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Als sich alle im Wohnzimmer versammelt haben holt Nicolae die Borke des Balder hervor und legt sie vor Fenrir. Er schaut ihn ängstlich an und sagt leise: „Es tut mir leid dass ich euer Heiligtum geschändet habe. Ich habe mir Hilfe für meinen Bruder Drogo erhofft. Mein Vater hat Drogos Leben genommen und ich habe einen Weg gesucht ihn wieder ins Leben zurück zu holen." Nicolae steht wie ein kleiner Schuljunge vor Fenrir. Der schaut bitterböse. Er funkelt Nicolae an und knurrt: „Hattest du wenigstens Erfolg? Oder hast du den Baum umsonst geschändet?" Sebastian steht auf und nimmt Drogo. Er stellt ihn neben Nicolae und legt lässig seine Arme um die Vampire. „Das ist Drogo!" stellt Sebastian den kleinen Vampir vor. „Aus Liebe zu seinem Bruder hat Nicolae sich zu den verschiedenen Göttern der Völker begeben. Hat ihre Schriften gelesen und zu ihnen gebetet. Er hat die Sonne dazu gebracht sich um den Mond zu kreisen um seinen Bruder aus der Unterwelt zu erlösen." Nicolae nickt eifrig zu Sebastians Worten. „Ich habe gelernt dass es richtig und wichtig ist sich manchmal über den eigenen Tellerrand hinaus zu bewegen. Dass die Wahrheit nichts statisches ist, sondern immer aus dem Auge des Betrachters liegt. Wenn die Wahrheit ein großer Berg ist so kann man sie von den verschiedenen Seiten aus betrachten. Sie sieht dann unterschiedlich aus, bleibt aber immer die selbe Wahrheit.
Mein Glaube erscheint in dieser Erkenntnis in einem ganz neuem Licht. Ich habe so viel gelernt weil ich eure Schriften gelesen habe dass ich es nicht bereue sie genommen zu haben. Wie ich sie genommen habe war aber falsch und darum bringe ich sie zurück und entschuldige mich." Fenrir steht auf und sagt: „Du hast die Gestirne aus ihrer Bahn geworfen um deinen Bruder zu erlösen?" Nicolae wiegt bedächtig seinen Kopf und wird sehr verlegen. „Ich habe einen Weg gesucht. Ich war bereit die Welt zu opfern um das Leben meines Bruders zu retten. Peter hat weiter sehen können als ich." Nicolae schaut sich zu Peter um und der steht auf und stellt sich zitternd und blass vor Fenrir. Peter traut sich nicht Fenrir anzusehen und er spricht mit zitternder Stimme. „Ich habe gelernt dass Netjeret eine Luna, ein Mond geworden ist weil sie an Sebastians Seite lebt der ein Alpha Werwolf ist. Wenn ich das richtig verstehe hat jedes Rudel seinen eigenen Mond?" Nun schaut Peter Fenrir an und der nickt dem ängstlichen Jungen zu. Peter fährt fort: „Nun ist Netjeret eine Baw Hemet. Sie hat ihre Ausbildung so gut wie beendet gehabt. Sie hätte sich nur noch an Ra, die Sonne binden müssen und dann wäre sie eine der legendären Wächterinnen geworden. Netjeret hat sich aber an Sebastian gebunden. Er ist dadurch zur Sonne geworden. Die beiden nennen sich sogar Phoebus und Luna. Durch ihre Namen bin ich auf die Idee gekommen dass diese beiden Drogos Rettung sein könnten. Und dem war ja dann auch so. Und sie haben nicht nur Drogo das Leben geschenkt. Indem sie uns in ihr Rudel aufgenommen haben und uns ihr Blut schenken brauchen wir keine Menschen mehr verletzen oder Tiere töten. Wir sind keine gefürchteten Monster mehr, wir sind endlich richtig frei!" Sebastian nickt zustimmend und er sagt: „Uns geht es ähnlich. Durch das Vampirgift das sie uns beim Zubeißen in die Vene spritzen verlieren wir die Mondsucht. Wir sind nicht gezwungen uns bei Vollmond in Wölfe zu verwandeln und wenn wir uns in Wölfe wandeln bleiben unser Verstand schärfer und als Menschen sind unsere Sinne geschärft." Fenrir nickt beeindruckt. „Ich zürne Dir dennoch!" sagt er zu Nicolae. „Du hättest uns fragen können, dann hättest du unser Buch lesen dürfen." Nicolae senkt beschämt den Kopf. Sebastian lacht schnaubend. „Fenrir! Das ist Nicolae Bartholy! Natürlich hätten wir ihm NICHT gestattet unsere Heiligen Geschichten zu lesen wenn wir gewusst hätten dass er es vor hat." Ausnahmslos alle Wölfe ziehen bei seinem Namen Luft und straffen ihre Gestalt. Fenrir fragt misstrauisch: „Weswegen ist er in deinem Rudel?" „Er war Teil meiner Vision als ich Sebastians Luna geworden bin. Ihr wisst dass wir nach Midwinter nach Rom geflogen sind?" Frage ich und Fenrir und viele andere Wölfe nicken. „Nicolae hat mich dort hin gerufen." sage ich und nun nickt Sebastian. „Wir sind seinem Ruf gefolgt." „Und in Rom habt ihr ihn dann getroffen?" fragt Fenrir neugierig. „Nicht direkt." sagt Sebastian. „Wir haben ihn gesehen und wir haben ihn gewittert dort wo er Apollos Schriften gestohlen hatte. Aber wir waren zu feige ihn anzusprechen. Wir hätten ihm vielleicht viel Leid ersparen können wenn ich nicht so viel Angst vor ihm gehabt hätte." Ich betrachte Nicolae und der schämt sich. „Ich glaube in Rom hätte ich dir nach dem Leben getrachtet. Ich habe ja noch nicht einmal geglaubt als Peter mir gesagt hat dass ihr die Rettung seid. Ich war so verblendet dass ich selber in den Tod rennen musste ehe ihr mir helfen konntet." Nicolae lässt den Kopf hängen aber Sebastian zieht ihn zu sich heran. „Wir haben ihn in Mexico in einer Grotte gefunden. Er war gepfählt und wir haben ihn zum Leben erweckt. Ich glaube danach hat er uns vertraut." erkläre ich und Nicolae nickt. „Wie dem auch sei, die Vampire gehören nun zu uns. Wir leben in Symbiose mit ihnen und wir wollen nicht dass irgendwer wegen uns leidet. Daher haben wir die Schriften zurück gebracht. Wir würden gerne Yggdrasil seine Borke zurück geben." sagt Sebastian und Fenrir nickt. Es ist ein erlösendes Nicken und Fenrir beschließt dass wir sofort zu Yggdrasil aufbrechen. Lasst uns keine Zeit verlieren. Yggdrasil hat vor Midwinter seine Haut verloren, vor Midsommer soll er sie zurück bekommen!" Kein Wolf und keine Katze wollen zurück bleiben. Die Vampire zeigen was sie drauf haben und rennen neben uns her. Nur Lorie wird getragen. Sie darf auf Sebastians mächtigen Schultern sitzen und sie strahlt wie die Sonne. Bei Yggdrasil brauchen wir die Borke nur an den Baum halten und er nimmt sie wieder bei sich auf. Und wie zum Dank fangen wieder die Polarlichter an zu tanzen. Wir kehren glücklich gemeinsam heim und feiern den Midsommer. Da die Sonne nicht unter geht feiern wir einfach durch. Ich schleiche mich zu Oma und Beichte ihr meine Schwangerschaft. Ich frage sie wann der Zeitpunkt ist wann ich es Sebastian sagen darf. Oma schaut mich mit einer Mischung aus Freude und Entsetzen an. „wieso glaubst du dass du deine Schwangerschaft nicht von Anfang an mit Sebastian erleben darfst?" fragt sie mich. „Weil ich inzwischen zwei meiner drei Welpen verloren habe!" sage ich und der Schmerz über den Verlust meiner Kinder raubt mir fast die Luft zum Atmen und den Verstand. Oma nimmt mich sofort in ihre Arme und wiegt mich. „Liebes, dein Mann ist nicht nur dafür da mit Dir die Freude im Leben zu teilen. Ihr dürft such gemeinsam trauern. „Meinst du?" frage ich vorsichtig weil ich denke dass es leichter ist wenn er nichts von seinen toten Welpen weiß. „Nur wenn er weiß was du durchmachst kann er dir helfen. Außerdem ist es auch für ihn besser um tote Kinder zu trauern als nie welche gehabt zu haben." Ich schaue Oma entsetzt an. „Dann hätte ich es ihm sagen müssen?" Oma zieht mich fester in ihre Arme und sagt: „sag es ihm jetzt!" Sebastian kommt zu uns in unsere Ecke, schaut uns an und wundert sich. „Luna, Liebes, warum weinst du?" Er sagt das so sanft dass ich mich traue von dem Verlust meiner Babys zu erzählen. Sebastian hört mir aufmerksam zu und fragt dann: „Den einen kleinen Kämpfer trägst du noch in dir?" und als ich nicke strahle er und dreht mich jubelnd im Kreis. Er freut sich einfach dass er Vater wird. Seine Freude ist so ansteckend dass ich einfach auch irgendwann Lächeln muss. Ich freue mich nun auf unser Kind und ich weiß plötzlich dass er ein kräftiger Junge wird. Ein neuer schwarzer Alpha wird es werden.
Wir werden ein richtiges Rudel sein und Nachwuchs haben. Ich freue mich schon auf den nächsten Midwinter wenn ich das erste mal mit unserem Sohn zu Yggdrasil reise.

Ende

Sebastian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt