Kapitel 6

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,,Okay du musst mir dringend zeigen wie das geht", sagte ich in einem anflehenden Ton, zu dem ein Lachen folgte.

Doch als ich mich umdrehte, traf mich der Schock.

Vor mir stand zwar Yasin, wie ich es mir schon gedacht hatte aber was mich schockieren ließ, war der riesen Rosenstrauss der sein Gesicht verdeckte.

,,Nicht dein Ernst oder?" ich fing an zu grinsen, denn ich fand es unglaublich süß.

Endlich nahm er den Blumenstrauß aus seinem Gesicht und übergab ihn mir lächelnd ,,Oh doch es ist mein ernst".

Ich wusste nicht wie ich reagieren sollte. Wir kannten uns erst eine Woche, daher wollte ich ihn nicht umarmen, obwohl ich es in diesem Moment am liebsten getan hätte.

Er war so süß und liebevoll. Der erste Mann, der es schaffte mein Herz zu berühren. Schon alleine dass er mich jeden Tag anrief um zu schauen wie es mir ging zeigte, dass er anders war. Denn er ließ es immer dabei, fing nie ein anderes Thema an, da wir beide genau wussten, dass wir diesen Kontakt nicht haben durften. Und trotzdem kaufte er mir Rosen und bereitete ein Picknick vor um mich abzulenken und lächeln zu sehen - was für ein großartiger Mann!

Letztendlich schaute ich verlegen auf den Boden und bedankte mich, denn ich versuchte seinen Augen auszuweichen, da ich wusste, dass ich mich in sie verlieben würde - doch war ich bereit dazu? Bereit dazu mich ihm zu öffnen? Mit offenen Karten zu spielen und ihm meine Probleme zu erzählen?

Plötzlich kam er einen Schritt auf mich zu und hob meinen Kopf, der immer noch gesenkt war. ,,Senke bei jedem Mann deinen Blick, nur bei mir bitte nicht"

Ich wusste immer noch nicht was ich sagen sollte, blieb still - und schaute ihm dabei in seine wunderschönen blauen Augen.

,,Hayat ..", begann er und sein Blick wurde dabei sehr ernst.

,,Ich weiß, dass das was ich dir jetzt sagen werde komisch ist, weil wir uns gerade mal eine Woche kennen. Und wir diesen Kontakt eigentlich nicht haben dürfen aber -", ich fiel ihm ins Wort.

,,Bevor du weiterredest Yasin, lass mich dir erzählen, was du wissen solltest. Und beende erst dann deinen Satz!"

Er nickte und als wir uns auf die Decke setzten fing ich an zu erzählen:

,,Als ich zu dir in die Intensivstation kam und du meine Stichverletzung sahst - die wirklich schnell heilt - hattest du ja herausgefunden, dass es mein Vater war. Seit dem Tod meiner Mutter vor einem Jahr, glaubt er nicht mehr an Allah. Er meinte, dass wenn es Allah swt wirklich geben würde, er ihm Mama nicht weggenommen hätte. Seitdem hasst er den Islam - und mich. Ich kam mit seiner Entscheidung nicht klar, den Islam aufzugeben, da es mir half den Tod zu verkraften. Doch er hatte ein riesen Problem damit und nahm mir mein Handy, Laptop, Fernseher und meine Bücher über den Islam weg. Außerdem hasst er mich dafür, dass ich genauso aussehe wie meine Mutter, dass er dieses Gesicht jeden Tag ertragen muss.

Ich darf mich nicht mit Freunden treffen und wenn er mich mal lächeln sieht, folgt daraufhin direkt ein Schlag ins Gesicht. Am Montag war ich am beten als er zuhause ankam, da er eigentlich so gegen 20 Uhr zu Hause ist.

Weil er diesmal aber früher zuhause war erwischte er mich, zog mir das Kopftuch ab und schlug mich mit der nächstgelegenen Sache, welches ein Messer war und rammte mir somit in mein Bauch.

Ihm war es egal, wie es mir dabei ging Hauptsache ich hörte auf zu beten. Außerdem lässt er mich nicht heiraten. Er will einfach nicht dass ich glücklich werde.", ich hörte auf zu erzählen, da es mich sehr viel Kraft kostete darüber zu reden. Und erst jetzt bemerkte ich, dass ich währenddessen die ganze Zeit am weinen war. Yasin hörte mir die ganze Zeit aufmerksam zu, er gab mir das Gefühl von Sicherheit, Vertrauen, Wärme und Geborgenheit, das Gefühl welches ich seit dem Tod meiner Mutter nicht mehr kannte.

Er lächelte, doch es war ein trauriges Lächeln - das sah man ihm an - und wischte mir meine Tränen aus meinem Gesicht.

Doch mit dem was er mir sagte, hatte ich wirklich nicht gerechnet ..

Allah i khalik liya - Nur du an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt