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Als wir die Kammer verlassen ist es später Nachmittag. Wir haben gar nicht bemerkt wie schnell die Zeit vergangen ist. Sebastian nimmt mich an der Hand und fragt aufgeregt: „Sollen wir den anderen von unserem Fund berichten?" Ich nicke, halte dann aber an und frage ihn bettelnd: „Verrate ihnen nicht was an der Wand steht, ja? Es ist gut dass niemand mehr von der Existenz der Pharaonen Katzen weiß. Bitte lass das Wissen um die Tote im Verborgenen." Sebastian wundert sich zwar und er fragt warum das so wichtig ist. „Bitte, du weißt dass ich ein Wächter war. Bitte glaube mir dass es wichtig ist." Ich schaue ihn flehend an und er lächelt. „Ich bin auf die ganzen Theorien gespannt wieso in dem Grab eine Katze liegt." sagt er grinsend. Ich danke ihm und gebe ihm einen Kuss auf seine Wange. Seine Wange ist rauh. Die Bartstoppeln piksen auf meinen Lippen und meiner Nase. Er schaut mich verwundert an und fragt: „Wofür ist der?" Ich lächle ihn zu und sage nichts. Er ist dafür dass ich ihn einfach gerne habe. Ich finde es sehr nett dass er mir versprochen hat mal wieder meine Geheimnisse zu bewahren.
Schweigend gehen wir Hand in Hand zu den anderen zurück. Sebastian erzählt den anderen was wir gefunden haben. Bewegung kommt in die Gruppe und wir führen sie in die kleine Grabkammer. Aufgeregt sichten die Archäologen die Grabbeigaben und machen Fotos von den Wänden. Als sie den Sarkophag öffnen ist der leer. Sebastian und ich schauen uns entsetzt an. Wer hat die Mumie gestohlen und warum? Ich vermute dass es Baw- Hemet waren. Nur wenn sie es waren, wieso lebe ich noch? Ich kann mir aber gar nicht anders erklären als dass sie die Mumie in Sicherheit gebracht haben. Schließlich soll unsere Existenz im Dunkeln bleiben. Da wäre eine Katzenmumie in einer reich geschmückten Grabkammer nicht hilfreich. Ich bekomme Gänsehaut und fange an zu zittern. Ich habe wirklich Angst vor meiner Mutter. Ich weiß wie mit Verrätern umgegangen wird. Wir sind nicht gerade zimperlich darin unsere Geheimnisse zu bewahren. Sonst wären es nämlich schon bald keine keine Geheimnisse mehr sondern Jedermannwissen. Sebastian schaut mich verunsichert an und fragt leise: „Glaubst du deine Familie hat was mit dem Verschwinden der Mumie zu tun?" Ich nicke und er zieht mich in eine schützende Umarmung. Vielleicht sollte ich ihn warnen was wir sind. Was ich bin.
Sebastian geht mit mir aus der kleinen Grabkammer. Da drinnen ist es zu eng als das wir ungestört reden könnten. Vor der Türe versuche ich ihm zu erklären was ich bin aber ehe ich dazu komme treten die Franzosen zu uns. Sie loben uns euphorisch dass wir diesen Fund gemacht haben und besprechen mit uns die Tragweite dieses Fundes. Die ersten Theorien dass es eine der niederen Haremsdamen des Pharao war deren Grab wir entdeckt haben werden laut. Immerhin sind nur wenige Grabbeigaben neben dem Sarkophag. Ich höre mir die Theorie interessiert an und sage nichts. Sebastian nickt höflich und sagt dass er die Theorie für denkbar hält. Als dann noch die deutschen Archäologen dazu kommen und eine Theorie aufstellen dass es keine der Haremsdamen sondern eine Geliebte des Pharao war die dort begraben liegt weil die wenigen Grabbeigaben eindeutig auf die große Liebe des Herrschers zu der Toten deuten, wird die Diskussion lebhafter. Sowohl Sebastian als auch ich halten uns aus der Diskussion raus. Ich lausche gebannt und plötzlich gibt Sebastian mir einen Kuss auf die Wange. Jetzt schaue ich ihn erstaunt an und frage: „Wofür war der denn?" Sebastian lächelt mir zu und er sieht in der untergehenden Sonne aus wie ein Held der Antike. Das Licht das durch seine Haare schimmert, wie es sein Gesicht teilweise erleuchtet, lässt ihn aussehen als wäre er aus einer anderen Welt. Stumm bestaune ich ihn. Als Dr. Sheffield aus der Grabkammer kommt stört er mich wie ich Sebastian bestaune. „Na, ihr Verliebten, wisst ihr eigentlich was für eine Tragweite euer Fund hat?" fragt er fröhlich. Er erzählt uns seine Theorie dass eine Tochter des Pharao dort geruht hat. Die Grabbeigaben deuten zwar auf eine tiefe, innige Liebe zu der Toten, aber es fehlt die Preisung ihrer sexuellen Reize. Ich bin milde beeindruckt wie gut die Herrschaften beobachten. Wäre die Mumie da kämen sie garantiert zu den richtigen Schlüssen. Als wir beim Abendessen sitzen versuchen die Gelehrten sich gegenseitig von der Richtigkeit ihrer Theorien zu überzeugen. Sebastian sitzt stumm daneben und ich bemerke dasser wieder fiebert. Er ist schweißnass. „Komm, wir gehen ins Zelt und du legst dich hin." verordne ich ihm. Sebastian folgt mir und lässt sich stöhnend auf seinen Schlafsack plumpsen. Ich gebe ihm Wasser zu trinken und schnappe mir ein Handtuch. Dann husche ich zu den Duschen um das Tuch nass zu machen. Doch ehe ich wieder zu ihm zurück bin sehe ich die Räuber. Ich hoffe dass Sebastian auch ohne dieses blöde Tuch gut zurecht kommt und haste aus dem Lager. Ich wandle und sprinte zu den Männern. Die bekämpfen als ich ankomme gerade den riesigen schwarzen Wüstenfuchs. Der Fuchs ist stark, stärker als Füchse normalerweise sind. Doch es sind viel zu viele Männer für den tapferen Fuchs. Die Männer schreien sich zu, dass dieses ‚Hundeviech' wie sie es nennen, bestimmt das Lager bewachen würde. Sie haben das Tier offenbar nicht gejagt sondern der schwarze  Riesenfuchs hindert sie daran das Camp auszurauben. Ich trotte zu dem Fuchs und helfe ihm seine Gegner los zu werden. Gemeinsam schlagen wir die Männer in die Flucht. Der Fuchs, oder Hund oder was auch immer scheint mit mir kommunizieren zu wollen. Er fordert mich auf dass wir gemeinsam das Lager umrunden um die Männer davon abzuhalten unsere Funde zu stehlen. Wir verjagen die Räuber noch zwei mal in dieser Nacht. Als der Morgen graut verabschiedet mich der Fuchs indem er mit seiner Zunge über mein Gesicht leckt. Ich finde das im ersten Moment ziemlich ekelig. Ich fauche ihn ein wenig an und er duckt sich mit eingezogenem Schwanz. Da ich mir denken kann dass das bei seiner Spezies vielleicht nett gemeint ist zeige ich ihm wie wir uns verabschieden und ich reibe meinen Kopf an seinem. Der schwarze Fuchs versteift sich kurz, lässt mich aber gewähren. Als ich fertig bin leckt er mir noch einmal ganz zart über die Nase. Ich denke mir: was du kannst kann ich auch! Und lecke ihn mit meiner rauen Zunge quer über sein Gesicht. Das hätte ich besser gelassen. Der Fuchs verliert entsetzlich viel Fell das sich in den kleinen Widerhaken meiner Zunge verfängt. Ich schlucke ein halbes Wollknäuel runter.
Nachdem wir uns auf diese Weise verabschiedet haben trotten wir in verschiedene Richtungen davon. Ich wandle mich und die Wandlung raubt mir mal wieder die letzten Energiereserven. Mit blauen Lippen und zitternd vor Kälte schleiche ich zum Zelt. Hoffentlich ist Sebastian gesund! Denke ich. Der kommt mir in der Dämmerung entgegen. Ich vermute mal dass er auf dem Klo war. Er sieht jedenfalls nicht aus als habe er gerade geduscht. „Wie geht es dir?" frage ich sogleich. „Mir ist elendig heiß, aber sonst ganz gut." antwortet Sebastian und öffnet den Reißverschluss zu unserem Zelt weil ich das mit meinen steifen Fingern nicht hin bekomme. Im Zelt werfe ich mich praktisch in seine Arme. Er sagt erstaunt: „Wie kannst du nur immer so sehr frieren?" zum Glück erwartet er gar keine Antwort und umarmt mich fest. An seinen warmen Körper taue ich schnell auf und bald sind wir eingeschlafen.

Sebastian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt