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Auf dem Weg zum Museum sticheln Samantha und ihre Freundinnen immer wieder gegen mich. Peter bleibt tapfer an meiner Seite. Er versucht die Mädchen abzuwürgen was aber den Eifer noch befeuert mit dem sie mich verachten. Irgendwann schaltet sich Sarah ein die nicht wirklich auf meiner Seite ist der ich aber wohl leid tue. „Jones ist doch verheiratet. Der ist wenn dann nen ohne Night stand!" sagt sie um meinen schnellen Partnertausch zu rechtfertigen. Ich quittiere ihre Hilfe mit einem kleinen Lächeln. Wenn sie wüsste mit wem er verheiratet ist würde sie mich bestimmt nicht mehr verteidigen. Samantha findet es jedenfalls total scheisse dass sie nicht diejenige ist die in den Armen des hübschen Professors gelegen hat. Sie geht zu ihm um zu flirten. Sebastian hat unsere Auseinandersetzung mit zunehmender Verwunderung beobachtet. Als sich Samantha ihm nun praktisch barbusig aufdrängt fragt er sie über die gestrigen Referate aus. Da sie so gar nicht antworten kann rollt er mit den Augen. Er lässt sie mit ziemlich eindeutigen Worten abblitzen. Er testet noch ein zwei andere aus Samanthas Clique und kommt dann fürchterlich genervt zu Peter und mir. „Sag mal, lernen deine Kommilitonen eigentlich nicht?" fragt er mich in einem sehr lauten und genervten Tonfall. „Doch! Ich glaube schon. Die Referate gestern waren doch gut." verteidige ich die Mädchen automatisch. Sebastian fragt nun Peter und mich zu dem gestrigen Präsentationen aus. Natürlich habe ich zugehört und da ich die Bücherlisten nicht nur geschrieben habe sondern auch gelesen wird es eine spannende Unterhaltung. Als wir vor dem Haupteingang stehen nimmt Sebastian mich in seine Arme und sagt so laut dass alle es hören: „So schlau muss eine Frau sein dass ich mich für sie interessiere! Peter grinst ihn dankbar an. Er hofft dass den Mädels das Maul gestopft ist. Peter mag zwar ein zweihundert Jahre alter Vampir sein aber von Frauen hat er genau gar keine Ahnung. Die sind nämlich keineswegs beruhigt sondern sehen Sebastians Liebeserklärung als Kriegserklärung und versuchen mir das Leben zur Hölle zu machen. Unfairerweise hacken sie ab dem Moment auf Peter herum als ich mich in Sebastians Arme flüchte weil es mir zu blöd wird. Sebastian rettet Peter indem er ihn ebenfalls umarmt. Als die Führung durch die Ägyptische Abteilung startet fragt uns Sebastian ob wir wüssten wie wir uns den Hass der Damen zugezogen haben. Ich antworte: „Du weißt dass sie uns beide gestern küssend auf dem Gang vor unserem Zimmer erwischt haben?" Sebastian nickt. „Heute morgen haben sie gesehen wie ich mit Peter das Zimmer verlassen habe." Sebastian nickt genervt.
Die Führung ist wahnsinnig spannend. Der Typ der sie hält hat richtig Ahnung von dem was er präsentiert. Er hat auf Peters Rückfragen immer eine coole Antwort parat. Auch Sebastians Theorien kann er nachvollziehen und mit ihm diskutieren. Manchmal hat er Dinge den falschen Königen oder Epochen zugeordnet. Er reagiert freundlich auf meine Anmerkungen und lässt sich die Korrekturen gerne durch den Kopf gehen. Er strahlt irgendwann weil sein Puzzle endlich Sinn macht. Sebastian, Peter, er und ich haben richtig Spaß. Die übrigen Anwesenden gähnen hauptsächlich. Einige hauen auch schon eher ab. Sebastian grinst. Er lässt sich die Anwesenheitsliste am Schluss der Führung unterschreiben so dass diese dreisten Studenten bei einer Pflichtveranstaltung gefehlt haben.
Peter, Sebastian und ich machen uns für das Konzert fertig. Ich habe überhaupt nichts anzuziehen das auf do ein Konzert passen könnte. Peter leiht mir sein Glorreichen Sieben Pulli. Er selber trägt ein Totenkopf T-Shirt. Sebastian zieht ein einfaches schwarzes Shirt an und sieht darin wie immer zum Anbeißen aus. Doch auch Peter sieht heiß aus. Sebastians Blut macht ihn lebendig. Er hat rosige Wangen, die Augen funkeln leuchtend grün. Seine Haare glänzen und er wirkt ausgeglichener. Natürlich noch traurig. Keins seiner existentiellen Probleme hat sich gelöst aber er fühlt sich vitaler. Seit zweihundert Jahren endlich mal wieder wach und munter.
Gut gelaunt gehen wir zu der Konzerthalle. Wir lösen unsere Tickets und gehen dann noch an die Bar um etwas zu trinken. Wir haben wahnsinniges Glück und ein Teil der Band sitzt dort mit einigen Fans. Wahrscheinlich passen wir nicht so wirklich in deren übliche Fangemeinde denn sie starren uns erst einmal an. Weil sie so glotzen grinse ich Ihnen zu und frage: „Na, Jungs? Wollt ihr ein Autogramm?" Peter zieht vor Entsetzen die Luft scharf ein. Ich habe ihn gerade vor seinen Idolen lächerlich gemacht. Sebastian grinst nur. Doch mein Spruch hat das Eis gebrochen. Die Bandmitglieder lachen und bejahen. Schnell ist irgendwo ein Edding aufgetrieben und wir dürfen unsere Namen auf ihre Arme oder Bäuche kritzeln. Die Jungs stellen sich als Finn, Eki, Dain, Colin, Adam, Ask und Embla vor. Die Fangroup als Jenny, Rana, Rian, Matt und Daryl. Wir setzen uns dazu und werden ausgequetscht. Woher wir kommen, warum wir die Band mögen und so weiter. Peter spricht die ganze Zeit und erklärt dass sie die Lieblingsband seines kleinen Bruders seien. Der läge aber gerade im Koma und um ihm nahe zu sein wäre er hier. Und Sebastian und ich wären aus Solidarität mit gekommen. Der Band tut das sehr Leid. Sie organisieren ein großes Plakat und schreiben darauf: ‚Für Drogo mit den besten Genesungswünschen. Bitte wache ganz schnell wieder auf! Und dann unterschreiben sie jeweils bei ihrem Bild. Ask hat die anderen Bandmitglieder angerufen und her zitiert. Die bekommen Peters Geschichte erzählt und unterschreiben dann auch auf dem Plakat. Jeder schreibt für Drogo einen kleinen Spruch. Wir sind echt gerührt.
Ask, der Sänger der Band ist so alt und so gross wie Sebastian. Als die beiden gemeinsam aufs Klo gehen sieht es ein bisschen so aus als würden zwei Riesen durch den Raum schreiten. Als Sebastian dann noch erfährt dass die meisten Bandmitglieder aus Lappland stammen ist er hellauf begeistert. Er versteht sich richtig gut mit ihnen. Bald plaudern wir miteinander als seien wir Vertraute. Das Konzert ist richtig schön. Ich habe so etwas noch nie erlebt und ich habe nach dem Konzert richtig viel Adrenalin im Blut. Als wir vor dem Hotel ankommen stehen dort einige unserer Studenten und machen lange Gesichter. Die Tür ist abgeschlossen und die Zimmerschlüssel passen nicht zur Eingangstür. Sebastian hat den Schlüssel zur Tür. Er schließt auf und lässt alle rein. „Wo kommt ihr denn her?" fragt Sarah verwundert. „Wir waren auf dem Konzert der Glorreichen Sieben." sagt Peter glücklich und ich nicke. „Was?  Die sind hier aufgetreten? Fragen einige neidisch. Sarah schaut mich enttäuscht an. „Du hättest ja ruhig Bescheid sagen können." sagt sie bitter. „Ich dachte du wolltest Party machen." sage ich leicht hin. Samantha zickt mich an dass ich eine blöde Schnepfe sei dass ich nicht Bescheid gesagt hätte. Sebastian dreht sich abrupt um und starrt sie wütend an. „Ich habe genug von ihrem Rumgezicke! Ich wollte einen schönen Abend mit meiner Frau und unserem Freund verbringen. Und genau das habe ich auch getan. Keiner von uns dreien ist ihnen Rechenschaft schuldig. Sie haben sich bereits heute morgen als unqualifiziert erwiesen und ich werde garantiert nicht meine Freizeit freiwillig mit ihnen verbringen!" Samantha wird rot vor Wut. „Wer soll ihre Frau sein? Etwa die, die heute morgen mit Peter geknutscht hat?" Sebastian schaut Samantha böse an. „Ja! Ganz genau die!" sagt er knurrend und legt seinen Arm um mich.

Sebastian Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt