Kapitel 5

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PoV Lukas
Wenn ich jetzt Pflicht nehme, riskier ich es, dass ich irgendeine oder einen Unbekannten küssen muss.
Wenn ich Wahrheit nehme, bekomm ich wahrscheinlich eine total unangenehme Frage gestellt.
Und wenn ich das Spiel abbreche, denken alle, ich wäre ein Spielverderber und ich will mich ja nicht, am ersten Tag, unbeliebt machen.
Also muss ich wählen, was das geringere Übel ist.
„Ich nehme Wahrheit.", entscheide ich mich schließlich.
„Okay, hättest du mich vorher geküsst?", fragt er mich und grinst.
Es kommt mir so vor, als ob jeder im Raum plötzlich still ist.
„Nein, natürlich nicht. Ich steh auf Mädchen.", antworte ich und lache unsicher.
Hätte ich ihn denn geküsst?
Es wäre zumindest nicht so schlimm gewesen, wenn ich ihn hätte küssen müssen.
„Puh gut, ich dachte schon du wärst auch so ein Schwanzlutscher.", sagt er lachend.
Schwanzlutscher, ernsthaft?
Also anscheinend hat er ein Problem mit Schwulen.
Jetzt soll ich dir Flasche drehen.
Ich hab keine Lust.
Kommt es dumm, wenn ich aufstehe und geh?
„Kommst du mit, Lukas? Ich hol mir noch was zu trinken.", fragt mich Meli von der Seite.
„Ja klar ich hab richtig Durst.", entgegne ich froh, dass sie mir wieder mal aus der Situation geholfen hat.
„Spielt derweil ohne uns weiter.", sagt Meli zu den anderen und zieht mich mit.

Wir gehen in die Küche, wo niemand ist.
„Ich hab mal ne Frage. Was ist eigentlich mit dir los? Erst bist du schlecht drauf, dann wieder gut und dann wieder schlecht?", fragt sie mich und sieht mich verwundert an.
Soll ich ihr von dem Tod meiner Mutter erzählen oder ist es dafür noch zu früh?
„Es liegt am Umzug, dass ist alles neu für mich und ich wollte hier nicht hinziehen.", rede ich mich raus.
Es ist die halbe Wahrheit.
Ich wollte hier ja wirklich nicht hin.
„Und warum seid ihr dann umgezogen?", fragt Meli weiter.
„Das kann ich dir jetzt hier nicht einfach so erklären, nur soviel es war wegen meiner Mutter.", ich werde jetzt sicher nicht ins Detail gehen und ihr alles erzählen.
„Verstehe, erzähl es mir, wenn du dich bereit fühlst. Ich bin für dich da. Ich bin selbst mal umgezogen und war völlig neu auf der Schule, ich kannte auch keinen und es hat eigentlich keinen interessiert. Ich will nicht, dass dir das gleiche passiert, deshalb fänd ich es cool, wenn wir uns öfter treffen könnten.", erklärt sie mir.
Mehr als ein „Danke voll nett. Ja fänd ich auch." fällt mir dazu nicht ein.
Wie nett sie sich um mich sorgt.
„Ach und eine Frage hab ich noch.", fängt sie an.
„Ja?", frage ich und sie fährt fort:„Hättest du ihn denn geküsst?"
Warum zweifelt sie denn an meiner Antwort von vorher?
„Ich hab doch gesagt, das ich es nicht getan hätte, weil ich auf Frauen stehe.", entgegne ich angespannt.
„Ich weiß, dass du das gesagt hast, aber anscheinend fiel nur mir auf, dass das nicht ganz die Wahrheit war. Erstens hast du ein bisschen zu lange gebraucht zum Antworten und zweitens warst du, nachdem David das mit dem Schwanzlutscher gesagt hat, wieder schlecht gelaunt", schließt sie ihre Vermutung ab.
„Ich war nur schlecht drauf, weil ich es komplett scheiße finde, wenn jemand was gegen Homosexuelle hat. Mit so jemandem will ich auch eigentlich nicht befreundet sein.", ich rede mich in Rage, was momentan nicht so sinnvoll ist, da jeden Moment jemand reinkommen könnte.
„Jaja ist gut, es war nur eine einfache Frage, da brauchst du nicht gleich so austicken.", mault Meli mich an.

Ich nehme mir ein neues Bier.
Mittlerweile das Vierte oder so.
Ich hab nicht mitgezählt, ich merk nur wie ich immer besser drauf bin und die Sache mit David fast vergesse.
Ich gehe ins Wohnzimmer zurück und schiebe mich auf die Tanzfläche vor.
Es laufen lauter Lieder, die ich nicht kenn, meistens Deutschrap.
Es ist übertrieben laut hier drinnen und es sind definitiv zu viele Menschen, aber der Alkohol lässt mich all das vergessen.
Ich bewege mich im Takt der Musik und sehe wie ein Mädchen auf mich zukommt.
Ich weiß nicht genau wie es passiert, aber wenig später stehe ich knutschend auf der Tanzfläche.
Sie schiebt mich leicht aus der Menge raus und ich stehe jetzt mit dem Rücken zur Wand.
Sie schlingt ihre Arme um meinen Hals und presst sich an mich.
Sie steckt gerade ihre Hand unter mein Oberteil, als ein weiteres Mädchen kommt und sie am Arm mitzieht.
Als ich aufblicke sehe ich, wie mich David beobachtet.
Da wird plötzlich die Musik abgedreht und einer ruft laut:„Leute die Bullen kommen, haut ab!"
Es bricht Unruhe aus und jeder versucht möglichst schnell zur Tür zu kommen.
Ich bin nicht wirklich scharf drauf mit der Polizei in Kontakt zu kommen, deshalb reiße ich das nächstbeste Fenster auf und springe raus.
Ich lande auf weichem Gras.
Ich hab aber keine Ahnung in welche Richtung ich laufen muss, ich hab mir den Weg beim herfahren nicht gemerkt, da war ich... anderweitig beschäftigt.
Da zieht mich plötzlich jemand am Arm mit ins Gebüsch.
Als ich aufsehe, sehe ich, dass es David ist.

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Nächste Teil fertig. Ich hoffe, es hat euch gefallen. Danke für die ganzen Reads. :)

Not just a phase! •Boyxboy• || ABGESCHLOSSENWo Geschichten leben. Entdecke jetzt