Schmerz

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Wie in Trance lief ich in mein Zimmer und wollte nur noch alleine sein. Als ich die Tür hinter mir schloss überkam mich eine Erleichterung, wie wenn ich die ganze Welt vor mir aussperren könnte. Doch sofort viel mir auf das etwas auf meinen Tisch lag. Es war der Fingerschutz den Haldir mir geben wollte. Mir wurde etwas schwermütig bei dem Anblick, doch noch mehr als ich aufblickte. Ich sah direkt auf meine Kette die ich meist an meinem Spiegel hin hängte. Die Kette die Haldir mir zum Geburtstag schenkte. Ich nahm sie in die Hand und musste plötzlich so unerbittlich weinen. Hier konnte ich meine Tränen wenigstens ungehindert freien Lauf lassen und ich lies mich auf mein Bett fallen. Fest vergrub ich mein Kopf in dem Kissen, bis ich diesen Geruch wahr nahm. Es war sein Geruch. Ich konnte ihm noch überall in meinem Zimmer wahr nehmen. Mein Weinen wurde weniger und ich sah mich um. So konnte ich ihn nicht vergessen. Alles was mich an ihn erinnerte, legte ich in eine Schublade meines Tisches und bezog das Bett neu. Es fiel mir schwer aber ich fühlte auch das es richtig war. Ich spürte wieder leichten Zorn in mir aufkommen und dagegen musste ich etwas unternehmen. Wenn ich ihn im Moment nicht kontrollieren konnte, so musste ich ihn los werden.

Ich nahm noch schnell ein Bad und kurzzeitig war ich sogar etwas entspannt aber ich wollte damit nur etwas Zeit gewinnen. Denn ich hoffte das Haldir schon abgereist ist, wenn ich wieder nach draußen gehe. Ich zog mich an und legte mir Pfeile und Bogen an den Rücken. Ich fühlte mich total aufgewühlt und konnte hier nicht einfach herum sitzen. Als ich noch einmal in den Spiegel sah, konnte ich sehen wie traurig ich immer noch aussah. Meine Gefühle schmerzten mich sehr aber ich wollte sie einfach nur noch begraben. Ich nahm meine Haare und flechtete einen großen Zopf, wie ich ihn seit Jahren nicht mehr trug. Warum ich es heute tat, wusste ich nicht. Auf den Weg zu den Ställen fühlte ich einen kühlen Wind der mir, mit warmen Sonnenstrahlen entgegen kam. Tief atmete ich ein und schloss meine Augen. Für einen kurzen Moment fühlte ich mich wieder wohl, doch Stimmen rissen mich aus meiner entspannten Lage. Als ich sah wie Orophin mit Haldir in den Stall ging sprang ich schnell hinter einen Baum. Das konnte doch nicht wahr sein, ich dachte er wäre schon längst weg, dachte ich bei mir. Eine Mischung aus Schmerz und Wut kamen wieder in mir hoch als ich ihn sah und wieder fühlte ich langsam aufkommende Tränen. Ich riss mich zusammen, keiner sollte mich so gebrochen sehen. Immer noch waren die Beiden nicht auf dem Stall heraus gekommen und ich beschloss sie heimlich zu belauschen. Ich schlich mich von der Seite ran und blieb an einer Außenwand stehen. Nun konnte ich Beide gut hören und Haldir sagte „Ich habe Linion das Kommando gegeben und achtet immer auf genug Wachgruppen an den Grenzen." „Meinst du das es was bringt mit Vater zu reden?" „Es muss etwas bringen. Ich muss das ein für alle Male klären. Tue mir bitte den Gefallen und achte auf Arrian. Sie ist in Gefahr und darf Lorien auf keinen Fall verlassen." „Ich glaube nicht das sie im Moment auf mich hören wird." „Dann sag bitte Irraen das sie ein Auge auf sie haben soll." „Bei ihr habe ich auch gerade keine guten Aussichten. Haldir du lässt mich mit 2 wütenden Frauen alleine." „Du wirst es überleben. Ich denke ich bin in 5 bis 6 Tagen zurück." Ich hörte sie nach draußen gehen und glitt an der Wand zu Boden. Ihn zu hören tat mir auf's Neue weh und ich war eigentlich froh, das er wenigstens für einige Tage weg war. Was mich wiederum wütend machte war die Tatsache, das er der Meinung war ich bräuchte einen Aufpasser. Was solle mir denn passieren? Immer noch zweifelte er an meinem Können und ich war froh das endlich erfahren zu haben. Nun fühlte ich Enttäuschung und als ich hörte wie er davon ritt, holte ich tief Luft. Ich lehnte mein Kopf an die Wand und dachte nach. Darüber was ich alles nicht über ihn wusste und wie ich nur so blind sein konnte. Dann dachte ich an Orophin. Er war mein Freund aber auch sein Bruder. Ihm musste es auch schrecklich gehen und vielleicht hatte ich bei ihm die Beherrschung verloren. Ich beschloss mit Irraen zu reden, also erhob ich mich und lief ins Lager.

Zu meinem Bedauern war auch Lalwen da. Ich konnte sie im Moment wirklich nicht ertragen aber ich lies mir nicht's anmerken. Zielsicher ging ich zu Irraen's Zimmer und klopfte an. Als sie ihre Tür öffnete war Orophin bei ihr aber sie strahlte als sie mich sah „Arrian. Schön das du da bist." Mir war es etwas unwohl das er mit da war „Tut mir Leid ich wollte euch nicht stören." Ich wollte gerade wieder gehen aber Irraen hielt mich am Arm fest „Warte du störst doch nicht." „Ich wollte dich eigentlich fragen ob wir ein Stück zusammen reiten wollen?" Mein Blick fiel auf Orophin der mich wehmütig an sah aber auch ich schaute trüb drein. „Ja sicher warte kurz." Sie legte sich Pfeile und Bogen an und verabschiedete sich von Orophin mit einem kleinen Kuss. Als wir durch das Lager liefen war Lalwen immer noch da. Meine Freundin sprach leise zu mir „Ich konnte sie nie leiden. Hoffentlich fallen diesem arroganten Miststück alle Haare aus." Ich wusste nicht wie mir geschah aber plötzlich musste ich leise lachen. Wir sahen uns an und nun mussten wir Beide lachen aber so laut das es Andere hören konnten. Viele Anspannungen fielen plötzlich von mir, denn ich hatte die richtige Heilung für meine Sorgen gefunden. Das Lachen mit einer Freundin.

Wir ritten los und hatten richtig Spaß dabei. Mitten im Wald hielten wir an, denn hier hatten wir unsere Ruhe. Ruhe vor Anderen und Ruhe zum Reden. Wir schossen einige Pfeile und wählten dafür schwierige Ziele. Dabei konnten wir immer den Kopf frei bekommen und uns unterhalten. Also begann ich „Ich weiß das du ein Auge auf mich haben sollst." Überrascht über mein Wissen sah sie mich an. „Eigentlich sollte das Orophin machen aber er hat wohl im Moment eher Sorgen seinen Kopf zu verlieren, wenn er was falsches zu mir sagt." sagte ich mit einen frechen Ton und einen kleinen Grinsen, dabei traf ich aber mein Ziel genau. Nun musste sie auch schmunzeln „Ja stimmt etwas Sorge hat er." „Ich werde später mit ihm reden." Ich fühlte mich etwas schuldig und ertrug diesen Zustand nicht. „Für ihn war das keine leichte Situation." „Ja das habe ich nun verstanden, trotzdem bin ich noch etwas sauer." Sie lächelte mich an „Das kann ich verstehen aber was wirst du machen, wenn Haldir zurück kehrt?" Wieder wurde mir schwer ums Herz, als ich seinen Namen hörte „Ich weiß es nicht. Ihn wohl aus dem Weg gehen. Solange bis ich wieder nach Bruchtal kann oder er für die Hochzeit abreist." Als ich diese Worte sagte überkamen mich alle Gefühle gleichzeitig. Geschockt über die Tatsache in meinen Worten hielt ich mir die Hand vor den Mund, doch plötzlich bekam ich wieder Tränen. Irraen nahm mich in die Arme und ich hielt mich fest an ihr „Ich weiß er ist ein Lügner aber warum muss ich immer wieder weinen?" „Es dauert seine Zeit. Das ist normal. Selbst wenn man die Wahrheit weiß. Immerhin hast du ihn geliebt." Dabei strich sie mir über den Kopf um mich zu beruhigen. „Ja aber offenbar liebte er mich nicht oder nicht genug, sonst wäre er ehrlich zu mir gewesen. Ich verstehe Männer einfach nicht." Sie nahm mein Gesicht in ihre Hände und sah mir in die Augen „Eins kann ich dir sicher sagen. Ich lebte schon seit fast 400 Jahren und ich verstehe die Männer auch nicht." Plötzlich mussten wir Beide los lachen und sie wischte mir die Tränen weg. „Siehst du. Du bist eine starke Frau und das Lachen hast du auch nicht verlernt." Ich lächelte sie an und umarmte sie fest und dankbar. Sie hatte recht und ich wollte mir das Lachen von Niemanden nehmen lassen.

Erst spät am Nachmittag kamen wir zurück und die ganze Zeit über redeten und lachten wir viel. Orophin schien auf uns zu warten und schaute leicht verwirrt als er uns sah. Es tat einfach gut Zeit mit einer Freundin zu haben und mit ihr zu reden zu können. Ich hatte das Gefühl man könnte fast jedes Problem mit ihr vergessen. Ich lächelte Orophin leicht an und auch er versuchte es, trotz eines etwas unbeholfenen Gesichtsausdruck. Ich ging auf ihn zu „Können wir reden?" „Ja gerne." Wir waren Beide etwas gehemmt und Irraen wollte schon gehen „Ich lasse euch Beide alleine." „Nein warte du musste nicht gehen." sagte ich zu ihr und wir 3 gingen ein Stück. Wir setzten uns auf eine Bank und es fiel mir etwas schwer die richtigen Worte zu finden und deshalb sprach ich einfach meine Gedanken aus „Hör mal ich wollte mich dafür entschuldigen, das ich so wütend auf dich war. Ich weiß das war falsch und das dich keine Schuld trifft." Als ich meine Worte beendete sah ich auf meine Hände die ich fest ineinander hielt. Orophin ergriff sie und ich blickte wieder auf „Ich muss mich auch entschuldigen. Ich habe dich belogen und das war ebenso falsch aber ich wusste einfach nicht was ich tun sollte in dieser Situation. Es tut mir auch leid das ich dich belog, als ich den einen Abend Haldir wegen Lalwen in Schutz nahm aber ich wollte nicht das ihr euch weiter streitet." Ein verständnisvolles Lächeln stand mir im Gesicht „Das verstehe ich jetzt und auch das du es nur gut gemeint hast. Ich war einfach nur so wütend und das auch auf dich." „Ich verstehe dich das du in diesem Moment zornig warst. Du hattest alles Recht dazu. Außerdem habe ich schon einmal wütende Menschen erlebt und da warst du noch harmlos dagegen und das obwohl wir Freunde sind." Ich konnte einfach nur Lachen und ihn fest in die Arme schließen und er erwiderte dies. Irraen war glücklich darüber das wir unseren Streit begraben konnten und ich war auch sehr dankbar. Ich war dankbar für solche Freunde. Freunde die immer für mich da waren und es mir auch zeigten. Sie erinnerten mich auch an das Wichtigste. An mich. Ich war stark und selbstbewusst und niemand würde mir das je nehmen. Ich war auf keinen Mann angewiesen, um ein schönes Leben zu führen. Es gab Familie und Freunde in meinem Leben die mich liebten und mir auch das Gefühl gaben. Ich wollte die nächste Zeit nutzen um etwas zu verändern...und ich wollte heute Nacht damit beginnen.

Die menschliche Elbin ( Haldir ff )Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt