Kapitel 9

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Diesen Blick kannte ich nicht an ihn. War er wütend auf mich? Enttäuscht? Traurig? - ich wusste es nicht.

,,Hayat was ist los?", Yasin stand auf einmal genau vor mir - versperrte mir somit die Sicht zu meinem Vater - und nahm mein Gesicht in seine Hände.

,,Hayat was ist los verdammt? Wieso weinst du!?"

,,Hayat!!", diesmal schrie er.

,,Lass uns bitte so schnell wie möglich abhauen!"

Ohne etwas zu sagen, nahm er meine Hand und wir gingen zusammen zum Auto - mein Blick dem Boden gerichtet.

Ich war in großen Schwierigkeiten!

Als wir im Auto ankamen, drehte sich Yasin ganz zu mir. Sein Blick verriet mir, dass er auf eine Antwort wartete.

Ich atmete tief ein und aus - und erzählte ihm anschließend, dass uns mein Vater gesehen hatte und ich so schnell wie möglich nach Hause musste.

,,Auf keinen Fall!"

,,Doch Yasin! Ich muss!"

,,Damit er dich verletzt? Auf keinen Fall gehst du nach Hause!"

,,Und was soll ich dann machen? Er wird nur umso mehr ausrasten, wenn ich die Nacht irgendwo anders verbringe. Fahr mich nach Hause und mache meinetwegen Dua*, dass mir nichts passiert aber ich muss nach Hause!", das ,,muss" betonte ich.

(*Bittgebet)

Er antwortete mir nicht, schaute mich einfach nur an.

,,Ich kann dich nicht einfach gehen lassen Hayat versteh das! Ich würde Schuld sein, wenn dir etwas passiert"

,,Nein, wärst du nicht. Fahr mich bitte nach Hause ich verspreche dir bei jeder Kleinigkeit bescheid zu sagen"

,,Uff Hayat .."

,,3afak* .." (*Bitte)

,,Du haltest mich am laufenden? Rufst an, wenn etwas passiert ist?"

,,Ja das werde ich"

Er atmete laut ein und wieder aus - und schaltete den Motor an.

Zuhause angekommen, räumte ich schnell die Wohnung auf, versteckte mein Handy und ging duschen.

Während ich in der Dusche war, hörte ich wie jemand die Tür des Badezimmers aufmachte und den Wasserhahn laufen ließ - Baba war zu Hause.

,,Hayat?"

,,Na3am Baba*?", eine Gänsehaut breitete sich auf meiner Haut aus.

(* ,,Ja bitte, Papa?")

,,Ich bin müde und werde jetzt schon schlafen gehen, wie du gesehen hast, hab ich draußen schon gegessen. Sab7i 3ala el kheir ya benti*"

(* übersetzt bedeutet es: ,,steh angenehm auf meine Tochter" .Bedeutet sinngemäß aber ,,gute Nacht meine Tochter")

,,Wacha Baba, wa anta min a7lel kheir*"

(* bedeutet sinngemäß ,,dasselbe gilt auch für dich")

Anschließend hörte ich wie die Tür wieder zu ging. Schnell schaute ich aus der Dusche raus, ob er es wirklich ernst meinte - und Ja, er war weg.

Ich beeilte mich mit dem Duschen, putzte schnell meine Zähne, zog mich um und ging in mein Zimmer.

Beim Vorbeilaufen an Baba's Zimmer sah ich, dass er wirklich schlief.

Er hatte doch selbst zugegeben, dass er mich gesehen hatte. Wieso reagierte er dann so locker? Nein irgendwas stimmte nicht.

Bevor ich mich hinlegte, schaute ich noch kurz auf mein Handy.

7 unbeantwortete Anrufe, 12 Nachrichten.

Natürlich waren alle von Yasin.

,,Hayat ist dein Vater schon angekommen?"

,,!!??"

,,!!!!!!??????"

,,Hayat wieso warst du noch nicht on?"

,,Hayat verdammt noch mal! Geh ran oder schreib mir wenigstens kurz damit ich weiß, dass alles in Ordnung ist"

,,Bitte schreib mir sobald du das liest!!"

,,Ich mach mir Sorgen!"

,,Ya Rabb* komm bitte on!"

(*bedeutet ,,Oh, Gott")

,,!!!!!!"

,,Hayat!!"

,,In shaa Allah ist dir nichts passiert! Ich dreh hier voll durch! Ich bin jetzt im Auto vor deiner Haustür! Sag bitte bescheid, wenn was ist!"

,,Ich bleib hier solange bis du mir antwortest!"

Die letzte Nachricht, schrieb er mir vor 2 min. Sein Status verriet mir dass er on war, bestimmt sah er, dass auch ich es war.

,,Es ist alles in Ordnung zu Hause. Ich hatte mein Handy sofort versteckt und hab die Wohnung aufgeräumt und ging dann duschen. Baba kam rein, hat mir Gute Nacht gewünscht und ist dann schlafen gegangen"

,,Alhamdulillah, dass du antwortest! Erzähl mir die Wahrheit Hayat!"

,,Das ist die Wahrheit"

,,Hat er nicht erwähnt dass er uns gesehen hat?"

,,Doch"

,,Und was hat er gesagt!!??"

,,Er meinte : gute Nacht, ich gehe schlafen. Wie du gesehen hast, hab ich schon draussen gegessen"

,,Das war's"

,,Ja"

,,Und ich kann mir sicher sein, dass du mir die Wahrheit sagst? Mir nichts verheimlichst?"

,,Ja das kannst du! Fahr jetzt ruhig nach Hause! Baba schläft schon! Und ich bin auch kaputt"

,,Meld dich bei mir sobald du morgen aus dem Haus bist okay?"

,,Werde ich machen"

,,Schlaf schön mein Engel, in shaa Allah* bleibt es so ruhig zu Hause!"

(*übersetzt: ,,wenn Gott es will" sinngemäß: ,,hoffentlich")

,,In shaa Allah, und fahr vorsichtig!"

,,Werde ich machen! Yallah Gute Nacht mein Engel"

,,Gute Nacht"

Ich versteckte grinsend mein Handy. Was für ein Glück ich doch hatte, einen so tollen Mann an meiner Seite zu haben. Er fuhr extra hier hin um sich sicher zu sein, dass alles in Ordnung sei - was für ein großartiger Mann er doch war!

Ich schlief ziemlich schnell ein und wurde nach ein paar Stunden von meiner inneren Uhr geweckt. Ein Blick auf mein Handy verriet mir, dass wir 5:30 Uhr hatten - Fajr* Zeit.

(* Das Morgengebet)

Da ich aber meine Tage hatte und nicht beten konnte, legte ich mein Handy wieder hin und schloss meine Augen,

bis ich etwas bemerkte, wodurch ich direkt hellwach wurde.

Allah i khalik liya - Nur du an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt