Das volle Ausmaß des Verlusts

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Hallo und auch gleich wieder meinen GROSSEN DANK an alle Kommentarschreiber und Voter vom letzten Kapitel, ihr seid die BESTEN <3

LG Lewi

~Nuri~

Ich gab Ria mein Handy, stand auf und ging in die Küche. Ich hielt es bei den anderen im Wohnzimmer nicht mehr aus. Das musste ich erst einmal verdauen. Kyle war tot, Tess stand unter Schock und war zu dem auch noch unendlich weit weg. Ich wollte sie trösten, in den Arm nehmen und ihr sagen, dass alles wieder gut werden wird. Ich wollte ihr dabei helfen, den Tod ihres besten Freundes zu überwinden, aber das konnte ich nicht. Erst recht nicht, wenn sie dann auch noch zu ihren Großeltern gebracht wurde. Wer weiß, ob ihr das helfen konnte. Und wer weiß, ob sie sich nicht noch mehr zum schlechten verändern würde, wenn sie auch dort noch immer umsorgt und wie ein rohes Ei behandelt wurde.

Dabei wollte ich ihr doch einfach nur beistehen.

Ich ließ das Licht in der Küche aus. Nur der Lichtkegel aus dem Flur fiel durch die offenstehende Tür auf den Fußboden und spendete ein wenig Licht. Ich ging zur Arbeitsplatte rüber und lehnte mich daran. Als mir auffiel, wo ran ich lehnte, stieß ich mich schnell wieder davon ab und ging zum Fenster. Es waren nicht mal zwei Wochen her, da hatte ich dort drüben an der Arbeitsplatte eine Menge Spass gehabt mit Tess und ziemlich viel Wasser. Es kam mir so vor, als sei dieser Abend, an dem wir hier zusammen gewesen waren, Lichtjahre weit entfernt, als hätte er vor mehreren Jahren stattgefunden. So viel war in der Zwischenzeit geschehen.

Bei dem Gedanken an diese wundervolle viel zu kurze Zeit, die ich hier in Dortmund mit Tess so glücklich war, kehrte ich auch dem Fenster den Rücken und sah zu der Arbeitsplatte rüber. Ja, ich trauerte dieser Zeit nach, denn jetzt wo ich wusste, dass Tess nach Kyles Bestattung nach Australien zurück gebracht werden sollte, erschien mir das so endgültig. Ich war mir sicher, dass ich sie so schnell nicht wieder sehen würde, wenn sie erst einmal dort war. Es war ja nicht, dass ihre Familie Tess von mir fernhalten wollte, das wusste ich, sie wollten nur das beste für ihre Tochter und Enkelin, aber wer wusste schon, ob das was sie für das Beste hielten auch wirklich das war, was Tess wirklich in ihrer Lage helfen konnte? Und ja, ich war vielleicht egoistisch, weil ich die Frau, die ich liebe hier bei mir haben wollten. Aber doch nur, weil ich ihr helfen wollte und weil ich sie beschützen wollte. Ich konnte den Gedanken, nicht zu wissen, ob und wann ich Tess je wiedersehen würde, kaum ertragen, er raubte mir den Atem und rüttelte arg an meiner Selbstbeherrschung.

„Nuri?“

Obwohl Roberts Stimme leise war und obwohl ich seinen Schatten auf dem Küchenfußboden im Augenwinkel gesehen hatte, fuhr ich doch erschrocken zusammen. „Ja?“

Robert kam näher. Auch er schaltete das Licht in der Küche nicht an. „Du warst so schnell verschwunden, da wollte ich mal nach dir sehen.“

Ich ging nicht darauf ein. Ich konnte auch nicht genau sagen, warum. Stille trat ein, die nur von gedämpften leisen Stimmen, die aus dem Wohnzimmer herüber schwappten unterbrochen wurde.

„Wusstest du, dass ich Kyle noch vor Tess kennengelernt habe?“

„Nein“, sagte Robert etwas verhalten. Sicher wusste er nicht, worauf ich hinaus wollte.

Um ehrlich zu sein, wusste ich es auch nicht, aber ich wollte unbedingt die peinliche Stille beenden.

„Habe ich aber. Auf Ibiza. Gleich nach unserer Ankunft auf der Insel, sind wir in dieses Restaurant unten in der Stadt gegangen und da wollte ich Salz vom Tresen holen.“

Me ke aloha {nuri sahin ff}Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt