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Das nächste Wochenende fahren wir nach Ägypten. Zum Glück ist wieder das ganze Rudel komplett mit gekommen. Ich fühle mich sicherer in ihrer Anwesenheit. Ich traue mich nicht in die Sphinx einzubrechen. Darum gehen wir zu dem Hotel meines Onkels. Am Empfang stehen meine Cousinen Abi-Mehu und Abi-Schemau. Sie freuen sich mich zu sehen. „Netjeret! Du Lebst!" rufen Sie begeistert aus und umarmen mich. „Wo hast du gesteckt? Wir hatten schon die Hoffnung aufgegeben dich lebend wieder zu sehen." „Ich habe unser Heiliges Buch gerettet." Sage ich und habe das Gefühl zu flunkern. Ich ziehe das Buch des Ra aus meinem Rucksack und lege es auf den Tresen. Die beiden bekommen ehrfürchtige Gesichter. Sie können Minutenlang nichts sagen und starren abwechselnd das Buch und dann mich an. „Was ist denn hier los?" Faucht mein Onkel der gerade den Empfang betritt. Könnt ihr zwei Nichtsnutze nicht arbeiten?" er zieht den Mädchen schnell seine Krallen durchs Gesicht aber Sebastian, Stefan und Thomek halten ihn auf. „Haben sie den Anstand verloren?" fragt Sebastian böse. Ich habe Ihnen schon einmal gesagt dass sie ihr Personal besser behandeln sollen!" er knurrt meinen Onkel an und der faucht zurück: „Was geht es sie denn an was ich mit meinem Leuten mache? Die zwei sollen arbeiten nicht herumstehen!" Sebastian knurrt bedrohlich und mein Onkel faucht. Die kleine Abi Mehu stellt sich mit Ras Buch blitzschnell zwischen die beiden und sagt: „Onkel, schau was Netjeret mitgebracht hat!" Der Streit ist sofort vergessen und meinem Onkel gehen die Augen über. „Wo hast du das her?" fragt er aufgeregt. „Wir haben den Dieb gefunden und bringen es zurück." sagt Sebastian. Mein Onkel schaut uns fragend an und ich stelle mich neben Sebastian. Der legt seinen Arm um mich und sagt: „Netjeret ist meine Frau." Mein Onkel lacht Sebastian schallend aus. „Netjeret ist eine Baw-Hemet! Die bindet sich an keinen Mann!" „Falsch!" sage ich ruhig. „Ich Binde mich an die Sonne und Sebastian ist jetzt meine!" Mein Onkel glotzt blöd und meine Cousinen bekommen Herzchen in ihre Augen. „Oh, Netjeret, wie schön!" Maunzen sie. Sie umarmen mich stürmisch und wollen am liebsten sofort alles erzählt bekommen. Doch mein Onkel zwingt sie uns unsere Zimmer zuzuweisen. „Wir hätten gerne Sekt, Orangensaft und 12 Gläser auf unserem Zimmer!" ordert Sebastian. Als wir in unserem Zimmer sind rufen wir als erstes meine Mutter an. Abi Schemau spricht mit ihr und erklärt dass das Buch des Ra sicher zurückgekehrt sei. Meine Mutter will sich mit mir treffen. Ich sage ihr dass ich im Hotel auf sie warten würde. Dann müssen wir meinen Cousinen erzählen wie Sebastian und ich geflohen sind und dem Dieb gefolgt sind. Die beiden sind großartige Zuhörerinnen. Sie staunen und freuen sich an den richtigen Stellen und sind sehr aufmerksam. Sie verzeihen Nicolae dass er unser Buch geklaut hat als sie erfahren haben aus welchem Grund er es brauchte. Sie finden Drogo genau so süß wie ich und hätten ihn auch lebendig gemacht. Sie bewundern Drogos Aussehen und bemerken nicht wie eifersüchtig Nicolae und Peter werden. Ich stoppe meine beiden kleinen Cousinen indem ich sie frage: „Sagt mal, werdet ihr eigentlich auch Baw Hemet?" Die beiden weinen fast als sie traurig ihre Köpfe schütteln. „Nein. Wir haben zwar alle Prüfungen bestanden aber wir sind zu sehr mit dir befreundet. Immerhin warst du unser Kindermädchen. Unser Onkel hat daher beschlossen uns zu verheiraten. Er wartet auf reiche Brautwerber." Die beiden schauen so unglücklich dass wir beschließen sie in unser Rudel aufzunehmen. Die beiden sind völlig aus dem Häuschen und lassen sich freudig auf das Abenteuer ein.
Meine Mutter erscheint mit ein paar hohen Baw Hemet. Ich überreiche das Buch und die Damen bieten mir an dass ich meine Ausbildung zu Ende führen dürfte. Ich lehne dankend ab. „Ich habe mich entschieden als Luna an Sebastians Seite zu leben. Ihr habt mir misstraut und habt mich verfolgt um mir mein Leben zu nehmen. Ich glaube nicht dass ich euch jemals wieder vertrauen könnte. Außerdem habe ich mein Herz an Sebastian gehängt. Ra wird es nicht bekommen können." Meine Mutter schaut mich böse an. „Wenn das deine Entscheidung ist dann Mist du nicht mehr meine Tochter!" faucht sie.  Ich nicke. „Das macht nichts. Ich habe eine neue Familie." Mutter faucht: „Du wirst Hundewelpen gebären!" sie sagt es so abfällig als sei das was Schlechtes. Ich halte meine Hand schützend über meinen Bauch. Ich glaube sie hat mir gerade verraten dass ich empfangen habe. Ich strahle sie an und Hauche ihr ein glückliches „Ja!" entgegen. In diesem Moment fühle ich meine Welpen. Es sind drei.
Sebastian hat von dem Gespräch nicht viel mitbekommen und das ist auch gut so. Es ist noch viel zu früh ihm davon zu erzählen. Es kann so viel passieren in den ersten drei Monaten dass ich es ihm lieber im Juni sagen werde.
In Kairo haben wir ein nettes Wochenende. Wir machen einige Besichtigungen und fahren am Sonntag heim. Nicolae und Sebastian machen Pläne wann wir nach Mexico fliegen um K'inich Ahaus Schrift zurück zu bringen. Sie beratschlagen wie sie es am besten zurück geben. „Wir könnten noch einmal in die Pyramide eindringen und es einfach in die Kammer legen." schlägt Nicolae vor. „An der Pyramide lauern sicher die Jaguare der Kuchi Kudao auf uns." sagt Sebastian vorsichtig. „Wir könnten das Buch auch ins Museum bringen und unter den anderen Krempel mischen den wir in der Pyramide gefunden haben." sagt Peter. „Krempel?!?" Sebastian schaut Peter wegen seiner Wortwahl entsetzt an. „Peter, das sind historische Artefakte!" Rüge ich Peter milde. Peter scheint sich zu schämen. Er entschuldigt sich bei Sebastian aber der ist beleidigt. „Von dir lasse ich mich bestimmt nicht mehr beißen!" knurrt er unversöhnlich. Peter ist geknickt, akzeptiert aber die Strafe.
Nach ein paar Tagen finde ich Peter weinend in seinem Zimmer. Ich habe Angst dass er sich mit Nicolae und Drogo gezofft hat und betrete leise sein Zimmer. Ich setze mich neben ihn aufs Bett und er schaut mich wieder erschrocken an. „Warum höre ich dich nie kommen?" fragt er verwundert. „Ich bin ne Katze." sage ich. „Warum weinst du?" frage ich Peter. Er schaut mich an und sagt: „Mein Bauch tut weh." Dann wirft er sich wieder in die Kissen und weint. Ich lege mich zu ihm und umarme ihn. Ich massiere seinen Bauch und ich frage ihn: „Wirst du krank?" „Nein, aber wenn ich Tiere trinke schmerzt es immer. Nur ist es jetzt viel schlimmer nachdem ich die letzte Zeit immer von Sebastian trinken durfte." Ich bin entsetzt. „Warum hast du nicht die anderen Wölfe gefragt ob du sie beißen darfst?" frage ich ihn. Nach ein paar Minuten des Schweigens gibt Peter zu dass er sie gefragt hat. „Sie wollen mich nicht trinken lassen weil Sebastian ja sauer auf mich ist." In dem Moment zerreißt es mir fast das Herz. Wie können sie den armen Jungen so leiden lassen? Und nur weil er ein bisschen Krempel beim Namen genannt hat? „Du darfst mich beißen!" biete ich ihm an. „Wirklich?" fragt er und in seiner Stimme schwingt so viel Hoffnung mit dass ich ihn fett anlächeln muss. „Natürlich!" sage ich und schon liegt Peter auf mir und saugt an meinem Hals. Es ist ein wirklich schönes Gefühl. Wie Sebastian es beschrieben hat. Das Gift das einem durch die Venen rinnt macht einen ein bisschen beschwipst. Ich kann die Farben und Gerüche deutlich intensiver wahr nehmen. Peter trinkt sich satt und bedankt sich dann schüchtern. „Danke Luna!" sagt er und ich lächle. Endlich hat auch der letzte der drei Brüder mich als Luna akzeptiert. Ich wuschle ihm noch ein bisschen durch seine Haare und verabschiede mich dann von ihm. Als ich mich in der Tür noch einmal umdrehe sehe ich einen sanft lächelnden Peter schlafen.
Ich stelle Sebastian zur Rede: „Warum bestrafst du Peter so hart? Der Junge hat echt Schmerzen wenn er keinen Werwolf trinken darf! Du weißt dass er keinen Menschen beißen würde." Sebastian schaut mich verwundert an. „Wovon redest du Luna?" fragt er verwundert. Ich seufze ein bisschen. Er hat glatt vergessen dass er Peter eine Strafe auferlegt hat. Ich setze mich auf Sebastians Schoß und erkläre ihm dass Peter sich nicht getraut hat ihn zu beißen weil er ihm in seiner Wut gesagt hat dass er es nie wieder tun dürfe. „Und wenn ein Alpha eine solch harte Strafe verhängt trauen sich die anderen nicht die Strafe abzumildern. Peter hat echte Schmerzen deswegen." sage ich Sebastian und der wird blass. „Oh, Mist!" Flucht er und springt auf. „Was ist?" frage ich ihn. „Ich muss zu Peter!" sagt er und will aus dem Raum hasten. „Ich war schon bei ihm. Er hat mich gebissen." beruhige ich Sebastian. Sebastian bleibt unschlüssig in der Tür stehen. „Ich sollte mich dennoch bei ihm entschuldigen, nicht?" „Er schläft. Lass ihn." sage ich.

Sebastian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt