-Achtundzwanzig-

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"Flug 113 nach Mataram. Liebe Fluggäste, wie bitten Sie um Entschuldigung für die Verspätung und bitten Sie, sich unverzüglich zum Check Inn zu begeben. Wir wünschen Ihnen einen angenehmen Flug." ertönt die Durchsage und ich zucke zusammen.

Alec sieht mich immer noch an und ich versuche die richtigen Worte zu finden. Ich bin völlig überfordert, zu viele Dinge sind in den letzten 24 Stunden passiert, als das ich noch klar denken könnte.

"Fuck, ich mache mich hier gerade zum Vollidioten." murmelt Alec und steht auf. "Ich gehe dann." Er dreht mir den Rücken zu und ich hole tief Luft. "Ich hab mich auch in dich verliebt Alexander." Er bleibt wie vom Donner gerührt stehen und dreht sich langsam zu mir um. "Sag das nochmal." flüstert er und ich gehe einen Schritt auf ihn zu. "Ich bin in dich verliebt." wiederhole ich und sehe ihn unsicher an. Ich greife nach seiner Hand. "Vollidioten sind wir wohl beide." Er nickt und verschränkt seine Finger mit meinen. Wir sehen uns einfach nur an.

"Letzter Aufruf für Flug 113 nach Mataram."

"Du musst gehen." sagt er und ich nicke. "Ich komme wieder." antworte ich und endlich zieht er mich an sich und küsst mich. Der Kuss ist zärtlich und voller Versprechen, aber keiner von uns beiden spricht sie aus. "Bis bald, Magnus." sagt er leise. "Bis bald, Alexander." erwidere ich ebenso leise, nehme meinen Koffer und meine Tasche und gehe ohne mich noch einmal umzudrehen.

Nach einem unglaublich langen Flug und der Katastrophe ein Taxi zu bekommen, steige ich schließlich 24 Stunden später vor dem Haus meiner Eltern aus. Die Haustür wird in dem Moment aufgerissen, als ich die Autotür hinter mir schließe. "Magnus." schreit meine Mutter und kommt mit ausgebreiteten Armen auf mich zu. Liebevoll drücke ich sie an mich und sie beginnt zu weinen. "Endlich bist du da." flüstert sie und ich streiche ihr beruhigend über die Haare.
"Ja, ich bin da. Alles wird gut Mum." rede ich auf sie ein.

Schließlich löst sie sich von mir. "Komm erstmal rein mein Junge. Du musst sehr müde sein." Ich winke ab. "Ich hab viel geschlafen während des Fluges. Mir geht es gut." Sie nickt und nimmt mir die Reisetasche ab.

Drinnen bekomme ich einen starken Kaffee, auch wenn meine Eltern nur Tee trinken, wenn sie wissen, ich komme sie besuchen, gibt es immer Kaffee. Dankbar nehme ich die Tasse entgegen. "Und Mum, wie geht es ihm?" Sie seufzt und mir fällt auf, wie erschöpft sie aussieht.

"Es geht ihm schlechter. Niemand weiß warum. Er war ja schon wieder fast der Alte, als plötzlich sein Kreislauf absackte und er in ein Koma gefallen ist." Sprachlos sehe ich sie an. "Was? Koma? Warum weiß ich das nicht?" entkommt es mir und sie sieht mich an. "Ich konnte dich ja nicht anrufen im Flugzeug. Es war erst gestern Abend. Die Ärzte sagen,  oft ist es eine natürliche Reaktion des Körpers, um sich zu erholen. Sie meinen, er wird bald wieder." Ich kann sehen, dass sie jetzt beruhigende Worte braucht und ich gebe sie ihr. "Natürlich wird er wieder. Wir reden hier von Dad.  Der Mann, der von einer Klippe aus 15 Meter Höhe ins Meer gehüpft ist und das mit fast fünfzig Jahren. Du kennst ihn doch. So leicht haut ihn nichts um."

Sie lächelt mich an. "Danke. Schön das du da bist." Ich nicke. "Das ist selbstverständlich." Einen Moment lang schweigen wir, bis mir etwas einfällt. "Ich muss telefonieren." sage ich und ziehe mein Handy hervor.
"Magnus? Geht's dir gut?" begrüßt Alec mich und mein Herz rast sofort, als ich seine Stimme höre. "Ja, es geht mir gut. Und dir?" Er seufzt. "Ich vermisse dich." Ich hebe den Blick und sehe den neugierigen Blick meiner Mutter. Jeder Versuch, dass sie es nicht mitbekommt, ist also zum Scheitern verurteilt.

"Ich vermisse dich auch." sage ich leise und meine Mutter strahlt.  Da ich sie kenne, ist meine nächste Frage notwendig. "Würdest du mir ein Foto von dir schicken?" frage ich und er lacht. "Ein Nacktbild?" Ich werde rot. "Das auch, aber ich würde dich gerne meiner Mutter zeigen und da wäre ein Nacktbild etwas unpassend." Jetzt grinst meine Mutter und Alec lacht noch lauter. "Das stimmt. Ok, ich schicke dir ein ganz unschuldiges. Ist es nur für sie?" fragt er und ich überlege kurz. "Nein, auch für mich."

"Das ist unglaublich süß von dir Magnus. Bekomme ich auch eins?" fragt er leise. "So viele du willst." antworte ich. "Ich melde mich später nochmal ja? Obwohl, besser morgen. Wir haben schließlich 12 Stunden Zeitunterschied." überlege ich. "Du darfst immer anrufen ok? Auch wenn es mitten in der Nacht ist. Versprich es mir." Ich lächel und meine Knie werden weich. "Versprochen. Ich leg jetzt auf. Grüß bitte alle von mir." sage ich leise. "Mach ich. Grüß deine Eltern und pass auf dich auf. Bis später." Damit legt er auf und ich stelle mich meiner Mutter.

"Nun frag schon." fordere ich sie auf und sie grinst. "Du bist verliebt." stellt sie fest und strahlt noch mehr, als ich nicke. "Wie heißt sie? Wo habt ihr euch kennen gelernt? Ist das Foto schon da?" feuert sie los und in dem Moment vibriert mein Handy. Alec hat mir ein Foto geschickt und es hätte nicht schöner sein können. Er sieht wahnsinnig gut aus und ich vermisse ihn noch mehr. Ich halte meiner Mutter das Telefon unter die Nase. "ER heißt Alexander, wir kennen uns über Jace, seinen Bruder und so sieht er aus."

Sie betrachtet ihn eine Weile und sieht mich dann sehr ernst an. "Wenn du auch ganz nach deinem Dad kommst, aber den guten Geschmack hast du eindeutig von mir."

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt