Nothing Is Over - Sunrise Avenue FF

28

Miina POV

Osmo stimmt mir zu und so reiten wir den Weg wieder zurück. Ich versuche irgendwo eine Spur zu finden.
„Hey, guck mal da vorne! Da der dunkle Fleck!" rufe ich hastig.
„Lauf Isla!" treibe ich mein Pferd an und in einem leichten Galopp reiten wir über die schneebedeckte Wiese. Wir kommen immer näher und ich sehe auf der Wiese bereits Fußspuren im Schnee.
„Osmo hier war jemand!" rufe ich aufgeregt nach hinten. Ich verlangsame das Tempo und versuche zu erkennen was da vorne ist.
„Hilfe!"
„Osmo hast du das gehört?"
„Nein was denn?"
„Da hat doch jemand um Hilfe gerufen!" rufe ich hektisch. „Das bildest du dir nur ein. Hier ist weit und breit niemand." versucht er mich zu beruhigen. Aber ich bin mir sicher, dass ich was gehört habe. Ich steige ab, drücke Osmo die Zügel in die Hand und gehe langsam näher. Jetzt erkenne ich, dass es sich bei dem geheimnisvollen schwarzen Fleck um einen alten eingestürzten Brunnenschacht handelt. Davon gibt es hier draußen noch ein paar wenige. Die meisten sind mit Brettern zugemacht, jedoch muss dieser durch die Schneelast eingestürzt sein. Ich gehe näher, versuche zu erkennen, wohin die Fußspuren führen.
„Hilfe"
Da! Ich höre es schon wieder! Vielleicht fantasiere ich mittlerweile, aber das hat sich doch nach Samu angehört!

Samu POV

Wie lange liege ich schon hier unten? Und was ist überhaupt passiert? Ich habe jedes Zeitgefühl verloren. Mein Kopf pocht wie verrückt und mir ist kalt. Verdammt kalt. Ich weiß nur noch, dass wir uns irgendwann aufgeteilt haben, um den Weg oder so zu suchen und dann plötzlich der Boden unter meinen Füßen nachgegeben hat. Ich bin in einen tiefen Schacht gefallen und habe mir dabei ziemlich den Kopf gestoßen. Außerdem tut die Kälte ihr Übriges und ich kann meine eingefrorenen Gelenke fast nicht mehr bewegen. Irgendwann habe ich es aufgeben nach Hilfe zu rufen, da hier doch eh weit und breit kein Mensch ist.

Da höre ich plötzlich Stimmen. Ich versuche mich etwas aufzurichten. Da! Da waren wieder Stimmen. Es müssen mehrere Personen sein, direkt über mir.
„Hilfe! Hilfe!" versuche ich mit letzten Kräften zu rufen.
Aus meiner Kehle kommt mehr ein Krächzen als ein Rufen aber ich hoffe einfach, dass die dort oben mich hören. Sonst weiß ich auch nicht mehr weiter.
„Hilfe!" Bitte lass sie mein Rufen hören flehe ich in Gedanken. Plötzlich höre ich den Schnee knirschen, als ob jemand darüber läuft. Ich höre die Schritte langsam näher kommen. Und dann schaut ganz vorsichtig jemand nach unten. Ich erkenne sofort, dass es Miina ist.
„Oh mein Gott! Samu! Ist alles okay bei dir? SchatzOsmo und ich holen dich hier raus." ruft sie gefasst und ist schon wieder verschwunden.Osmo ist also auch hier. Ich bin so froh, dass die beiden mich gefunden haben.Ich dachte wirklich ich sehe sie nie wieder.

Miina POV

„Osmo wir haben Samu!" rufe ich erleichtert und mir fällt einen riesen Stein vom Herzen.
„Wir müssen ihn da irgendwie rausholen!" rede ich auf Osmo ein.
„Los komm mit." Ich schnappe mir Osmos Hand und wir gehen zurück zu Samu.
„Samu? Kannst du dich bewegen?" rufe ich nach unten.
„Ich weiß nicht. Aufstehen hab ich schon probiert, ging aber nicht wirklich." kommt mit heiser Stimme aus dem Brunnen. „Wir müssen ihn da rausziehen. Ich habe ein Seil am Sattel- Meinst du wir schaffen es, ihn mit den Pferden hochzuziehen?" frage ich an Osmo gewandt. Er schaut mich skeptisch an, aber ich erkläre ihm was ich vorhabe. Wir müssen Samu eine Decke runterwerfen und das Ende vom Seil mit einer Schlinge. Die muss Samu irgendwie um sich legen. Das andere Ende mache ich am Sattelknauf fest und dann muss Isla ihn nur noch hochziehen. Ich hoffe, dass klappt - denn sowas kenne ich nur aus Filmen. Ich musste noch nie jemanden aus einem Brunnen retten. Osmo nickt und ich laufe los um die beiden Pferde zu holen, die ein paar Meter entfernt in sicherer Entfernung zu dem Brunnenschacht stehen. 

Zurück bei Osmo und Samu fange ich an meinen Plan in die Tat umzusetzen.
„Osmo kannst du die Pferde festhalten?"
„Wird gemacht, Boss!" sagt Osmo.
Wenn die Lage nicht so ernst wäre, hätte ich da bestimmt drüber gelacht.
„Samu? Du musst dir die Schlinge umlegen, okay? Dann ziehen wir dich hoch." erkläre ich Samu unseren Plan.
Er nickt und ich werfe ihm als erstes die Decke nach unten. Dann nehme ich mein Seil und mache eine Schlinge und werfe diese ebenfalls zu Samu. Mit zittrigen Fingern wickelt er sich beides um.
„Bist du soweit?" rufe ich, während ich zu Isla gehe und das andere Ende des Seils am Sattel befestige. Ich vernehme ein leises Ja und steige auf.
„Los Mädchen, du musst mir jetzt helfen!" flüstere ich.
Osmo geht mit Oona einen Schritt bei Seite und ich treibe Isla nach vorne.
„Es geht Los Samu!"
Langsam läuft Isla los und das Seil spannt sich immer mehr. Isla tut sich immer schwerer und durch den Schnee fängt sie an zu rutschen. Sie wird durch das Gewicht von Samu wieder zurückgezogen und man hört einen dumpfen Schlag.
„Samu ist alles okay?" rufe ich hektisch und steige schnell ab um nachzuschauen. Zum Glück war Samu noch relativ nah am Boden als Isla weggerutscht ist.
"Was machen wir jetzt?" fragt mich Osmo hilflos.
„Wir lassen beide Pferde ziehen!" denke ich laut nach.

„Miina das wird nichts was du vorhast." fängt Osmo an. „Wieso?" unterbreche ich ihn direkt.
„Naja wir haben nur ein Seil." Er zuckt ratlos mit den Schultern. Verdammt. Und wir sind zu weit weg, um zurück zu reiten. Wir sind irgendwo mitten auf einem Feld. Hier bringt es auch nichts, Elina anzufunken um Hilfe zu schicken.
Wir müssen ihn irgendwie alleine da raus kriegen.
„Dann versuchen wir es nochmal so." sage ich entschlossen.
Gesagt, getan. Und tatsächlich. Dieses Mal findet Isla mit ihren Hufen den nötigen Halt und Schritt für Schritt läuft sie nach Vorne und zieht dabei Samu nach oben. Osmo steht am Brunnenschacht und beobachtet das Ganze.
„Nur noch ein kleines Stück, Miina." Ruft er. Ich drehe mich im Sattel um und sehe, dass Osmo gerade Samu unter den Armen packt und endgültig aus dem Brunnen zieht. Ich halte Isla an, steige ab und renne zu Samu.
„Schatz!" Ich nehme ihn fest in den Arm und kann nicht verhindern, dass mir eine Träne über die Wange rollt, vor Freude ihn wieder zu haben, vor Erleichterung, dass ihm nichts Schlimmeres passiert ist. Aber eine Kühltruhe ist noch warm gegen Samu. Er ist auf jeden Fall stark unterkühlt.
„Kannst du aufstehen? Dann könnten wir dich auf Isla nach Hause schaffen."
Er versucht es, schafft es aber nicht. Er hat keine Kraft mehr und als er sich bewegen will, fasst er sich plötzlich an den Kopf. Er stöhnt leise vor Schmerzen auf.
„Samu?"
Mit krächzender Stimme bringt er noch raus, dass er sich den Kopf gestoßen hat beim Sturz.
„Osmo, schau mal ob du Elina erreichst. Wir brauchen einen Rettungswagen. Irgendwie müssen sie herkommen. Und bringe die Rettungsdecke mit!" Ich bleibe bei Samu, lege seinen Kopf in meinen Schoß und halte seine Hand.
„Du weißt gar nicht was ich mir für Sorgen um dich gemacht habe. Ich bin so froh dich wieder zu haben!"