Mitten in der Nacht wache ich auf weil Sebastian sich bewegt. „Liebes, du frierst!" flüstert er. Er ist dabei das Fenster zu schließen. Mir ist wirklich Sau kalt aber ohne frische Luft werden wir ersticken. „Können wir nicht das Fenster offen lassen und die Decke benutzen?" frage ich bittend. Sebastian lacht leise und dann befreien wir etwas umständlich die Decke. „Stört es dich wenn ich meine Hose ausziehe?" fragt Sebastian. „Nein." gebe ich ehrlich zu. Mich würde es auch nicht stören wenn er sich komplett ausziehen würde. Während er sich seine Jeans auszieht entledige ich mich ebenfalls meiner Jeans und ich ziehe den Hoodie und den BH aus. In Unterhose und T Shirt schläft es sich bestimmt bequemer. Sebastian ist ebenfalls nur noch in Unterwäsche. Eng an ihn gekuschelt schließe ich wieder meine Augen. „Wie kann man in so einer warmen Nacht nur frieren?" fragt mich Sebastian und fährt mit seinen warmen Händen meinen eiskalten Rücken rauf und runter. Meine Eisklotzfüsse lege ich an seine warmen Beine. Bald ist mir nicht mehr kalt und ich gleite wieder in das Reich der Träume. Als ich am Morgen aufwache liege ich auf Sebastians nackter Brust. Er hat wohl noch sein Shirt ausgezogen. Er hat beide Arme eng um mich gelegt so dass ich mich kaum rühren kann. Sein Atem geht gleichmäßig und ich genieße es durch seine Atembewegungen sanft geschaukelt zu werden. Ich lausche dem regelmäßigen Klopfen seines Herzens. Das Klopfen verändert sich, es wird schneller, auch Sebastians Atmung wird hastiger. Ich schaue zu ihm hoch und schaue in sein hübsches Gesicht. „Guten morgen!" murmelt er verschämt. „Guten morgen!" gähne ich und strecke mich ausgiebig. Netterweise lässt Sebastian mir den Vortritt in der Dusche. Die ist zum Glück etwas geräumiger und liegt in der Mitte des Flurs. Ich Dusche schnell und kann meine Haare föhnen während er duscht. Gemeinsam gehen wir zum Frühstück. Es ist angenehm sich einfach bedienen zu lassen anstatt die Gäste zu bedienen. Sebastian ist sehr aufmerksam und bringt mir Tee und Frühstück. Ich bin es gar nicht gewohnt so früh zu essen darum nehme ich ein paar Bissen Obst um ihn nicht zu enttäuschen. Die anderen Herren versammeln sich an unserem Tisch, die Damen nehmen am Nachbartisch Platz.
Heute geht es zur Ausgrabungsstädte und ich erkläre den Anwesenden den Weg. Wir müssen durch die Wüste. Das ist zu Fuß gut erreichbar. „Können wir nicht ein paar Kamele mieten? Prof. Dr. Brown fände das sehr abenteuerlich." bittet mich Dr. Sheffield und schaut mich mit glänzenden Augen an. Ich lächle aber ich würde ihm diese Idee gerne ausreden. Kamele, Pferde und andere Reittiere reagieren ängstlich bis panisch auf mich es sei denn ich habe sie selbst gezähmt oder sie sind Baw- Hemet gewöhnt. Die anderen Expeditionsteilnehmer sind Feuer und Flamme und finden die Idee sehr romantisch. Lediglich Sebastian schaut unglücklich aus der Wäsche. „Komm schon Kleiner! Das Kamel wird dich schon nicht abwerfen!" sagt Dr. Sheffield zu Sebastian. Ich wundere mich etwas. An Sebastian ist nichts klein. Ich staune Dr. Sheffield mit erhobener Braue an. Er schaut mich irgendwann verunsichert an. „Ist was?" fragt er unsicher. Ich frage nur: „Klein?!?" Dr. Sheffield lacht etwas, na gut, das ist er wahrlich nicht mehr. Aber ich kenne Sebastian seit dem er mit sechzehn in meinem Unterricht für interessierte Schüler gehockt hat. Selbst damals war er schon lang, aber halt so jung. Wenn ich Sebastian sehe muss ich unweigerlich an das begeisterte Kerlchen von damals denken." Ich nicke weil mir diese Geschichte einleuchtet. Vom Nachbartisch höre ich ein gehässiges: „Sie hat sich bestimmt heute Nacht davon überzeugt dass nichts an Herrn Jones klein ist!" und die anderen Damen fangen an prustend zu lachen. Ich ignoriere die Damen und mache weiter Pläne wann und wie wir zu der Ausgrabungsstädte gelangen. Nach dem Frühstück gehe ich zu einem Kamelverleiher. Normalerweise werden die Tiere an Touristen vermietet. Ich schildere ihm was ich mit den Tieren vor habe und frage gleich ob es eins gäbe das eine Baw-Hemet akzeptiert. Der Mann nickt. „Aber nur Pferde." sagt er. „Dann nehme ich ein Pferd." entscheide ich. Da er nicht ausreichend Kamele besitzt werden noch ein paar Teilnehmer mehr Pferde nutzen müssen. Ich freue mich dass ich direkt erfolgreich war und gehe zurück zum Hotel um die anderen zu holen. Sebastian wirkt sehr in sich gekehrt. Er schaut unglücklich bei den Gedanken gleich reiten zu müssen. Das wundert mich sehr. Ich gehe zu ihm und nehme ihn an die Hand. „Die Tiere sind Touristen gewohnt. In der Regel sind sie sehr lieb und ausgeglichen." Sebastian grinst angestrengt. Ich sehe einen leichten Anflug von Angst in seinen Augen. „Ich bin nicht das was ich scheine und die Tiere können es wittern." sagt er so leise dass ich meine Ohren schon sehr spitzen muss um ihn zu verstehen. Ich nicke. Er hat mir ja verraten dass er ebenfalls ein Wächter ist. Was wenn er auch der gleichen Spezies angehört? Ich hoffe dass der Pferdeverleihtyp doch zwei Pferde mit hat die Baw-Hemet tauglich sind.
Als wir bei den Tieren ankommen wird es überdeutlich. Die Tiere reagieren panisch auf Sebastian. Er scheint nicht meiner Spezies anzugehören denn bei mir reagieren die Tiere bei weitem nicht so panisch. Das Pferd das mich tragen kann wirft mich ab als ich es zu Sebastian lenke. Unsanft lande ich im Wüstensand. Das Tier geht fast durch. Nur mit Mühe kann es der Besitzer halten. Ich schaue den Mann böse an. Der entschuldigt sich tausendfach und mit blumigen Wirten bei mir. Ich habe mir richtig weh getan und darum fauche ich ihn an als er mir beim Aufstehen helfen möchte. Sebastian kommt und zieht mich wieder auf die Füße. Das Pferd das noch übrig ist reagiert aber sowohl bei Sebastian als auch bei mir panisch. „Ich befürchte dass sie unsere Gruppe führen müssen." sage ich zu dem Vermieter. Wir werden ihnen zu Fuß folgen. Der Vermieter der Kamele ist zum Glück einverstanden. Er steigt auf das eben noch panische Pferd und es beruhigt sich unter seinem Hintern. Sebastian schaut der Gruppe erstaunt hinterher. Ich grinse ihm zu und sage: „Lass uns hinterher gehen." Ich gehe mal davon aus dass Sebastian kein arabisch spricht, denn sonst wüsste er was ich mit dem Vermieter der Kamele und Pferde besprochen habe. So erkläre ich Sebastian dass wir der Reisegruppe zu Fuß folgen. Er grinst verschmitzt und nimmt meine Hand. „Das wird ein etwas längerer Fußmarsch, stimmt's?" Ich nicke und schaue ihn fragend an. „Dann Lass uns noch Proviant und Getränke kaufen dass wir nicht verdursten." Ich grinse ihn an und nicke. Ob er weiß dass ich weiß wo die Oasen sind? Ich frage es ihn und er sagt: „Vielleicht ist die ja ausgetrocknet." er sagt das so lustig dass ich lachen muss. Gut gelaunt gehe ich mit ihm noch Proviant und Getränke kaufen. Als er mich fragt was ich denn mit nehmen würde sage ich dass ich getrocknetes Fleisch nehmen würde. Alles andere würde uns verderben. Sebastian und ich verstehen uns richtig gut. Es macht Spaß mit ihm durch die Wüste zu gehen. Er kann so toll erzählen und ich höre ihm gerne zu. Wir wandern stetig aber nicht schnell. Als wir abends in der Oase ankommen sind wir nicht übermäßig k.o. Unsere Reisegruppe hat offensichtlich nicht auf uns gewartet. Wir setzen uns in den Schatten einer Palme und genießen den Sonnenuntergang. Sebastian wird unruhig als der Mond aufgeht. Morgen wird Vollmond sein und darum ist er schon schön groß und man kann viel sehen. Sebastian wirkt zunehmend nervöser, er wird auch wärmer uns schwitzt leicht. „Nimm es mir nicht übel aber ich muss dich hier heute Nacht alleine lassen." sagt er mit unruhiger Stimme. „Wo willst du hin?" frage ich und schaue ihn fragend an. Er schaut fahrig in die Ferne. Dann zuckt er mit den Schultern. „Geht es dir gut?" frage ich weil er schwitzt. Sebastian sagt „jaja" scheint mich aber nicht wirklich gehört zu haben. Ich fühle mit der Flachen Hand an seiner Stirn und er glüht förmlich. Erschrocken schauen wir uns an. Ich schnappe mir ein Handtuch und mache es an dem Wasserloch nass. Dann gehe ich zu Sebastian und lege es ihm in den Nacken. Sebastian geht es gar nicht gut. Er hat Fieber und schaut mich zitternd aus glasigen Augen an. Ich hoffe sehr dass morgen eine Karavane vorbei kommt. Irgendjemand der uns helfen kann. Ich könnte kotzen dass ausgerechnet hier kein Empfang fürs Handy ist. Was mache ich nur wenn Sebastian ernsthaft krank ist? Ich krame in meinem Gedächtnis was man mit fieberkranken Menschen machen muss. Ich glaube viel trinken ist eine gute Idee. Ich gebe Sebastian eine von den Wasserflaschen. Er bekommt sie nicht einmal aufgedreht so schwach ist er. Ich öffne sie für ihn und dann halte ich sie ihm vorsichtig an den Mund. Er trinkt gierig die Flasche leer. Dann jammert er dass er weg gehen wollte. „Bitte, ich muss gehen!" sagt er und zittert am ganzen Körper. „Nein! Du hast Fieber, bist schwach wie ein Baby und kennst dich hier nicht aus. Ich lasse dich auf keinen Fall auch nur für eine Sekunde alleine." sage ich mit fester Stumme. Ich habe entsetzliche Angst um Sebastian.