Midsommer rückt näher und damit auch Sebastians Wunsch mit mir zu seinen Großeltern zu fahren. Ich frage ihn ob wir unser Rudel mitnehmen können. Ich habe meine Lieben einfach gerne um mich. Sebastian nickt und fragt Fenrir ob wir als Rudel bei ihm auftauchen dürften. Der lacht zwar über die ungewöhnliche Idee, sagt dann aber dass wir gerne alle vorbei kommen können. Ich frage mich wann der beste Zeitpunkt sei Sebastian von meiner Schwangerschaft zu erzählen. Ich bin noch zu unruhig weil ich nicht weiß ob nicht was schief läuft während der Schwangerschaft. Einer der Welpen ist nämlich nicht mehr da. Ich habe nur noch zwei Babys im Bauch und fürchterliche Angst dass den beiden übrig gebliebenen auch etwas passiert. Ich freue mich auf Oma. Die wird bestimmt wissen wann der beste Zeitpunkt ist von der Schwangerschaft zu erzählen.
Wir packen alle unsere Sachen und fahren fröhlich Richtung Europa und dann nach Tromsö. Dieses Mal begegnet uns die Familie mit Respekt. Sebastian gehört nicht mehr direkt zu ihrem Rudel, er hat seine Rolle als Alpha gefunden. Er hat seine Beta und die Katzen und Vampire in unserem Rudel sind ganz alleine unsere Sache. Natürlich schauen Sie die Vampire schräg an aber sie sagen nichts gemeines über sie. Ich werde dagegen sogar herzlich begrüßt. Die Wölfin deren Welpen ich gerettet habe umarmt mich sogar. Sie erzählt mir aufgeregt dass sie wieder ein Baby erwartet. Ihr Junge ist inzwischen ein niedlicher Junge geworden der sich gut mit Lorie versteht. Sie zieht einen hübschen jungen Mann vor mich und stellt ihn stolz als ihren ältesten Sohn Lasse vor. Der Junge ist genau so winzig wie sein kleiner Bruder. Vielleicht noch zarter gebaut weil er schon achtzehn ist und der jüngere Bruder acht. Es ist aber ein echt hübscher Knabe, blond mit eisblauen Augen. Ich mustere das Kind das verschämt zu Boden schaut. Irgendjemand lacht die Mutter aus. „Auf den Lasse brauchst du nicht stolz sein! Der ist nen Omega!" ruft derjenige. Lasse senkt seinen Kopf noch weiter und schaut sehr betreten zu Boden. „Was ist ein Omega?" frage ich verwundert weil ich bisher nur Alpha und Beta kennengelernt habe. „Ein Omega ist zwar der rangniedrigste im Rudel aber er wird als Mann Babys gebären können." sagt die Mutter sichtlich stolz. „Es gibt nicht viele männliche Omega." Für uns Katzen ist das sehr interessant. Da wir als Einzelgänger leben kennen wir kaum Hierarchien. Meine Cousinen und Xamenek kommen zu mir und wir betrachten den Jungen sehr interessiert. „Habt ihr auch Omegas?" fragt die Mutter und starrt Abi-Mehu an. Abi-Mehu ist deutlich kleiner und viel dünner als Abi-Schemau oder ich. Abi Mehu schüttelt den Kopf. „Ich bin ein Gebhard!" sagt sie stolz. Schemau nickt und sagt ebenso stolz: „Sie ist schneller als eine Antilope!"Lasse schaut Abi Mehu bewundernd an. Ich könnte die Unkenrufer von eben erwürgen. Der Junge sieht hübsch aus und er kann etwas was andere nicht können. Wieso sollte er da weniger wert sein und seine Mutter nicht stolz auf ihn sein dürfen. Ich schaue sie daher fröhlich an und sage: „Dein Sohn ist wunderschön!" und nun schauen mich Mutter und Sohn erst ungläubig, dann aber beschenkt an. Schemau und Xamenek trollen sich turtelnd aber Mehu bewundert den Jungen mit unverhohlener Neugier. „Du kannst echt Babys kriegen?" fragt sie ihn bewundernd. Der findet diese Fähigkeit wahrscheinlich nicht gerade wahnsinnig toll, jedenfalls schaut er eher betreten als erfreut dass Mehu sich dafür so brennend interessiert. Die ist aber eine echte Katze und ignoriert seine schlechte Laune. Sie nimmt den Jungen einfach an der Hand und zieht ihn in eine Ecke wo sie ungestört mit ihm plaudern kann. Sie sitzen auch auf dem Flug nach Tromsö nebeneinander. Sehr zum Missfallen einiger anderer junger Wölfe die sich auch gerne mit der unkonventionellen Schönheit unterhalten hätten. Doch die denkt gar nicht daran Lasse wieder aus ihren Fängen zu lassen und ihm scheint es zunehmend besser zu gefallen. Sebastian schaut öfters mal zu den Teenagern herüber und grinst. „Wetten wir haben bald einen Omega im Rudel?" sagt er stolz. Ich wundere mich ein bisschen. Die anderen Wölfe hatten mir nicht gerade vermittelt dass das Omega Dasein was tolles sei. Sebastian scheint stolz darauf zu sein einen Omega im Rudel zu haben. Ich frage mich wieso er das sieht und er sagt lächelnd: „Ein Omega rundet das Rudel ab. Es ist gut auch jemanden zum Beschützen zu haben."
Als wir in Tromsö landen ist es kalt. Aber der meiste Schnee ist weg und überall grünt und blüht es. Es ist nicht wirklich warm aber ich habe nicht das Gefühl dass ich erfriere. Fenrir erwartet uns mit Auto. Er gibt grinsend Sebastian den Schlüssel. „Kutschier du deine Vampire, ich renne mit meiner Schwiegertochter um die Wette." Es wandeln sich alle und Sebastian schaut uns wehmütig hinterher. Doch er quetscht sich in den riesigen Pick Up dessen Ladefläche mit all unseren Gepäck gefüllt ist. Nicolae, Peter, Drogo und Lorie sitzen in der Fahrerkabine und Sebastianfährt das Vehikel heim. Die Wölfe und Katzen rennen neben dem Auto her. Irgendwann bemerke ich Mahu neben mir die mich fragend anschaut. Und dann geben wir beide Gas! Ich weiß dass sie schneller ist als ich aber ich halte länger durch! Also messen wir uns. Die Häuser in der Ferne sind unser Ziel und das Auto neben uns unser Ansporn. In gestreckten Galopp sause ich hinter Abi Mehu her aber sie ist einfach schneller. Kurz vor dem Haus hole ich sie aber ein weil sie nicht mehr kann. Ich überhole sie grinsend und dann lassen wir uns gemeinsam in den Vorgarten fallen um erst einmal wieder zu Atem zu kommen. Sebastian und die Vampire springen aus dem Auto. Sebastian ruft begeistert: „60 Meilen hattet ihr drauf! Das ist der Wahnsinn!" Er setzt sich neben mich und legt seine Hand auf meinen hechelnden Körper. Ich Recke wie Mehu den Kopf um besser Luft zu bekommen. Wir beobachten das Rudel wie es gemütlich angetrabt kommt. Als sie endlich da sind können wir wieder normal atmen und haben uns gewandelt.
Fenrir reagiert wie Sebastian und findet unsere Geschwindigkeit absolut faszinierend. Die Wölfe die bisher noch nicht mitbekommen haben dass wir was drauf haben haben es spätestens jetzt klar. Lasse schaut Mehu jedenfalls bewundernd an. Nun wirkt er zu schüchtern um sie wieder anzusprechen. Er würde gerne aber er traut sich offenbar nicht. Mehu ist eine Zicke. Sie lacht und spricht mit Peter und Drogo während sich der kleine Wolf nach ihr verzehrt. Ich gehe zu ihr und frage sie weswegen sie das tut. „Wölfe funktionieren anders als Katzen. Für ihn ist das kein Spiel. Wenn du ihm weh tust ist sein Herz gebrochen und er geht kaputt. Entscheide dich ob du zu seinen Bedingungen bei ihm sein möchtest oder vergiss ihn. Du bist keine Baw Hemet und du brauchst dich nicht wie eine benehmen." fauche ich sie an. Sie schaut mich beklommen an. „Das wusste ich nicht." stammelt sie. „Ich dachte er mag mich nicht weil er mich nie ansieht." „Er ist nen Omega. Er darf dich gar nicht anschauen." erkläre ich ihr sanft. Sie staunt mich an. Ich sage: „Beobachte ihn. Er schaut niemandem ins Gesicht. Das bedeutet dass er der rangniedrigste ist." Mehu nickt bedächtig. „Darf ich denn die anderen anschauen wenn ich mit ihm zusammen bin?" Gute Frage. „Ich weiß es nicht. Ich werde mal mit Fenrir sprechen." sage ich. Mehu schaut mich an und fragt verwundert: „Wieso mit Fenrir und nicht mit Sebastian?" Ich grinse und sage: „Weil Sebastian Dir natürlich erlaubt selbstbewusst zu bleiben. Ich weiß nur nicht ob dich die aus den anderen Rudeln dann fertig machen." Mehu schaut mich mit ihrem intensiven Blick an den nur Katzen drauf haben können. Dann faucht sie leise: „Die anderen sind mir egal!" Sie scheint einen Entschluss gefasst zu haben und erhebt sich elegant um quer durch das Wohnzimmer zu schreiten. Die Blicke sämtlicher Wölfe kleben an ihr. Die jüngeren sabbern etwas. Sie jedoch geht hinter die Couch zu der kleinen Ecke in die sich Lasse zurückgezogen hat weil er vom Sofa geflogen ist. Mehu hockt sich vor ihn und hält ihm beide Hände hin. Er ergreift sie und gemeinsam verlassen sie das Wohnzimmer. Die Blicke aller anderen Wölfe sind den beiden nach wie vor sicher. Sebastian grinst fett. Er sagt zu Lasses Mama: „Wetten dein Sohn wird seine Kinder nicht selbst gebären?" Die schaut erstaunt in das feixende Gesicht des Alpha. Sie schaut danach enttäuscht ihrem Junior hinterher.