Kapitel 1

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PoV Lukas
Ich wache durch ein lautes Scheppern auf.
Ich schaue auf mein Handy.
Eigentlich hätte ich noch genau 12 Minuten und 5 Sekunden zu schlafen gehabt, bevor ich wie jeden Morgen aufstehen, mich fertig machen und dann in die Schule gehen muss.
Naja jetzt ist es eh egal.
Stöhnend steh ich auf und schlurfe zur Tür.
Als ich in die Küche komme, sehe ich wie mein Vater Scherben aufsammelt.
„Guten Morgen Papa!", begrüße ich ihn.
Er brummt nur irgendwas.
Ich frage gar nicht nach.
Seit Tagen ist er schlecht gelaunt und bekommt andauernd Wutanfälle, schon wegen Kleinigkeiten.
Vielleicht liegt es daran, weil er immer wieder Streit mit meiner Mutter hat.
Gestern haben sie sich zwei Stunden lang angeschrien und irgendwann ist meine Mutter weinend aus der Wohnung gelaufen.
Meine beiden Brüder haben es gut, die kriegen all das nicht mit.
Martin und Romeo, so heißen sie, leben seit eineinhalb Jahren nicht mehr hier.
Beide sind 21, sind zusammen ausgezogen und wohnen jetzt gemeinsam in einem eigenen Haus, welches meine Oma uns vererbt hat, als sie gestorben ist.
Wenn ich endlich 18 bin, will ich auch weg von hier.
Vielleicht...
„Hast du mir zugehört?", faucht mich mein Vater an.
„Ähm, nein, sorry ich war gerade wo anders", gebe ich zu.
„Ich hab dir gesagt, dass du dich langsam mal für die Schule fertig machen sollst, falls es dem gnädigen Herrn nichts ausmacht.", wiederholt mein Vater sauer.
Ich räume mein Geschirr weg und gehe, nachdem ich fertig geduscht habe, in die Schule.

Als ich in der Schule ankomme, wartet am Eingang schon meine beste Freundin Pia.
„Wo warst du so lang? Ich dachte schon du wärst krank.", fragt sie mich.
„Sei bloß leise. Mein Vater hat wieder irgendein Problem. Er wirft neuerdings Teller an die Wand und Mama war heute in der Früh überhaupt nicht da.", erkläre ich ihr.
„Schon wieder? Das klingt wirklich gar nicht gut. Weißt du inzwischen was mit ihnen los ist?", fragt Pia mich vorsichtig.
„Nein, keine Ahnung. Ich hab keinen Plan was ich noch machen soll.", entgegne ich traurig.
„Hey, rede doch mal mit deinen Brüdern, vielleicht können die dir helfen", schlägt Pia vor und legt ihren Arm um mich.
„Werde ich machen, aber wir sollten endlich in die Klasse gehen, außer du willst von Herrn Schulz eine „kleine" Strafe kriegen." grinse ich.
Pia stöhnt auf.
Herr Schulz ist unser Physiklehrer, der es liebt jede Schulregel genauestens zu befolgen.
Wenn man eine Minute nach dem Gong ins Klassenzimmer kommt, kriegt man entweder einen Hinweis oder eine Strafarbeit, die sich darin äußert, dass man einen zehnseitigen Aufsatz schreiben darf.
Und das sind nur seine „kleinen" Strafen.

Als ich ins Klassenzimmer komm, setz ich mich neben meinen Kumpel Tim.
„Und wie war dein Wochenende?", fragt er mich.
„Langweilig wie immer. Ich hab nu..", will ich gerade erzählen, als die Tür aufgeht und Herr Schulz reinkommt.
Sofort wird es ruhig.
Er fängt, wie immer, mit einer Ausfrage an und ich schalte ab.

Nach 90 Minuten voller Langeweile ist endlich Pause.
Ich schnappe mir mein Essen und gehe zu dem Platz, wo meine Freunde und ich immer stehen.
Wir erzählen uns von unseren Wochenenden und ein paar von ihren letzten „Eroberungen".
Das find ich immer affig.
Wie Typen meinen, sie können die Mädchen einfach ausnutzen.
Sie nehmen sich die Mädchen, von denen sie wissen, dass sie einen mögen und bringen sie dazu, mit ihnen zu schlafen und danach lassen sie sie einfach wieder fallen.
Erst benutzen sie sie einfach nur und dann ist das Mädchen ihre Trophäe mit der sie überall angeben.
Und darauf sind sie stolz?!

Als es zum Schulende gongt, gehe ich mit Pia zusammen runter zum Parkplatz.
Jeden Tag nach der Schule holt uns meine Mutter ab, weil sie von der Arbeit kommt.
„Sollte deine Mutter nicht schon längst hier sein?", fragt Pia besorgt.
„Ja eigentlich schon. Sie kommt doch nie zu spät.", entgegne ich ebenfalls ziemlich besorgt.
„Hast du ihr schon geschrieben?", fragt mich Pia.
„Natürlich und auch schon angerufen. Weißt du was: ich geh jetzt nach Hause und schau was los ist. Tut mir echt leid.", entschuldige ich mich.
„Ach kein Problem. Hör zu. Ich ruf meine Mum an und dann bringt die uns nach Hause. Okay?" bietet Pia mir an.
„Wär echt toll. Danke."

15 Minuten später bringt mich Pias Mutter nach Hause.
Sie ist eine total nette und tolerante Frau.
Und sie ist immer gut drauf.
Ähnlich wie meine Mutter, nur das meine Mutter nicht immer gut drauf ist, zumindest nicht in letzter Zeit.

Als ich zu Hause ankomme, macht keiner die Tür auf.
Ich schließ sie auf und betrete das Haus.
„Hallo?", rufe ich.
„Jemand da?", frage ich.
Komisch.
Niemand ist zu Hause.
Dabei hat doch Papa heute seinen freien Tag.
Ich versuche ihn anzurufen, doch der geht auch nicht an sein Handy.
Ich mache mir Nudeln warm und setze mich an den Tisch und fange an zu essen.
Was soll ich denn jetzt machen?
Ich kann ja nicht einfach die Polizei rufen.
Die werden nicht ne Suchaktion starten nur weil zwei Erwachsene ihrem Sohn nicht gesagt haben, dass sie nicht zu Hause sind.

Als ich gerade den Teller abwasche, klingelt es an der Tür.
Wer kann das nur sein?
Vielleicht Mama und Papa.
Aber die haben doch Schlüssel.
Oder der Postbote?
Als es nochmal klingelt laufe ich schnell zur Tür und öffne sie.
Vor mir stehen zwei Männer.
„Sind Sie Lukas Wagner?", fragt mich einer der Männer.
Er ist klein und dick und hat nur noch wenige Haare.
Er sieht streng aus.
„Ähm, ja, der bin ich warum?", frage ich verwirrt.
„Ich bin Kommissar Schaller und er ist mein Kollege Scheuner. Können wir reinkommen?", fragt dieses Mal der größere von beiden.
Ich merke wie mir jede Farbe aus dem Gesicht weicht.
Polizei?
Ich hab glaub ich nie was gemacht, was so illegal ist, dass die Polizei kommen muss.
„J...ja kommen Sie rein", stottere ich.
Ich führe sie ins Wohnzimmer und setze mich aufs Sofa.
„Also ich...wir müssen Ihnen eine traurige Mitteilung machen: Ihre Mutter hat sich in der Nacht vom 21.06 auf den 22.06, also von gestern auf heute umgebracht. Sie ist von einem Hochhaus in der Donnerstraße gesprungen."

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So das war der erste Teil. Ich würde mich wirklich freuen, wenn ihr kommentieren würdet, wie euch die Geschichte bis jetzt gefällt und ob ihr den Schreibstil gut findet.
Danke fürs lesen :)

Not just a phase! •Boyxboy• || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt