt du!" sage ich als Sebastian auch dunkle Schatten unter den Augen bekommt. Thomek schluckt seine Angst herunter, hält Nicolae seinen Arm hin und lässt sich beißen. Dann nimmt er Sebastians Platz ein. Thomek schaut mich verwundert an. Er bemerkt das Gift das durch seine Venen rinnt und seinen Körper von innen streichelt. Das Gift lässt ihn verzücken. Er war darauf nicht vorbereitet und darum keucht er. Beinahe wäre er zusammengebrochen aber Sebastian hält ihn fest und ich halte Thomeks Arm an den Zähnen des Kleinen. Drogo bekommt nun richtig Farbe. Er ist nicht mehr kalkweiß sondern er wird blass wie ein normal kranker Mensch. Nachdem Stefan und die beiden Mädchen ihm noch ihr Blut geschenkt haben ist er rosig. Seine Lippen sind rot und seine Wangen glühen, er sieht noch schöner aus als vorher. Doch Drogos Herz schlägt nicht. Ich halte meine Hände an Drogos Schläfen um herauszufinden wie wir das Herz zum Schlagen bringen können. Sebastian haut ihm mit aller Wucht aufs Sternum. Ich merke wie Drogos Herz einmal zuckt. „Mach weiter!" Befehle ich. Sebastian kniet sich neben Drogo und fängt an den Oberkörper zu drücken. Er macht eine kleine Pause und ich puste Luft in Drogos Lungen. Sebastian drückt wieder. Immer abwechselnd wird reanimiert. Irgendwann sagt Stefan: Lass Peter und Nicolae Drogo küssen!" Sebastian und ich hören auf und tatsächlich schlägt Drogos Herz. Nicolae und Peter beugen sich zu ihm und küssen ihn auf den Mund, die Stirn, die Wangen. Sie küssen seine Hände und Finger und endlich schlägt der Kleine seine Augen auf.
Verwundert schaut er sich um. Dann zieht er ängstlich seine Decke bis zur Nasenspitze und schaut Nicolae an. „Was machen die alle in meinem Zimmer?" fragt er heiser. Nicolae streichelt ihm den Kopf und schaut ihn verliebt an. Er nimmt den Kleinen in eine beschützende Umarmung. „Die haben dich zum Leben erweckt." sagt er sanft. „Wo ist Viktor?" fragt Drogo verwundert. Peter massiert Drogos Arme und Beine damit die Starre aus den Extemitäten weicht. Nicolae erklärt Drogo dass Viktor ihn nicht wieder lebendig gemacht hätte. „Du weißt wie wütend er war als er uns in Flagranti erwischt hat. Liebe und Gefühle sind bei Vampiren das größte Verbrechen." erklärt er. „Er hat gesagt dass sich eher die Sonne um den Mond dreht als dass er dir dein Leben wieder gibt." Drogo nickt. Er erinnert sich an den Tag an dem Viktor das Leben aus ihm heraus genommen hat. Es war grauenhaft. Viktor hat Drogos Seele zerrissen damit ein Teil bei seinem Marmorkörper bleibt damit er das Leid erfährt das seine Liebsten wegen ihm haben. Drogo schaut sich um und sein Blick fällt auf mich. „Du bist die Luna die ich gerufen habe!" freut er sich. „Danke dass du gekommen bist." Sagt er mit einer zarten knabenhaften Stimme. Drogo setzt sich auf und schenkt mir eine Umarmung. „Für mein Rudel tue ich alles!" sage ich und erwidere seine Umarmung.

Sebastian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt