1

2.1K 63 0
                                    

Miina POV

„Guten Morgen Isla, Guten Morgen Oona!" rufe ich fröhlich als ich den kleinen Stall betrete. Da heute Samstag und mein freier Tag ist, hatte ich Lust auf einen schönen morgendlichen Ausritt. Ich liebe es durch die Wälder zu reiten und über die Felder zu galoppieren. Normalerweise kommt meine beste Freundin Teija an den Wochenenden vorbei zum ausreiten, aber an diesem Wochenende war sie mit ihrem Tino in Kopenhagen. „Tja dann sind wir heute wohl auf uns gestellt Isla!" Gemütlich sattle ich mein Pferd, steige auf und zusammen schlagen wir den kleinen Feldweg ein, der hinter den Koppeln in den Wald führt.

Ich drehe mich noch einmal nach unserem Zuhause um und betrachte das kleine Fachwerkhaus mit dem alten Stallgebäude und den angrenzenden Koppeln. Vor zwei Jahren habe ich mir diesen kleinen Traum erfüllt und bin aus der Stadt hier raus gezogen. Nach der Trennung von meinem langjährigen Partner wollte ich Neu anfangen und das hektische Stadtleben hinter mir lassen. Hier fühle ich mich so viel wohler. Ich habe das wichtigste in meinem Leben immer bei mir: Meine Pferde. Gerade geht die Sonne über dem Haus auf und taucht die Landschaft in ein orangenes, warmes Licht. Was für ein wunderschöner Anblick.

Ich schaue auf den Weg vor uns und lasse Isla antraben. Es ist einfach wunderschön durch die finnischen Wälder zu reiten, besonders jetzt Ende Oktober wenn der Herbst anfängt und sich die Bäume in allen Farben zeigen. In der Ferne hört man die Vögel singen. Es ist einfach herrlich still hier draußen., kein Vergleich zum hektischen Leben in Stadt. „Komm Isla vorne am Fluss machen wir kurz Pause." murmle ich und lenke meine Stute in Richtung Fluss. Die kleine Lichtung mitten im Wald nutzen Teija und Ich immer um Halt zu machen und die Pferde trinken zu lassen. Obwohl die Sonne scheint ist es ein doch recht frischer Morgen. Man merkt einfach, dass es langsam auf die Kalte Jahreszeit zugeht. Ich steige ab und setze mich auf einen kleinen Felsen mitten auf der Lichtung. Ich lasse meinen Blick in die Ferne schweifen und denke – mal wieder – über die riesen Entscheidung nach, vor die mich mein Chef Anfang der Woche gestellt hat.
Denn ich wurde von Dr. Rautio, dem Cheftierarzt unserer Klinik gefragt, ob ich mir vorstellen könnte die Kleintierabteilung unserer Tierklinik zu übernehmen. Ich wusste gar nicht was ich sagen sollte, schließlich bin ich erst seit drei Jahren mit meinem Studium fertig und vor ein paar Tagen erst 30 geworden. Das ist eine riesen Verantwortung, die da auf mich zukommen würde. Ich hab Zeit bis nächsten Freitag darüber nachzudenken. Aber wer weiß wann ich noch einmal so ein Angebot bekomme!

Plötzlich wiehert Isla und reißt mich so aus meinen Gedanken. „Du willst langsam wieder weiter, oder?" Lächelnd stehe ich von meinem Platz auf, klopfe mir den Dreck von der Hose und gehe zu Isla, welche ich an einem umgefallenen Baumstamm angebunden hatte. Ich steige auf und wir reiten weiter. Als wir das Waldstück verlassen und auf einen schmalen Feldweg kommen, steht die Sonne schon hoch am Himmel.
Zum Glück kommen hier nicht so viele Leute vorbei, sodass man in Ruhe hier ausreiten kann. Auf einer langen Geraden Strecke lasse ich Isla angaloppieren und vergesse für einen Moment einfach alles um mich herum. Der kalte Oktober-Wind und Islas Mähne peitschen mir ins Gesicht. Ich lehne mich leicht nach vorne und lasse Isla noch schneller laufen. Meine ganzen Gedanken um meine Zukunft in der Tierklinik rücken in weite Ferne. Jetzt gibt es nur noch Isla und mich. Ich drehe mich im Sattel kurz um, als ich hinter uns eine Bewegung wahrnehme. Was macht ein Auto hier draußen?

Ich nehme Isla wieder zurück und im Schritt reiten wir gemütlich weiter. Schade, dass Teija nicht da ist. Wenn sie uns mit Oona begleitet macht es einfach mehr Spaß. Aber Tino hat ihr die Reise nach Kopenhagen zu Ihrem Geburtstag geschenkt und so sind sie heute in aller Frühe zum Flughafen nach Vantaa gefahren. Mittlerweile dürften sie eigentlich schon gelandet sein. Komisch, dass sich Teija noch nicht bei mir gemeldet hat. Gedankenverloren hole ich mein Handy aus der Jackentasche und schaue ob ich vielleicht ihren Anruf verpasst habe. Mist ich habe hier draußen überhaupt keinen Empfang. Da kann ich natürlich lange auf eine Nachricht warten.

In der Ferne sehe ich schon die Kreuzung. Hier schneiden sich zwei Wanderwege, die eigentlich ziemlich unbekannt sind, weshalb ich hier noch nie jemanden getroffen habe. Ich lasse Isla wieder antraben und achte gar nicht groß auf den Weg vor uns, sondern lasse Isla einfach laufen. Mit den Gedanken bin ich gerade bei Teija und wie verrückt unsere Freundschaft damals angefangen hat. Und wie dankbar ich bin sie als meine beste Freundin zu haben. Auch wenn sie regelmäßig versucht mich mit jedem aus ihrem Bekanntenkreis zu verkuppeln. Jetzt fängt sie sogar schon an Musiker-Freunde von Tino mir vorzustellen. Dabei weiß sie genau, was mit meinem komischen passiert ist. Mit ihm war ich bis vor zwei Jahren zusammen. Wir kannten uns bereits aus der Schulzeit, es hätte diese kitschige Liebesgeschichte werden können. Doch irgendwann habe ich herausgefunden, dass er mich mit meiner Schwester betrogen hat. Heute leben die beiden zusammen in Schweden. Seitdem hab ich den Kontakt zu beiden abgebrochen und möchte das auch nicht wieder ändern.

Nothing Is Over - Sunrise Avenue FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt