-Zwei-

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Überrumpelt bin ich mit meinem Vertrag nach Hause gefahren und bin einfach nur froh, dass es so reibungslos geklappt hat. Ich bin mehr als gespannt, was mich morgen erwartet und nach einem Mikrowellenessen rufe ich meine Eltern an, um ihnen die gute Neuigkeit zu verkünden.

"Ich bin so stolz auf dich mein Schatz." sagt meine Mutter, als ich alles erzählt habe. "Das ist wunderbar, wirklich. Ich kann es kaum erwarten, deinem Dad davon zu erzählen." Ich lächel. "Wo steckt er?" frage ich und sie seufzt. "Er ist nebenan und pokert." Ich muss lachen. "Er pokert? Dad?" Wieder seufzt sie. "Ja. Genau so habe ich auch reagiert. Wir haben einige Nachbarn, mit denen wir uns gut verstehen und die Männer spielen öfter zusammen. Heute findet es bei Almarias Mann statt. Habe ich dir schon von der Tochter erzählt?" plappert sie los und ich rolle mit den Augen. "Nein, hast du nicht aber lass mich raten. Sie ist bildhübsch und unverheiratet." Sie lacht. "Woher weißt du denn das? Ich dachte, jetzt wo du und Camille nicht mehr zusammen...."

"Stop Mom." unterbreche ich sie. "Camille ist Vergangenheit und ich bin zufrieden, wie es gerade ist." Sie schweigt einen Moment. "Ok. Ich habe nichts gesagt. Ich kann dich sowieso nicht überreden hierher zu kommen oder?" Ich fahre mir durch die Haare. "Nein. Zu Besuch ja, aber nicht dauerhaft. Ich vermisse euch aber mein Leben ist hier in New York."
"Ja, ich weiß. Es war einen Versuch wert. Oh, es klingelt. Wir telefonieren wieder ja?" Sie klingt traurig, aber bevor ich weiter reden kann, hat sie aufgelegt.

Einen Augenblick sehe ich das Foto meiner Eltern an und beginne sie wirklich zu vermissen. Trotzdem freue ich mich auf meine neue Aufgabe und darauf interessante Menschen kennenzulernen.

Am nächsten Tag um zehn Uhr und nachdem ich gefühlte zwanzigtausend Blätter kopiert habe, sehe ich das anders und gehe erschöpft in den Pausenraum, um mir mein Frühstück zu genehmigen. Als ich die Tür aufstosse, stelle ich fest, das ich nicht alleine bin. Auf einem der Stühle sitzt ein gutaussehender blonder Mann und beisst gerade in ein Sandwich. "Hi." sage ich und er blickt erstaunt auf. "Hallo." nuschelt er mit vollem Mund und ich muss lachen.

Ich lasse mich auf einen Stuhl ihm gegenüber fallen und packe ebenfalls mein Essen aus. Schnell stelle ich fest, dass der junge Mann  mich beobachtet und ich fange an, zurück zu starren. "Möchtest du ein Foto machen oder hast du dir jetzt alles eingeprägt?" frage ich nach einer Weile und mein Gegenüber wird rot. "Sorry." murmelt er und ich beuge mich vor, um ihm meine Hand zu reichen. "Magnus." sage ich und er ergreift meine angebotene Hand und schüttelt sie kräftig. "Jace.  Bist du neu?"

Ich nicke. "Ja. Erster Tag. Und du?"
Er fährt sich mit den Fingern durch seine Haare. "Bin schon etwas länger hier." Ich stöhne auf. "Und musst du auch so einen Mist machen, wie den ganzen Tag kopieren? Das nervt mich echt." Er nickt. "Klar. Das müssen alle Anfänger machen. Freu dich schon mal auf das Archiv. Ist sehr spannend, den ganzen Tag in einem dunklen Loch zu sitzen und Akten zu sortieren." Er zieht die Augenbrauen hoch und grinst. "Der Chef ist nicht zimperlich wie? Da hat er nichts von gesagt. Arschloch."

Jetzt lacht Jace laut. "Arschloch hat ihn noch niemand genannt. Wohn erstmal mit ihm zusammen." Ich runzel die Stirn und mir wird mulmig. "Zusammen wohnen? Ähm Jace, wie heißt du denn mit Nachnamen?" frage ich und kann mir die Antwort schon fast denken.

Jace lehnt sich auf seinem Stuhl zurück und verschränkt die Hände hinter seinem Kopf. "Lightwood." grinst er. Ich schlage mir eine Hand vor die Stirn. "Geht's noch peinlicher? Tut mir leid." murmel ich und wieder lacht er. "Alles gut Magnus. Ich renne nicht sofort zu meinem Vater und petze, was du gesagt hast." Erleichtert sehe ich ihn an. "Danke. Echt. Ich brauche diesen Job." Er nickt. "Dann ziehen wir das zusammen durch ja?" Er beugt sich vor und hält mir seine Faust entgegen. Eigentlich dachte ich, ich wäre aus diesem Alter raus aber ich halte ihm meine ebenfalls entgegen und schlage ein.

"Also Magnus. Erzähl mal etwas über dich." Ich kratze mir den Kopf. "Da gibt es nicht viel. Magnus Bane, 25 Jahre, Singel, keine Kinder und mein Hobby ist schwimmen." Begeistert klatscht Jace in die Hände. "Schwimmen?" fragt er aufgeregt und ich nicke. "Ich schwimme auch. War in der High School einer der Besten. Welcher Stil?" Ich muss lachen bei seiner Begeisterung. "Rücken. Und du?"
"Brust ist mein bevorzugter Stil. Vielleicht sollten wir mal testen, wer von uns der Schnellere ist?" Wieder muss ich lachen. "Sicher das du verlieren kannst?" grinse ich selbstbewusst und er schnaubt auf. "Sei dir nicht so sicher Bane. Ich bin unschlagbar. Wann hast du Zeit?"
"Samstag?" schlage ich vor und er nickt. "Ok dann Samstag. Gib mir deine Nummer, dann ruf ich dich an und hole dich ab." Ich hole mein Handy hervor und reiche es ihm. Ich freue mich, denn ich glaube, ich mag ihn und neben meiner besten Freundin Cat, habe ich nicht viele Freunde

"Du bist gut Bane." schnauft Jace zwei Tage später im Schwimmbad neben mir. Wir sind beide außer Atem und klammern uns an den Beckenrand. "Du bist auch ganz ok Lightwood." Er lacht. "Ich hab gewonnen." triumphiert er und ich muss zugeben, dass er Recht hat. "Dafür schuldest du mir was." Ich fahre durch meine nassen Haare. "Burger und Bier?" schlage ich vor und er nickt begeistert. "Klingt gut."

Wir verstehen uns wirklich gut und am Ende des Tages weiß ich einiges über ihn. Jace ist 22 Jahre alt, ebenfalls Singel, wohnt zu Hause und hat drei Geschwister. Einen älteren Bruder, eine jüngere Schwester und noch einen kleinen Bruder.

"Wie alt sind deine Geschwister denn?" frage ich neugierig und beisse in meinen Burger.  "Max ist erst 10, Izzy ist 20 und Alec ist 23." Erstaunt sehe ich ihn an. "Dann seid ihr aber nahe aneinander, du und Alec." Jace wird etwas verlegen. "Ich bin kein echter Lightwood. Maryse und Robert haben mich quasi übernommen, als ich 5 Jahre alt war. Meine Mutter und Maryse waren beste Freundinnen und als meine Mum mit den Drogen angefangen hat und sich nicht mehr um mich kümmern konnte, haben die Lightwoods die Vormundschaft übernommen. Seit dem wohne ich bei ihnen." Mich überkommt Mitleid. "Dann bist du trotzdem ein echter Lightwood. Es ist nicht wichtig, wer dich geboren hat, sondern wer dich groß gezogen hat Jace." Er lächelt mich an und hebt sein Glas. "Große Worte Bane. Darauf stoßen wir an."

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt