Sebastian und seine beiden Verwandten finden die Idee richtig super! Wir suchen uns also ein großes Haus mit mindestens zwei Wohnungen. Die beiden Jungs haben nämlich auch beide bereits ihre Mates gefunden. Mate ist so etwas wie der Seelenverwandte. Wenn ein Werwolf volljährig bekommt er die Fähigkeit seinen Seelenverwandten zu treffen. Der Wolf sieht dann den Partner und weiß dass er oder sie es ist mit der er sein Leben verbringen wird. Manchmal kann das sogar jemand sein den man bis dahin völlig doof fand. Der kleine Wolf in der Küche war zum Beispiel plötzlich der Mate von einem Jungen des Nachbarrudels von dem er bis dahin immer in der Schule gemobbt wurde. Als er gemerkt hat mit wem er sein Leben teilen würde musste er fürchterlich weinen. Sein Mate war auch zuerst entsetzt und hat ihn dann aber getröstet und schließlich haben sie sich ineinander verliebt. Sie sind heute sehr glücklich miteinander.
Als ich gehört habe wie Werwölfe sich für gewöhnlich binden war ich sehr entsetzt. Ich habe geglaubt dass Sebastian mich dann eines Tages für seine Mate verlassen würde. Als ich Sebastian verraten habe weswegen ich so betrübt schaue (er musste mehrfach fragen) hat er mich in den Arm genommen und mir verraten dass er in dem Moment wusste dass er seine Mate vor sich hat als er mir an der Hoteltür meines Onkels um den Hals gefallen ist. Ich schaue ihn erstaunt an, freue mich dann aber dass ich keine Übergangslösung bin.
Ich hätte schon das Gefühl dass seine Verwandten versucht haben ihn davon zu überzeugen dass ich nicht die geeignete Partnerin an seiner Seite sei und dass der Alpha Fenrir eine gehörige Portion Mitspracherecht hätte. Sebastian lacht und sagt: „Er hätte mich aus dem Rudel werfen können, ja. Aber er hätte dich nie von mir trennen können. Ich strahle förmlich als er mir das sagt. Und da ich froh bin dass Sebastian noch zum Rudel gehört werde ich mein Bestes geben dass ich mich unter den ganzen Wölfen wohl fühle.
Leider finden wir so schnell kein Haus das uns allen zusagt.
Dafür rückt das Wochenende in New York immer näher. Sebastian organisiert mehrere themengebundene Führungen. Die Studenten sollen zusätzlich Referate zu einzelnen Exponaten vorbereiten, die sie dann vor Ort halten sollen. Damit sie sich adäquat vorbereiten können erstelle ich zu jedem potentiellen Exponat Literaturlisten. Die meisten Studenten wirken nicht gerade begeistert. Ich bin ziemlich enttäuscht dass ich mir so eine Mühe gegeben habe und dann schauen alle meine Listen an und wirken entsetzt. Der einzige der sich für ein bestimmtes, ihm offensichtlich bekanntes Exponat meldet ist Peter. Er freut sich über die Literaturliste und als er sie überfliegt leuchten seine Augen. Mit einem sanften Lächeln sagt er leise: „Da sind ja sogar Bücher drauf die ich noch nicht gelesen habe!" Ich strahle ihn an und frage ihn welche das sind. Die paar die er nennt habe ich bereits gelesen und ich frage Sebastian ob wir Peter die Bücher leihen können. Sebastian nickt und sagt: „Wenn du sie nicht mehr brauchst natürlich." Ich bedanke mich bei ihm und er kommt zu uns. Sebastian und Peter unterhalten sich über das Exponat und Sebastian ist sehr angetan von dem fleißigen Student. Die beiden scheinen sich gut zu verstehen und quatschen lange. Als es Zeit ist Lorie von der Schule abzuholen frage ich Peter ob ich sie alleine abholen soll. Der ist so vertieft in das Gespräch mit Sebastian dass er mich wahrscheinlich gar nicht gehört hat. Ich gehe also zu Lories Schule und wir gehen gemeinsam zu Peter und Sebastian zurück. Als die beiden immer noch plaudern frage ich ob wir nicht besser das Gespräch aus dem Hörsaal zu uns nach Hause verlegen sollten. Lorie ist begeistert von der Idee herauszufinden wie ich wohne. Peter fragt etwas ungläubig ob wir denn zusammen wohnen und Sebastian legt lächelnd seinen Arm um meine Schulter. „Netjeret ist meine Frau." erzählt er Peter stolz. Der lächelt sanft und sagt: „Das hätte ich mir eigentlich denken können." Ich schaue ihn erstaunt an. Keiner, nicht einmal Sarah weiß dass wir zusammen sind. Die meisten Studenten denken aber dass ich mit Peter zusammen sei weil wir jeden Nachmittag zusammen mit Lorie gesehen werden. Peter schaut mich sanft an und sagt leichthin: „Du bist die einzige Frau auf dem Campus die Sebastian nicht mit feurigen Augen hinterher schaut. Du verbringst so viel Zeit mit ihm und behandelst ihn als sei er normal und du wolltest ihn nicht gleich in eine dunkle Ecke zerren um ihm die Kleider vom Leib zu reißen. Du bist die einzige deren Herzschlag ruhiger wird wenn du ihn siehst. Allen anderen gerät der Puls ins Stolpern oder erhöht sich. Ich schaue Peter an und sage: „Danke, aber so detailliert hätte ich das nicht wissen müssen." Er lächelt schief. „Nun weißt du es." er betrachtet mich von der Seite. Ob er nicht weiß dass ich es weiß? Natürlich habe ich mitbekommen welch anziehende Wirkung Sebastian auf die Studentinnen und Studenten hat. Die wenigsten würden ihn von der Bettkante schupsen. Aber er ist ein Wolf. Er ist treu!
Wir verbringen einen kurzweiligen Nachmittag zu viert. Lorie ist von Sebastian hellauf begeistert weil der richtig spannende Gruselgeschichten erzählen kann. Lorie lacht sich schlapp als Sebastian ihr von den Menschenopfern der Maya erzählt. Peter und ich kochen derweil und wir essen zusammen zu Abend. Doch Peter und Lorie verabschieden sich zeitig nach dem Essen. „Lorie muss ins Bett!" sagt Peter entschuldigend. „Du willst nur zu deinem Klavier zurück!" ätzt Lorie und Peter schaut schuldbewusst. Sebastian lacht und verabschiedet Lorie mit einer Umarmung. „Wir müssen auch noch hinter unsere Arbeit, kleine Prinzessin. Das ist das harte Los der Erwachsenen. Komm uns bitte mal wieder besuchen, ja?" Lorie nickt glücklich. „Au, ja!" jubelt sie und Peter schaut Sebastian dankbar an. „Es wäre schön wenn wir noch einmal vorbei kommen dürften." Die Männer verabschieden sich mit zustimmendem Nicken, festen Händedruck und Blick in die Augen. Ich bekomme von Peter eine Umarmung zum Abschied. Seltsamerweise knurrt Sebastian nicht. Das finde ich sehr angenehm.
Als ich abends mit Sebastian im Bett liege frage ich ihn nach dem Wesen der Vampire. „Sind Peter und Lorie Bartholy eigentlich keine Vampire?" frage ich. „Doch, natürlich. Warum fragst du?" „Ich dachte sie würden Blut saugen und nicht Nudeln mit Hackfleischsauce essen." antworte ich ehrlich. Sebastian schüttelt sich vor Lachen. „Luna! Vampire haben kein Knochenmark. Sie bilden kein eigenes Blut mehr. Darum müssen sie fremdes Blut saugen um am Leben zu bleiben. Sie saugen durch ihre Fangzähne direkt in den eigenen Blutkreislauf. Doch sie müssen sich ansonsten wie alle anderen Menschen auch durch Essen ernähren. Peter und Lorie trinken zu selten Blut. Sie sind viel zu blass." Ich staune was Sebastian alles weiß. Er lacht wieder und sagt: „Werwölfe und Vampire lebten einst in Symbiose. Die Vampire vertragen Werwolfblut am besten. Das menschliche Blut ist häufig für die Vampire nicht genießbar. Die brauchen nämlich die Blutgruppe 0. Alle Werwölfe haben die Blutgruppe 0. Menschen haben aber A oder B während die Engel und Dämonen AB haben." Was passiert denn dem Vampir wenn er von einem Menschen oder Engel trinkt?" frage ich neugierig. „Nicht viel. Es ist vergleichbar wie Alkohol. In kleineren Mengen durchaus sehr angenehm auch wenn er vorübergehende Veränderungen am Körper macht, zu viel aber mit Schmerzen einhergehen. Ein Vampir benötigt etwa alle 3-10 Tage 200ml Blut. Saugt er Werwolfblut dann passiert nichts, saugt er einen Menschen dann ist er fröhlich und heiter und weiter passiert nichts. Saugt er einen Engel oder Dämon an dann ist er euphorisch und am nächsten Tag hat der Vampir Kopfschmerzen." Ich muss etwas kichern bei der Vorstellung Peter mit Kater. „Was habe ich eigentlich für eine Blutgruppe?" frage ich. Sebastian sagt: „Ich schätze mal du hast 0. Peter und Lorie haben sich so manches mal die Lippen geleckt als sie dich angeschaut haben."