Kapitel 19

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Es war egal, dass ich meine Erinnerungen verloren hatte. Yasin schaffte es innerhalb einer Woche, dass ich mich ein zweites Mal in ihn verliebte.

Er war der perfekte Ehemann, der perfekte beste Freund, der perfekte Schwiegersohn. Er war einfach perfekt.

Seine atemberaubenden blauen Augen, sein liebevolles Lächeln, seine süßen Grübchen - da fehlen mir bis heute noch die Worte.

Schon als wir am Tag meiner Entlassung shoppen gingen, fiel mir auf, dass ich nicht die Einzige war die so dachte. Viele Frauen drehten sich zu ihm um und wollten nicht aufhören, die Augen von ihm zu lassen, obwohl sie sahen, dass er mit einer Frau unterwegs war. Ich kochte an diesem Tag vor Eifersucht, ließ es mir jedoch nicht anmerken. Ich wollte schließlich nicht, dass Yasin wusste, dass ich mich so schnell in ihn verliebt hatte.

Jedes mal wenn ich nur an ihn denke, muss ich grinsen. Und jedes Mal wenn ich an ihn denke, kommen mir die Tränen.

Aber so konnte es nicht weitergehen, er hatte jemand besseres verdient als mich. Damit mussten wir uns beide abfinden.

,,Hayat, Schatz. Willst du das wirklich durchziehen?"

Ich nickte bloß, ich hatte die Diskussionen mit Baba satt.

,,Du verletzt euch beide damit"

,,Ich weiß Baba", ich versuchte mich auf die Serie zu konzentrieren, die im Fernseher lief, mit der Hoffnung er würde merken, dass ich nicht reden will - doch es war ihm egal.

,,Hayat .. Sollte er mich fragen, sag ich ihm die Wahrheit"

,,Nein Baba das würdest du nicht tun!", meine Stimmte wurde plötzlich lauter ,,Das kannst du mir genauso wenig wie ihm antun Baba"

,,Du willst also lieber mit einer Lüge leben?"

,,Wer weiß wie lange ich schon lebe. Im Endeffekt findet er jemand besseres"

,,Niemand hat gesagt, dass du sterben wirst Hayat! Für ihn gibts niemand besseren als dich. Ihr passt perfekt zusammen darüber müssen wir nicht diskutieren"

,,Ja Baba du hast Recht, darüber müssen wir nicht diskutieren. Sbe7 3ala Kheir* ich bin schlafen", ich stand auf, gab ihm einen Kuss auf die Stirn und ging in mein Zimmer.

Ich hörte noch wie er laut ausatmete und ,,Wa anti min a7lel kheir*" sagte.

(* Bedeutet: Gute nacht, dir auch eine gute Nacht. Übersetzt: Ich wünsch dir ein schönes Erwachen, das wünsche ich dir auch)

Mittlerweile hatten wir Frühling und immer mehr Wochen vergingen, seit dem Gespräch mit Yasin im Krankenhaus. Einige Male sah ich ihn in der Altstadt mit seiner Schwester oder mit einem Freund von ihm. Er schien traurig und nachdenklich zu sein, was ich ihm natürlich nicht übel nahm. Es zerriss mir das Herz zu sehen, in welcher Lage ich ihn versetzen konnte. Doch ich meinte es schließlich nur gut mit ihm.

Beim letzten Aufeinandertreffen mit ihm traf ich eine Entscheidung. Ich würde nach London zu meiner Tante ziehen und dort mein Medizinstudium fortsetzen. Ich hatte natürlich auch andere Städte in Deutschland zur Auswahl, doch Baba hatte Recht - Ich kann's genauso wenig wie Yasin verkraften, eventuell sogar weniger.

Ich schrieb Yasin einen Abschiedsbrief, es fühlte sich falsch an einfach zu gehen ohne bescheid zu sagen. Viel zu oft begann ich den Brief von neu, wischte mir immer wieder Tränen weg, strich so viel weg und ersetzte es mit anderen Worten, bis ich etwas anständiges hinbekam:

,,Salam Yasin,

ich hoffe, dass es dir gut geht in shaa Allah. Und dass du nicht sauer oder enttäuscht von mir bist. Du bist ein viel zu großartiger Mann um dir von jemandem wie mir deine Laune vermiesen zu lassen.

Ich habe beschlossen nach London zu ziehen und dort mein Studium fortzusetzen, ich lebe dann bei meiner Tante.

Ehrlich gesagt weiß ich nicht, wieso ich diesen Brief überhaupt schreibe. Aber ich halte es für angemessen, dir davon zu erzählen.

- Hayat"

-

,,Saba7 el kheir ya benti! Yallah du musst dich fertig machen"

,,Baba lass mich weiterschlafen", ich zog die Decke über mein Kopf und versuchte weiterzuschlafen.

Doch Baba riss mir die komplette Decke weg und schaute mich lächelnd an ,,Sei froh, dass ich dich nicht mit nem Eimer Wasser wecke, und jetzt steh auf!", daraufhin riss er die Gardinen auf, sodass die Sonne in mein Gesicht scheinte.

,,Uff Baba", ich stand auf und ging ins Bad. Putze mir noch schläfrig die Zähne, machte mich fertig und ging wieder aus dem Bad.

,,Glücklich?", man hörte die Ironie in meiner Stimme sodass Baba daraufhin loslachte und nickte.

Nach dem Frühstück zog ich mich um und deutete Baba daraufhin auf die beiden großen Koffer. ,,Die darfst du tragen, ich trag den kleinen"

,,Hast du da Steine drin? Wieso sind die so schwer?"

Ich zuckte bloß mit den Schultern, zog mir die Schuhe an und nahm meinen Koffer um runter zu gehen.

Mein Zug nach London kam um 9 Uhr. Das gute war, dass er direkt am hbf von Düsseldorf hielt und somit der Weg weniger als zwanzig Minuten dauerte.

Als der Zug ankam, verstaute Baba meine Koffer und gab mir anschließend einen Kuss auf die Stirn worauf eine Umarmung folgte.

,,Pass auf dich auf mein Engel, schreib mir sobald du bei deiner Tante bist und grüß sie von mir. Konzentrier dich auf dein Studium und wehe du kommst auf den Gedanken, dich in jemand zu verlieben. Ich bin immernoch sauer auf dich. Und ich liebe dich meine Prinzessin"

,,Ist gut Baba, ich liebe dich auch. Und bevor ich's vergesse", ich kramte in meiner Tasche rum und holte einen Umschlag raus ,,Bitte gib es Yasin okay?"

Er schüttelte den Umschlag ,,ein Brief?"

Ich nickte.

,,Gut mach ich, yallah hbiba in shaa Allah kommst du gut an", ein weiteres Mal umarmte er mich ganz fest.

,,In shaa Allah Baba", er gab mir einen weiteren Kuss auf die Stirn und verschwand anschließend. Weniger als eine Minute vergingen und der Zug fuhr ab.

Ich machte es mir in meinem Sitz gemütlich, machte Musik an und schloss die Augen.

Es lief ,,Nimm mir mein Leben - Muhabbet".

Beim genaueren Hinhören des Textes fiel mir auf, dass das Lied zur momentanen Situation passte und änderte es schnell.

Allah i khalik liya - Nur du an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt