Fenrir hat die Tickets gekauft und uns geschenkt. „Lasst euch bald mal wieder sehen. Gerne noch vor Midsommer! Aber wenn ihr an Midsommer nicht kommt reiße ich euch den Kopf ab!" Lachend umarmen wir ihn und verabschieden uns. Fenrir umarmt mich fest und er flüstert mir ins Ohr: „ Lasst euch wirklich sehen, Kätzchen! Ich weiß dass du unseren Winter hasst, bitte schau dir unseren Sommer an. Ich bin mir sicher du wirst ihn lieben." Dann gibt er mir einen Kuss auf die Wange und Sebastian knurrt. Fenrir umarmt lachend seinen Enkel. „Du glaubst ja gar nicht wie gut mir deine Eifersucht tut!" Sebastian schaut seinen Opa fragend an und der erklärt: „ich musste unzählige Nächte auf der Couch verbringen weil du mein Bett blockiert hast um mit Oma zu kuscheln. Als du ein Pimpf warst hab ich mir das ja noch gefallen lassen aber Oma mit einem Mitte zwanzigjährigen im Bett kuscheln zu sehen war schon hart." Sebastian lacht und sagt dann: „Aber das ist noch lange keine Entschuldigung dass du meine Frau küsst!" Ich grinse weil Sebastian so eifersüchtig reagiert. Ich fühle mich geehrt. Der Pilot nimmt uns mit in seine Maschine. Wir winken Fenrir noch einmal zu und dann geht es los. Wir drehen eine Runde über das Gehöft von Sebastians Großeltern und dann fliegen wir Richtung Süden. Und dann geht die Sonne auf. Ich schaue aus dem Fenster und genieße es sie zu sehen. Ich habe das Gefühl dass ich endlich wieder atmen kann. Sebastian schaut mich traurig an. „Was ist Schatz?" frage ich und Sebastian muss bei denen Kosenamen lächeln. „Du hasst meine Heimat, stimmt's?" Ich denke ein bisschen darüber nach. Dann sage ich zaghaft: „Nein, ich hasse sie nicht! Die unendlich weite weiße Landschaft ist wunderschön. Für die Kälte bin ich nicht gemacht. Die kann ich nicht gut aushalten aber da kann das Land ja nichts dafür. Die Nordlichter waren das Schönste was ich jemals in meinem Leben gesehen habe. Ich glaube ich kann mich an deine Familie gewöhnen. Ich mag deine Großeltern und Benjamin. Besonderen Respekt habe ich vor Kathy. Sie hatte dich bei unserer Hinfahrt so ätzend ausgelacht dass du dir eine Katze als Partnerin geangelt hast. Und sie hatte dennoch die Größe sich bei mir zu bedanken nur weil ich mitgeholfen habe ihren Sohn zu beschützen." Sebastian schaut mich erstaunt an. „Mitgeholfen ist untertrieben! Ohne dich hätte sie kein Kind mehr!" Ich grinse Sebastian an. „Doch, sie ist schwanger." Sebastian schaut mich mit seinen riesigen, bernsteinfarbenen Kulleraugen ungläubig an. „Das hätte sie gesagt!" sagt er. Ich lächle und sage: „Sie weiß es wahrscheinlich selber noch nicht. Ich kann es aber riechen dass sie empfangen hat." Sebastian staunt nicht schlecht. „Ich finde es toll dass du meiner Heimat eine Chance gibst. Ich fahre mit dir im Sommer her damit du dich verlieben kannst." Ich schaue in sein begeistertes Gesicht und freue mich darauf. „In der Sonne strahlst du." sagt Sebastian. „Ich strahle auch wenn ich dich sehe." gebe ich zu und schaue ihn weiter beschenkt an. Es ist so schön einen Alpha zu lieben. Meine Verwandten wissen ja gar nicht was sie verpassen!
Als wir in Oslo landen geht unser Anschlussflug nach Rom erst am Abend. Sebastian zeigt mir die Stadt. Sie ist wunderschön. Der Schnee lässt sie funkeln und glitzern. Die Sonne ist gleißend und die ganze Stadt wirkt unwirklich. Sie ist viel zu hell und zu schön um wahr zu sein. Es ist zwar kalt aber der beißende Wind fehlt. Mir wird alleine durch die Bewegung warm. Sicherlich helfen auch die Pelzgefütterten Stiefel und die Thermohose und Jacke aber in Tomsö hatte meine Kleidung mich genau gar nicht schützen können. Sebastian will unbedingt mit mir Fisch essen gehen. Wir setzen uns in eins der kleinen urigen Restaurants mit Blick aufs Wasser und Sebastian bestellt die leckersten Fische für uns. Ich glaube ich liebe dieses Land! Die Fische schmecken jedenfalls köstlich! Sebastian schaut mir beim Essen zu und lächelt die ganze Zeit. „Du wirkst zufrieden." sagt er gut gelaunt. „Ich strahle ihn an und sage: „Zufrieden ist untertrieben. Ich bin glücklicher als ich je vorhatte zu sein."
Gemeinsam besuchen wir noch ein Wikinger Museum. Sebastian zeigt mir die Drachenboote und die Waffen der Wikinger. Es ist echt interessant was für eine wide Geschichte die Nordmänner haben. Ich würde gerne stundenlang im Museum bleiben und Sebastian lauschen wie er die alten Zeiten für mich lebendig werden lässt. Ich bewundere ihn dafür wie spannend er erzählen kann. „Hast du eigentlich schon Nachricht von den Universitäten bekommen?" frage ich ihn als wir wieder auf dem Weg zum Flughafen sind. „Nein, wieso?" „Ich werde mich an der Universität an der du lehren darfst einschreiben. Ich möchte gerne bei dir studieren, wenn du mir etwas erklärst verstehe ich es." sage ich und Sebastian strahlt.
Der Flughafen in Oslo ist riesig. Wir müssen ganz schön suchen bis wir den richtigen Terminal finden. Doch bald sitzen wir im Flieger nach Rom. Ich bin gespannt was uns dort erwartet. Rom ist mit meiner Heimat in der Geschichte verbunden. Ich finde es spannend einmal die Stadt unserer Erzfeinde zu besuchen. Als die Römer uns besiegt haben war das das Ende der Herrschaft der Pharaonen. Seit dem Leben die Pharaonen im Verborgenen. Sie haben keine unmittelbare politische Macht mehr. Häufig begeben sie sich in die Politik. So ganz können sie ihre Finger nicht von der Macht lassen. Doch die meisten ziehen die Fäden im Hintergrund. Sie leiten Handelsimperien oder leiten die illegale Welt.
Ich frage Sebastian was er mir zu den Römern und zu Apollo erzählen kann. Sebastian gerät ins Schwärmen. „Wusstest du dass zwei Werwölfe die Stadt gegründet haben?" fragt er mich begeistert. „Romulus und Remus waren Werwölfe?" frage ich interessiert und Sebastian nickt begeistert. „Gibt es noch Werwölfe in Rom?" frage ich und Sebastian sagt: „Selbstverständlich. Die haben nur leider so gut wie gar keinen Einfluss mehr. Weder in Politik noch in der Wirtschaft. Doch in Rom lebt das größte Wolfsrudel das ich kenne." Es ist echt interessant was Sebastian erzählt. Ich wundere mich wieso die Werwölfe in Rom keinen Einfluss mehr haben. Sebastian erklärt dass die Vampire in der ewigen Stadt das Sagen hätten. „Seit zweitausend Jahren machen sich die Blutsauger da breit und drängen sowohl Wölfe als auch Menschen aus allen einflussreichen Ämtern. Die Parasiten stecken in der Politik, Wirtschaft, der Universität und natürlich auch im Vatikan. Die Mafia ist eine der schrecklichsten Organisationen der Vampire die ich kenne. Denn da können sie ihren blutrünstigen Neigungen ungehindert nachgehen. „Welche blutrünstigen Neigungen?" frage ich und komme mir naiv vor. Sebastian antwortet: „Vampire ernähren sich von Blut. Es macht sie stark und ihre Opfer schwach. Sie leben auf Kosten anderer. Vampire töten ihre Beute nicht, sie machen sie von sich abhängig. Die Opfer von Vampiren können Jahrelang leiden. Sie werden über Jahre, oft Jahrzehnte ausgesaugt und ausgelaugt. Am Ende sind die Opfer kaum wieder zu erkennen. Sie sind nur noch Schatten ihrer Selbst und zu schwach sich gegen diese schrecklichsten aller Kreaturen zu wehren. Selbst vor den Göttern machen die Vampire keinen Halt. Sie dienen einzig ihrem blutrünstigen Gott dessen Namen sie niemandem nennen. Ihm zu Ehren opfern sie sogar Kinder und trinken in seinem Namen ihr Blut. Sie gehen sogar so weit dass sie die alleinige Existenz der anderen Götter leugnen. Selbst der Verräter Loki kommt an ihre Boshaftigkeit nicht heran." Ich erschaudere vor Sebastians Beschreibung von diesen widerlichen Kreaturen. „Wir werden in Rom vielen dieser Bestien begegnen. Ich warne dich: Lokis Verführungskünste sind ein Witz gegen die Verführungskünste der Vampire. Wenn man sie nicht kennt und durchschaut dann fällt man schnell auf sie herein." Ein Kloß bildet sich in meinem Hals und ich kann die Angst nicht schlucken die sich klammheimlich in meinem Herzen ausbreitet und mir die Kehle förmlich zudrückt. Ich rücke etwas enger an Sebastian damit er mich vor diesen unheimlichen Kreaturen beschützt.