Kapitel 40

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Ich verlies die Firma und wollte gerade ins Auto steigen, als ich Tyler sah, der sich vor die Firma auf die Treppe setzte. Er wirkte nachdenklich.

Ich konnte ihn da einfach nicht so sitzen lassen, das ging einfach nicht. Es schien so, als würde ihn etwas belasten. Also schloss ich, genervt von mir selbst, meine Autotür und ging auf Tyler zu.

„Darf ich mich zu dir setzten?“ Fragte ich ihn und sah mich in der Menschenmenge um, die vor dem großen Gelände der Firma tobte. In mitten der Parkplätze, stand ein großer Brunnen, in dem in der Mitte eine riesige Skulptur eines Mannes, vor ihm eine Frau, stand. Aus den ausgestreckten Händen der beiden, strömte das Wasser hinaus und plätscherte zwischen der lauten Geräuschkulisse der Menschen und Maschinen.

„Wenn du neben einem Kriminellen sitzen willst, gerne“ In seinen Gedanken versunken sah auch er auf den großen Brunnen. Dieser Größe Brunnen, lud dazu ein, in heißen Sommertagen, die Füße hinein baumeln zu lassen. Kühl und erfrischend. Es war für die Verhältnisse des Frühlings ziemlich warm, also taten es auch einige und ließen es sich nicht nehmen, ihre Füße hinein zu tauchen.

„Ich versuche mich nicht davon anstecken zu lassen“ Setzte ich mich kichernd neben ihn auf die selbe Stufe „Was machst du noch hier?“ Er hatte Feierabend genau so wie ich, stattdessen saß er hier und dachte nach. Etwas, was man von ihm nicht kannte.

„Ich denke über alles nach" Sprach er und sah mich dabei an „Wie ich dich verloren habe, wie ich beinahe meine Freiheit aufgeben musste…“ Er wollte weiter sprechen, schloss aber seinen Mund und schweifte von meinem Blick ab.

Der erste Satz hatte mir das Atmen scharf eingestellt. Er dachte also auch über uns nach „Aber du bist frei“ Ich war froh darüber ihn im freien zu sehen. Absichtlich erwähnte ich nichts übers uns. Wir hatten bereits oft darüber gesprochen oder besser gesagt, gestritten.

Außerdem, Musste ich an die Beziehung von Victor  und mir festhalten. Nicht ohne Grund fühlte ich mich gut bei ihm. Auch, wenn meine Gedanken des öfteren zu Tyler schweiften.

„Innerlich, fühle ich mich aber wie ein Gefangener, meiner Vergangenheit“ Bildlich hielt er seine Fäusten vor sich, als säßen dort die einprägenden Handschellen.

„Aber deine Zukunft ist das entscheidende“ Mit dem Druck meiner Finger auf seine Hände, ließ er seine Arme wieder sinken.

„Ich werde mich nicht ändern" Wieder sah er zu mir „Ivy, ich bin so"

„Außer deine Kriminalität, bist du doch perfekt“ Aufheiternd und weil es nun mal so war, lächelte ich ihn an. Er war Tyler und nicht sein Vaters oder Victor, geschweige den, war der ein X-beliebiger Mensch. Er war er und ehrlichgesagt, sah ich zu ihm auf. Das er auf die Meinung anderer scheißte und auf sich vertraute. Auch, wenn er nicht immer der netteste Mensch auf Erden war, war er doch immer er selbst. Ob es jemanden um ihn herum mochte oder nicht, war ihm schnuppe „Ich habe nie gesagt, das du falsch bist“ Ich wandte mich im Schneidersitz komplett zu ihm.

„Du, hast mich lieben gelernt und du wusstest wie ich bin“ Sein Körper wandte sich auch komplett zu mir „Wieso?“ Wieso verstand er denn nicht, das ich mich in ihn verliebt hatte und mich in ihn verloren hatte. Seine Augen musterten mein Gesicht. Er wollte schlau daraus werden. Er wollte schlau aus mir werden.

„Ich kann dir das nicht erklären“ Es tat mir weh, das er dachte, das man ihn nicht lieben konnte. Aber ich war der lebende Beweis dafür, das es ging und ich hatte keine zweifeln dran, das ich ihn so liebte wie er war.

„Tut mir leid“ Schloss er seine Augen und seine Stirn legte sich in falten „Ich hätte dich das nicht fragen sollen“

„Schon gut“ Atmete ich den angehalten Sauerstoff wieder aus „Ich wünschte ich könnte dir liebe erklären aber das ist unmöglich“ Jetzt, gerade jetzt, vergas ich was jemals zwischen uns passiert war. Das ich Victor an meiner Seite hatte, das Tyler verlangt hatte, ihn zu vergessen und legte meine Hand auf seine Wange.

Tyler war nicht so, wie er gerade war. Er durfte nicht an sich zweifeln, daran das er nicht geliebt werden konnte.

Kaum hatte meine Hand seine Wange berührt, explodierte die Mauer in meinem Herzen und versetzte mir ein stich in die Brust, weshalb ich scharf einatmete.
Tyler hatte es bemerkt und beobachtete, wie meine Augen sich mit Tränen füllten. Wieso hatte ich Victor an meiner Seite, wenn ich ihn wollte? Wieso nahm Tyler nur so viel Platz in meinem Leben ein?

„Ich bin dran schuld, das es dir so geht“ Wut zeichnete sich in seinen dunklen Augen.

„Weil du ein Blödmann bist“ Wie ein Baby schmollend, wischte ich mir die Tränen von der Wange und hörte Tyler kichern.

„Lach nicht“ Beschwerte ich mich und musste selber kichern.

„Wehe ich sehe dich noch einmal weinen, dann zermalme ich Victor!"

„Ich habe wegen dir geweint“ Stellte ich klar.

„Dann Peitsche ich mich gleich zu Hause aus. Bestrafung muss sein"

„Masochist“ Schüttelte ich meinen Kopf.

Grinsend legte Tyler seinen Kopf Schräg, automatisch tat ich das auch. Die Geräuschkulisse um uns herum wurde leise. Fasst schon stumm, als ich sah, das Tyler seine Hand um mich legte, mich zu sich zog und mir einen Kuss auf den Haaransatz verpasste.

„Ich hoffe, euch ist klar, das ihr keine Überstunden aufgeschrieben bekommt, nur weil ihr euch auf der Treppe vor der Firma aufhaltet“ Mr. Ridleys Schritte waren hinter uns stehen geblieben.

Sofort entfernte ich mich von Tyler und sah hinter uns. Mein Chef stand da, mit seinem Aktenkoffer in eine Hand und sein Jackett über den anderen Arm gelegt.

„Halsabschneider“ Tyler stand gleichzeitig mit mir auf „Ich fahre"

„Soll mir nur recht sein" Sah Mr. Ridley zu seinem Sohn, dann hinunter zu mir. Sein lächeln ließ seinen Bart aufzucken.

„Ich fahre dann mal" Zeigte ich mit meinen Zeigefingern hinter mich „Dann bis morgen“ Ich drehte mich um bevor die Beiden sich auch von mir verabschieden konnten und hoffte, dass Mr. Ridley diese innige Szene mit Tyler nicht gesehen hatte. Immerhin war ich die Freundin eines anderen und nicht die seines Sohnes.

„Bis morgen Ivy“ Rief mir Tyler nach und natürlich, ließ mein warmes lächeln nicht lange auf sich warten. Ohne das ich noch einmal zurück sah, stieg ich in mein Auto.

Love Me Or Hate MeWo Geschichten leben. Entdecke jetzt