Kapitel 11

4.4K 164 19
                                    

In den letzten zwei Tagen, verbrachte ich die meiste Zeit mit meinem Vater. Er nahm sich extra Frei und bestand darauf die Zeit nachzuholen obwohl er selbst sagte, dass dies nicht möglich sei.

Am Dienstag gingen wir ins Kino und danach in ein Restaurant, am Mittwoch gingen wir nur Essen, da ich in die Uni musste.

Ich genoss die Zeit mit meinem Vater sehr, man sah uns beiden an wie glücklich wir waren. Ich hatte meinen alten Daddy wieder, es war ein unbeschreibliches Gefühl.

Ich vermisste unsere Albernheiten, unsere Filmabende wo ich ihn zwang meine Lieblingsfilmen oder Serien zu gucken - das gemeinsame Kochen.
Aber vor allem vermisste ich es ihn zu umarmen und zu wissen, dass er mich noch liebte.
In seiner Nähe fühlte ich mich wieder wie eine 5-Jährige, die vor Stolz trotzt, die Zeit mit ihrem Daddy zu verbringen.

Donnerstag

Heute wollten wir gemeinsam in die Königsallee (die Düsseldorfer Stadt) um nach schöner Kleidung für den kommenden Samstag zu suchen ( an diesem Tag ist Eid*, Opferfest für die Muslime).

Als mein Vater mich gegen 10 Uhr weckte, war das Frühstück längst von ihm vorbereitet. Er machte mir marokkanische Minze und ihm spanische Orange (beides Teesorten) und Churros und Porras, die man mit heißer Schokolade als Soße ist - wie sehr ich es vermisste! (Spanische Teigwaren)

,,Saba7 el kheir ya benti"
,,Saba7 el noor ya baba"

*bedeutet beides Guten Morgen

,,Ich hoffe du magst Churros noch", dabei deutete er auf den Tisch.

,,Natürlich Baba! Gracias por el desayuno*"
*danke für das Frühstück (auf spanisch)

Mein Baba spricht zwar perfekt marokkanisch, ist aber eigentlich Spanier.

Daher bin ich zur hälfte Marokkanerin und zur hälfte Spanierin.

Nach dem Frühstück zogen wir uns beide an und gingen aus dem Haus. Auf Wunsch von mir durfte ich fahren. Ich liebte unser Auto. Wir hatten ein Audi Q5 in weiß, und meiner Meinung nach hat Audi nach den Jeeps und Range Rovers die schönsten Autos. Sportwagen fand ich natürlich auch sehr schön aber ich bevorzugte schon immer Geländewagen.

Als wir in der Nähe der Königsallee parkten, liefen wir zu aller erst in die Läden, in denen mein Vater rein wollte, da er für gewöhnlich nicht so lange brauchte.

Nach ca. 1 Stunde fand er dann endlich was, sodass wir anschließend in meine Läden rein gingen. Ich fand auch ziemlich schnell was. Ich entschied mich für ein blaues langes Kleid mit langen Ärmeln und einer schönen Kette aus Zara. Anschließend schauten wir noch bei den Schuhen vorbei. Dort entschied ich mich für einfache braune Sandalen mit Keilabsätzen. Ich hatte vor mein Kleid mit einem passenden Kopftuch zu kombinieren, da wir ja in die Moschee gehen würden - und ein passenden Schal zu meinen Schuhen - schließlich wurde es ja langsam kühl.
Nach dem wir beide zufrieden unsere Einkaufstüten in unser Auto trugen, gingen wir noch in die Altstadt zur Promenade.

Sofort musste ich an Yasin denken, ich beschloss ihn anzurufen sobald ich zu Hause war.

In der Altstadt angekommen kauften wir uns Frappés aus Starbucks, Macarrons und Cupcakes aus Sugarbirds und zwei Pizzen vom Italiener.

Als wir dann später einen freien Platz auf der Wiese fanden, setzten wir uns dort hin und begannen zu Essen.

,,Sag mal Hayat .."
,,Ja Baba?"
,,Hast du eigentlich vor mir irgendwann zu erzählen wer der Mann neulich bei dir war?"
,,ähm .. das ist Yasin .."
,,und was ist er für dich?"
,,Nach dir ist er der großartigste Mann den ich kenne", ich schaute vor Charme auf dem Boden. Ich wollte schließlich nicht lügen.

,,also ist er dein Freund?"

,,Nein Baba. Du weißt doch, dass ich von sowas nichts halte. Wir haben uns einfach kennenlernt und er war mir von Anfang an sympathisch. Er denkt aber genauso wie ich bei dieser Sache"
,,Hmm okay, wie habt ihr euch denn kennengelernt?"

Was sollte ich jetzt sagen? Ich konnte ihm doch nicht sagen, dass die Verletzung die Ursache war, wie wir uns kennenlernten.

,,Ich war im Krankenhaus, weil ich nach einer Praktikumsstelle schauen wollte. Yasin arbeitet dort als Arzt, so lernten wir uns kennen", ich mochte es überhaupt nicht zu lügen.

,,Gut zu wissen, dass er einen anständigen Job hat, vor allem in der selben Branche in der du arbeiten willst"
Ich nickte nur, da ich mit vollem Mund nicht sprechen wollte.

,,Erzähl mal, wie alt ist er, aus welchem Land kommt er, was macht er so in seiner Freizeit, lebt er noch bei seinen Eltern?"
Ich fing an zu lachen, das waren diese typischen Fragen, die die Eltern stellten.

,,Also, Yasin ist 23 und er ist halb Marokkaner und halb Afroamerikaner, sieht aber eher aus wie ein Afroamerikaner, weil er blaue Augen und einen etwas dunkleren Teint hat. Seine freie Zeit verbringt er meistens mit mir oder er trifft sich mit seinen Freunden und geht mit ihnen raus oder Basketball spielen, außerdem trainiert er im Fitnessstudio und ja, er lebt noch bei seiner Mutter und seiner Schwester"

,,Und könntest du dir vorstellen ihn zu heiraten?"
,,Ja ich will ihn unbedingt heiraten Baba, aber das hat noch Zeit"

,,Du bist 21, was verstehst du unter Zeit? Ich will nicht erst mit 70 Opa werden."
,,Keine Sorge Baba hahaha das wirst du schon nicht. Eher so mit 65", ich zwinkerte ihm aus Spaß zu.

,,Muy bien, muy bien*"

(*sehr gut, sehr gut)

Ich fing an zu lachen und er stimmte mit ein.

,,Du bist doch verrückt"
,,Hab ich von dir Baba"
,,Kann gut sein, sag mal .. Wann lerne ich meinen zukünftigen Schwiegersohn kennen?"
,,Ach das hat noch Zeit Baba"

,,Bei dir hat alle Zeit .."
Ich boxte ihn leicht auf seinen Arm ,,sei froh"

,,arbeitet er gerade?"
,,Ja wieso?"
,,Wir können ihn ja besuchen ge-"
,,nein lieber nicht", schnitt ich ihm das Wort ab. ,,wie gesagt das hat noch Zeit Baba"

Ich hätte ja nicht wissen können, wie schnell und vor allem in welcher Situation, sie sich kennenlernen würden ..

Allah i khalik liya - Nur du an meiner SeiteWo Geschichten leben. Entdecke jetzt