Kapitel 41

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,,Hayat wir müssen los", schrie ich durchs ganze Haus ,,komm doch endlich", genervt setzte ich mich auf die Couch und wartete.

,,Ist gut, ich bin doch jetzt da", gerade kam sie die Treppen herunter, mit einem kleinen Koffer in der Hand.

,,Hayat, ich hab dir doch gesagt, dass du nichts tragen sollst", ich stand auf, ging auf sie zu und nahm ihr den Koffer aus der Hand.

,,Es ist doch nur ein kleiner Koffer. Der ist nicht schwer"

,,Mir egal. Du sollst nicht so viel machen"

Sie gab mir einen Kuss auf die Wange.

Für einen Moment verschwand die Sorge um sie, sie könnte sich überanstrengen, und ich musste mich anstrengen nicht zu grinsen. Denn zu diesem Moment fühlte ich mich wie ein kleiner Junge, der zum ersten Mal einen Kuss von dem Mädchen bekommen hatte, dass er liebte.

Obwohl wir uns mittlerweile seit anderthalb Jahren kannten, und seit sechs Monaten verheiratet waren, fühlte sich jeder Tag mit Hayat wie der erste an. Bis jetzt konnte ich mich nicht an ihre Küsse und Umarmungen gewöhnen, an ihren verrückten und zugleich schüchternen Charakter und ihrer Schönheit. An ihren makellosen Körper.

Jedes Mal, wenn sie mich anlächelte, hielt ich inne und alle Sorgen und Gedanken verschwanden für einen Moment.

Sie war das Beste, was mir je hätte passieren können, denn sie war in jeder Hinsicht perfekt.

,,willst du mir nicht endlich sagen wohin es geht?", müde legte sie ihren Kopf an die Fensterscheibe, wir fuhren schon seit zwei Stunden. ,,Du hast mir gesagt, dass ich meine Koffer packen soll und dass wir für eine Weile weg sind. Aber wohin gehen wir denn überhaupt"

,,Das wirst du erfahren, wenn wir angekommen sind"

,,na toll .."
,,Du kannst ruhig schlafen Habibti, ich weck dich, wenn wir angekommen sind. Das dauert sowieso noch"
,,okay", sie machte ihren Sitz weiter nach hinten, drehte sich zur Seite und schloss die Augen. Es war verständlich, dass sie müde war - schließlich war es zehn Uhr Nachts und wir waren, seit Fajr wach.

Morgens machten wir uns fertig um zur Arbeit und zur Uni zu gehen und Nachmittags, erfuhr sie erst von mir, dass wir für eine Weile wegfahren würden.

Anfangs wollte sie mir natürlich nicht glauben. Schließlich war es ziemlich kurzfristig. Doch letztendlich glaubte sie mir doch und packte ihre Koffer.

Die ganze Reise sollte eine Überraschung sein, deshalb erzählte ich ihr nichts.

Als ich sah, dass sie schlief, hielt ich kurz an um eine Decke aus dem Kofferraum zu holen und um sie zuzudecken und fuhr dann weiter. Nach einer Stunde hielt ich ein weiteres Mal an, um zu tanken und uns etwas zu Essen zu kaufen.

Da ich sie nicht aufwecken wollte, versicherte ich mich, dass die Türen des Autos geschlossen waren und ging dann in den Laden der Tankstelle rein um mir etwas zu kaufen.

,,Bonjour monsieur que désirez-vous?"
(Hallo der Herr, was hätten Sie gerne?)

,,Bonjour. Un Café, deux pains au chocolat et quatre macarrons du chocolat, s'il vous plaît"
(,,Hallo, einen Kaffee, zwei Schokobrötchen und vier Schokomakronen")

Nachdem ich für das Bestellte und für's Tanken bezahlte, verabschiedete ich mich vom Verkäufer und ging wieder zum Auto, wo ich die Sachen auf meinen Schoß legte und weiterfuhr.

Hayat schien nicht aufgewacht zu sein, denn sie schlief tief und fest. Nach einer weiteren Stunde verließ ich endlich Belgien und kam in Frankreich an. Trotz des Kaffee's wurde ich langsam müde und hoffte einfach so schnell wie möglich anzukommen, was nach anderthalb Stunden auch geschah, denn endlich sah ich das Schild mit der Aufschrift Paris. Erleichtert wechselte ich die Spur und bog nach einigen Minuten ein und verließ die Autobahn.

Die pariser Straßen waren mindestens genauso befahren wie am Tag. Und trotz meines Navis dauerte es noch eine Weile bis wir endlich im Familienhaus ankamen.

Bei der Familie handelte es sich um die Großeltern sowie die Tanten, Onkels und Cousinen von Hayat - von der Seite ihrer Mutter.

Alle begrüßten mich herzlich und brachten mich zu einem freien Zimmer wo ich Hayat hinlegte, damit sie ungestört weiterschlafen konnte.

Anschließend brachte ich die Koffer mit den wichtigsten Inhalten ebenso in das Zimmer und setzte mich danach zur Familie ins Wohnzimmer.

Natürlich war schon seit einiger Zeit abgesprochen, dass wir zu ihnen kommen würden - aber nur für zwei Tage, dann würde es nämlich weitergehen.

,,Wir haben Hayat schon so lange nicht mehr gesehen", ihre Großmutter verlor einige Tränen und wurde von einer ihrer Töchter getröstet.

,,Mindestens fünf Jahre. Und jetzt ist unsere kleine Hayat eine wunderschöne erwachsene Frau, ist verheiratet und schwanger", jetzt fing sie an zu lachen wonach aber direkt wieder Tränen folgten.

,,Wir haben Hayat zwar auf der Beerdigung von Nadine* getroffen. Aber dort nahm sie uns alle nicht wahr, was verständlich ist", diesmal war es ihre Tante, die sprach.

(Nadine ist Hayat's verstorbene Mutter.)

Nach einer Weile verabschiedeten sich alle Familienmitglieder bis auf Hayat's Großvater um schlafen zu gehen.

,,(..)Es ist eine sehr schöne Idee von dir, die ganze Familie zur Hochzeit einzuladen. Aber wie möchtest du das schaffen, wenn die ganzen Familienmitglieder auf der ganzen Welt verstreut sind?"

,,Ich hab schon alles geregelt. Alle haben zugesagt alhamdulillah. Wir können nur hoffen, dass uns nichts mehr im Weg steht in shaa Allah"

,,In shaa Allah. Ich bin sehr glücklich darüber, dass meine Enkelin einen Mann wie dich geheiratet hat. Du scheinst ein sehr guter Mensch zu sein ma shaa Allah. Das sieht man nicht mehr so oft. Ich kann mir gut vorstellen, dass du deinen Vater sehr ähnlich bist"

,,Ich gebe mir halt Mühe die Menschen in meinem Umfeld und vor allem Hayat glücklich zu machen. Das ist eine Art Hauptaufgabe von mir, die ich mir erteilt habe. (..)Ja, mein Vater war immer mein Vorbild gewesen. Schon seid ich ein kleiner Junge war, wollte ich so sein wie er und machte ihm bei allem nach. Wahrscheinlich habe ich deshalb die meisten Charakterzüge von ihm"

,,Möge Allah swt ihm und meine Tochter die höchste Stufe im Paradies geben"

,,Amin"

Eine Weile unterhielten wir uns beide noch bevor wir wie die anderen schlafen gingen, um früh aufstehen zu können damit wir nicht erst einige Stunden nach Hayat aufstehen würden.

Also wünschten wir uns gegenseitig gute Nacht und gingen schlafen.

Allah i khalik liya - Nur du an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt