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Miina POV

In den nächsten Tagen habe ich versucht einfach nicht mehr dran zu denken. Mittlerweile durfte Samu aus dem Krankenhaus und ist schon fast wieder der Alte. Von Osmo habe ich seitdem nichts mehr gehört ­– was vielleicht für den Moment auch besser so ist. Denn jede Nacht vorm Einschlafen sehe ich die Bilder wieder vor mir, wie Osmo mich küsst und ich die Berührungen akzeptiere, ja sogar erwidere.

Ich kann Samu nicht mal richtig in die Augen gucken, solche Schuldgefühle habe ich ihm gegenüber. Vielleicht ist es das Beste, wenn ich die Geschichte endgültig aus der Welt schaffe, auch wenn es heißt Osmo sehen zu müssen. Vielleicht kann ich es dann besser verdrängen. Schnell schreibe ich Osmo eine Nachricht, ob wir uns treffen können.
„Ja! Morgen Nachmittag um 3 am Marktplatz?" kommt keine drei Minuten später als Antwort.
„Ok. Bis Morgen." schreibe ich schnell. Ich atme tief durch.
In Gedanken überlege ich, was ich Osmo sagen will.
„Alles okay Keiju? Du wirkst so durcheinander." Aufmunternd schaut Samu mich an.
„Nein, es ist nichts. Wahrscheinlich noch die Aufregung der letzten Tage." antworte ich nicht ganz wahrheitsgemäß.
„Lass uns schlafen gehen." beende ich unser Gespräch, flüchte schnell ins Bad und mache mich bettfertig.

Eng an Samu gekuschelt schlafe ich schließlich auch relativ schnell ein. Am nächsten Morgen wache ich auf und merke das Samu nicht mehr neben mir liegt. Ich stehe auf und folge dem Duft von frischem Kaffee in die Küche.
„Guten Morgen!"
Ich umarme Samu von hinten und er dreht sich zu mir um und gibt mir einen gefühlvollen Kuss. Gemeinsam decken wir den Tisch und frühstücken gemütlich.
„Ist es ok wenn ich später kurz in die Stadt gehe? Ich wäre auch nicht lange weg." frage ich Samu.
„Klar. Ich komm schon alleine zurecht." sagt er lachend. 

Am frühen Nachmittag mache ich mich nervös auf den Weg in Richtung Stadt. Ich parke in der Nähe vom Marktplatz und laufe die letzten Meter. Mit jedem Schritt werde ich aufgeregter. Meine Hände schwitzen und mein Hals ist ganz trocken.
Schon von weitem sehe ich Osmo lässig an einer Mauer gelehnt stehen, er wirkt kaum nervös. Als er mich sieht, kommt er mir ein Stück entgegen und umarmt mich zur Begrüßung, so als ob nie etwas zwischen uns passiert wäre.
„Wir müssen reden!" sage ich angespannt.
Osmo nickt und wir beschließen eine Runde durch den nahe gelegenen Park zu laufen. Jetzt im Dezember ist dort nur wenig los, was mir doch ganz recht ist.
„Ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll." stammle ich.
„Es tut mir leid Miina. Ich hätte das nie tun dürfen." ergreift da Osmo das Wort und fährt sich unsicher durch die Haare. „Ich war ja auch nicht besser. Gehören ja immer zwei dazu. Aber ich will dich als guten Freund nicht verlieren!"
Wir bleiben stehen und ich schaue in seine blauen Augen. Er nickt stumm und ich fahre fort
„Können wir einfach so tun, als ob das alles nie passiert ist? Schwören nie jemanden davon zu erzählen?"
„Ich hab's Maire erzählt." Gesteht Osmo.
„Du hast was?" frage ich überrascht.
„Sie hat Schluss gemacht. Naja war ja irgendwo klar. Gerade nachdem ich die Frage, ob es nichts zu bedeuten hatte nicht verneinen konnte." Sagt er traurig.
„Osmo wie konntest du das tun? Was wenn sie Samu was sagt?"
Er zuckt nur mit den Schultern.
„Ich musste ehrlich sein. Das hatte sie verdient."
Ich schlucke, tief in mir wusste ich, er hatte Recht.
„Samu darf davon nie etwas erfahren."
Dabei betone ich das nie besonders deutlich. Osmo nickt und wieder am Marktplatz angekommen, verabschieden wir uns. „Wir bleiben Freunde okay?" fragt Osmo, was ich mit einem Nicken bejahe. Dann beugt er sich zu mir runter und küsst mich. Völlig perplex lasse ich es geschehen.
„Das musste ich tun. Wenigstens ein letztes Mal."
Mit diesen Worten dreht er sich um und verschwindet. Verwirrt bleibe ich zurück und bleibe noch einen Moment am Wasser stehen, um mich zu Sammeln.

Samu POV

Als Miina wieder zurückkommt, wirkt sie nachdenklich, unsicher – ja irgendwie durcheinander.
„Alles okay? Ist was passiert?" frage ich.
Sie sagt, dass alles okay wäre. Dabei schafft sie es nicht einmal mich anzugucken. Ich spüre, dass da was nicht stimmt, sie mir wohl irgendwas verheimlicht. Aber was? Ich beschließe sie bei passender Gelegenheit nochmal darauf anzusprechen.
Da es bereits später Nachmittag ist machen wir uns einen gemütlichen Abend auf dem Sofa. Wir kochen zusammen eine Kleinigkeit und schauen danach noch einen Film. Eng aneinander gekuschelt sitzen wir zusammen. Der Ofen knistert leise und irgendwann höre ich neben mir ein ruhiges, gleichmäßiges Atmen. Miina ist eingeschlafen und so mache ich den Fernseher aus und trage sie vorsichtig hoch ins Schlafzimmer. Ich lege sie ins Bett, ziehe meine Jeans aus und lege mich neben sie. Sofort kuschelt sie sich an mich, beschützend lege ich einen Arm um sie. Ich gebe ihr einen Kuss auf die Stirn und mache das Licht aus.

Am nächsten Morgen muss Miina wieder zur Arbeit und so nimmt sie mich mit in die Stadt, wo ich mich mit den Jungs endlich mal wieder im Studio treffe. Am Abend gehen wir dann noch alle zusammen Essen. Es tut gut endlich mal wieder rauszukommen. Nur drinnen rumsitzen ist einfach nichts für mich, auch wenn ich die Zweisamkeit mit Miina in den letzten Tagen doch sehr genossen habe.
Als wir alle gemeinsam im Restaurant sitzen, erzählt Riku, dass er Osmo in der Stadt getroffen hätte.
„Ihr glaubt mir nie was er mir erzählt hat! Er und Maire haben sich getrennt!" meint Riku ungläubig.
„Was? Der Arme, Maire war wirklich nett." meine Ich nachdenklich.
„Hat er gesagt warum?" fragt Miina, schaut dabei nervös auf ihren Teller.
„Er meinte, es hätte einfach nicht gepasst."
Miina nickt, rutscht aber weiter unruhig auf ihrem Stuhl hin und her.
„Wieso bist du denn so nervös?" frage ich sie gerade heraus.
„Ich? Bin ich doch gar nicht." Verteidigt sie sich etwas zu ertappt. Jaja, wer's glaubt. Ich muss herausfinden was sie hat und vor allem was das mit den beiden zu tun hat.

Am nächsten Tag sitzen wir gemütlich am Frühstückstisch. Ich schaue gerade auf meinem Handy, ob es irgendwas Neues gibt.
„War gestern echt schön." meint Miina zufrieden.
Ja das." Ich stocke mitten im Satz. Als ich auf Facebook gehe, sehe ich gleich als erstes einen Beitrag, der mir die Sprache verschlägt. Mit großen Augen lese ich die ersten Zeilen.

- Osmo Ikonen: Neue Frau an seiner Seite?-

<< Der Musiker wurde vorgestern mit einer jungen Frau im Park gesehen. Sie wirkten sehr vertraut miteinander. Zum Abschied küssten sie sich und nun fragen wir uns: Wer ist sie? >>

Auf dem Bild ist Osmo zu sehen, der einer jungen Frau einen innigen Kuss gibt. Und mir kann jemand sagen was er will, aber das ist Miina, die er da küsst.
„Samu? Alles okay?" fragt Miina.
Ich halte ihr mein Handy vor die Nase.
„Sag du mir ob alles okay ist?!" wütend schaue ich sie an. Entsetzt schaut sie auf mein Handy.
„Was läuft da mit euch beiden? Wie lange geht das schon? Ist das der Grund warum Maire weg ist? Hat sie das schon vorher raus gefunden?" bombardiere ich sie aufgebracht mit Fragen.
„Es tut mir so leid!" schluchzt sie und fängt an zu weinen. „Sag mir was da läuft!!" fordere ich sie ohne jegliches Mitgefühl auf.
„Ich. Osmo. Kuss. Stall. " stammelt sie weinend.
„Was soll das heißen?"
„Er war da um zu fragen wie es dir geht. Da als du im Krankenhaus warst. Er hat mir geholfen die Pferde zu füttern und dann hat er mich geküsst und ich hab's zugelassen." schluchzt sie und ich hake solange nach, bis sie alles erzählt hat. Ich fass es nicht. Sie betrügt mich und dann auch noch mit Osmo!
„Samu ich würde alles tun, um die Zeit zurückzudrehen und das ungeschehen zu machen." Weinend kauert sie auf ihrem Stuhl.
„Empfindest du was für ihn?" frage ich sie. Die Enttäuschung in meiner Stimme ist nicht zu überhören.
„Nein! Ich liebe dich. Und nur dich!" antwortet sie schnell. „Bitte Samu. Bitte Verzeih mir!"
Sie guckt mich mit ihren großen Augen an.
„Miina, ich glaube es ist besser, wenn wir uns erst einmal nicht sehen."
Mit diesen Worten stehe ich auf, packe meine Sachen und fahre zu mir nach Hause. 

Nothing Is Over - Sunrise Avenue FFWo Geschichten leben. Entdecke jetzt