Kapitel 7 - Away from here

1.3K 24 3
                                    

"Warum muss immer alles schief gehen? Warum mussten wir hier her ziehen und warum musste ich genau ihn treffen?" Ich vergrabe mein Gesicht in meinem Kissen. Ich schnappe mir meine Fernbedienung und schalte meine Stero-Anlage an. Da meine Eltern nicht mehr da sind, kann ich die Musik ruhig laut machen. Kurz nachdem Marco und ich hier waren, sind sie beruflich vereist. Ich lasse meine Tränen nun ungehindert laufen. Ich bleibe einfach nur liegen und versuche mich zu sammeln. Vergeblich. "Ich muss hier raus.", schreie ich vor mir her und springe auf. Da meine Eltern beruflich unterwegs sind und mein Bruder heute mit Arbeitskollegen feiert, brauch ich mir keine Gedanken machen, dass sich irgendjemand um mich Sorgen macht. Also schnappe ich mir meine College Jacke, meinen Schlüssel und ziehe mir schnell meine Sneakers an. Unten ziehe ich die Haustür hinter mir zu, bis sie ins Schloss fällt. Als ich aufblicke, sehe ich gerade ein Auto von unserer Einfahrt aus losfahren. Mein Herz beginnt automatisch wild zu klopfen. Auch wenn es ziemlich affig klingt, aber ich habe schon immer Angst gehabt, wenn sich fremde Leute vor unserem Haus aufgehalten haben und das wir jetzt auch noch in einer neuen Stadt wohnen, macht das Ganze nicht besser. "Okay ganz ruhig, was soll dir hier schon passieren.", flüstere ich vor mir her und atme einmal tief ein und aus. "Du bist das gewohnt alleine zu sein, also stell dich nicht so an." Was ich damit meine? Tja das ist ganz einfach, meine Eltern sind nur wenige Tage in einer Woche bei mir. Schon immer waren sie beruflich unterwegs, deswegen hat sich auch mein Bruder Maik meistens alleine um mich gekümmert. Zu ihm habe ich sogar eine stärkere Bindung als zu meinen eigenen Eltern. Wie sowas geht? Er war einfach immer für mich da, hat mir vieles beigebracht, mich versorgt und mir einfach die Liebe geschenkt, die ich von meinen Eltern nicht wirklich bekommen habe. Aber ich habe mich damit abgefunden, genauso wie Maik das gemacht hat. Er musste viele Opfer für mich bringen und dafür bin ich ihm einfach so unendlich dankbar. Ich hole nochmal tief Luft, bevor ich die Straße entlang gehe.
Ich weiß zwar nicht wo ich lang gehe, aber alles ist besser als alleine Zuhause zu sein.
Nach einem etwas längerem Fußmarsch komme ich an einem Trainingsplatz an. Ich schaue mich etwas näher um, denn schließlich kenne ich diesen Ort hier. Ein paar Meter weiter sehe ich es, dass Stadion von Dortmund, der SIP. Ich laufe etwas herum, bis ich das offene Tor sehe. "Ob man da rein darf?", flüstere ich vor mir her und schaue mich automatisch in der Gegend um, ob mich jemand sehen kann. Nach kurzem Zögern entschließe ich mich doch dazu rein zu gehen. Ich bleibe stehen, bis mich ein lautes Knallen hochschrecken lässt. Sofort bildet sich bei mir eine Gänsehaut. Ich gehe ein Stück weiter und muss lächeln. Das Geräusch was mich so erschrocken hat, war einfach nur ein Fußballer. "Äh hei.", stottere ich, woraufhin die Person innehält und sich zu mir dreht. "Wer ist da?" Ich antworte nicht, sondern betrete einfach den Platz, bis ich kurz vor der Person stehen bleibe. Er ist ziemlich hübsch, etwas größer als ich und hat dunkelblonde Haare, zumindest würde ich es in der Dunkelheit so deuten. "Was machst du hier?", fragt er mich, wodurch ich am liebsten im Erdboden versinken würde. Was mache ich auch hier? Ich stehe hier mitten im Stadion und spreche einen total fremden Jungen an. Oh Emi, warum musst du auch immer so bescheuert sein? "Alles okay?", reißt mich seine Stimme aus meinen Gedanken. "Äh ja sorry, war nur in Gedanken. Sorry.", stottere ich und würde mir am liebsten eine klatschen. Er fängt an zu lachen:"Habe ich gemerkt. Was machst du hier?" Sein Lachen ist echt toll, so warm und so herzlich. Meine ganze Nervosität ist verschwunden:"Ich bin etwas rum gelaufen, dann habe ich so ein naja sagen wir Knallen gehört und wollte wissen was das ist und dann habe ich dich spielen sehen." Ich spüre, wie heiß meine Wangen werden und bin gerade sehr dankbar, dass es dunkel ist. "Cool." Kurz herrscht eine peinliche Stille. Ob ich was sagen soll? Nein lieber nicht, ich glaub ich hab mich für heute genug blamiert. "Ich bin übrigens Erik.", unterbricht er die Stille und reicht mir seine Hand hin, die ich zögerlich annehme. "Emilia." "Bist du immer so gesprächig?", grinst er mich an, wodurch ich lachen muss. "Hallo lieber Erik. Ich stelle mich dann aus Höflichkeit auch mal vor, meine Eltern nannten mich zu meiner Geburt Emilia." Als ich den Satz zu Ende gesprochen habe, fängt er an zu lachen, wodurch ich mit einsetze. "Du hast Humor.", grinst er mich an. "Hast du Lust ein bisschen mit zu kicken?" "Ähm klar gerne." Wir passen uns etwas hin und her bis er mir ein paar Tricks zeigt. "Du bist richtig gut.", staune ich als er fertig ist. "Ist ja auch mein Beruf.", grinst er. "Bist du auch Profifußballer?" "Ich habe zwar keine Ahnung was du mit auch meinst, aber ja bin ich." Starke Leistung Emi, 2 Profifußballer und das an einem Tag. "Wo spielst du? Also wenn ich fragen darf?" "Klar. Naja hier in Dortmund." Ob er da Marco auch kennt? Aber vielleicht spielen die beiden nicht mal zusammen in einer Mannschaft. Ich muss mich dringend über Borussia Dortmund informieren. "Du bist aber auch nicht schlecht, spielst du Fußball?" "Habe gespielt." "Warum hast du aufgehört?" "Wir sind umgezogen und ja seitdem spiele ich nicht mehr." "Umgezogen?" "Ja von Hannover hierher." "Echt? Und seit wann wohnst du da jetzt hier?" "Offiziell seit einer Woche, aber wir waren hier schon vorher immer was einrichten und her bringen und sowas." "Dann sag ich mal Willkommen in Dortmund.", grinst Erik mich an und zieht mich in eine Umarmung, die ich nach kurzem Zögern auch erwidere. "Hast du eigentlich mal vor wieder zu spielen? Also aktiv?", fragt er mich als wir uns aus der Umarmung lösen. "Keine Ahnung." "Und wenn ich dich überzeuge, dass Fußball richtig Spaß machen kann, wenn man die richtigen Leute um sich herum hat?" Ich schenk ihn nur einen ungläubigen Blick. Ich meine wie will er mir das bitte beweisen. "Du glaubst mir nicht, merke ich. Aber ich schaffe es, wollen wir wetten?" "Um was?", frage ich provokant, wodurch er zu grinsen beginnt. "Das du beim nächsten Spiel von mir mein persönlicher Glücksbringer bist und deswegen mitkommen musst." Persönlicher Glücksbringer? Hat er gerade gesagt, dass ich sein persönlicher Glücksbringer sein soll? Ein Lächeln bildet sich auf meinen Lippen. "Deal.", grinse ich und halte ihm meine Hand hin. "Deal.", wiederholt er und schlägt ein. "Und wie willst du das anstellen?" "Lass das mal meine Sorge sein. Hast du morgen ab 15:30 Uhr Zeit?" "Ja, habe 12:40 Uhr Schule aus." "Noch besser, wann bist du da Zuhause?" "Wenn ich langsam laufe spätestens 13:00 Uhr." "Perfekt, da hole ich dich morgen 13:00 Uhr bei dir ab?" "Geht kla...,warte du weißt nicht mal wo ich wohne." "Das zeigst du mir doch jetzt hoffentlich?" Ich grinse ihn an:"Ausnahmsweise." "Ich fühle mich geehrt.", lacht er und ich setze auch wieder mit ein. Der ganze Weg zu mir ist ziemlich lustig. Wir reden viel und lachen auch über vieles. "Ja hier wohne ich.", sage ich schließlich als wir vor meiner Einfahrt stehen bleiben. "Okay merke ich mir bis morgen." "Ich will's doch hoffen." "Nicht so frech Kleines.", grinst er mich an. Kleines? Er hat mich Kleines genannt? Okay Emi jetzt ganz ruhig bleiben. Alles ist gut. Jetzt einmal nicht blamieren. "Also denk dran ich bin morgen 13:00 Uhr hier." "Ich werde dran denken.", lache ich und er setzt auch wieder mit ein. "Dann bis morgen, Kleines.", sagt er schließlich und zieht mich in seine Arme. Ich erwider die Umarmung natürlich. "Bis morgen.", ruft er noch, als er sich nochmal umdreht. "Bis morgen.", antworte ich ihm und suche meinen Schlüssel. Ich schließe die Haustür auf und ziehe meine Jacke und meine Schuhe aus. Ich mache mich schnell Bettfertig und lege mich hin. Ich denke nach, überalles was heute passiert ist. Eigentlich vertraue ich  niemanden so schnell, aber Erik und auch Marco haben etwas besonderes an sich, dass man ihnen einfach vertrauen muss. Obwohl mir das niemand glauben würde, wenn ich die Geschichte erzählen würde. "Kleines.", flüstere ich vor mir her und fange an zu lächeln. "Er hat mich Kleines genannt.", spreche ich nochmal und schlafe mit einem Lächeln auf meinen Lippen ein.


Mit dir an meiner Seite - Marco ReusWo Geschichten leben. Entdecke jetzt