-Zweiunddreißig-

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Nach einer unruhigen Nacht, bin ich noch vor dem Morgengrauen wach und greife als Erstes zu meinem Handy. Ich starre darauf. Ich habe weder eine Nachricht, noch einen entgangenen Anruf von Alec und ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl im Bauch. Was ist, wenn er es sich anders überlegt hat? Mein Herz zieht sich alleine bei dem Gedanken schmerzhaft zusammen.

Ich beschließe Jace anzurufen, um vielleicht über ihn etwas zu erfahren. "Magnus. Wie geht's dir und was macht dein Vater?" begrüßt mich mein bester Freund. "Nichts Neues bei Dad. Mir geht's gut, es zerrt nur alles etwas an den Nerven. Was gibt's bei dir?"
Er lacht. "Ich musste bei Clarys Eltern antreten aber ich denke, sie mögen mich. Zumindest sagt Clary das, aber du kennst mich ja. Wer kann meinem Charme widerstehen?"

Ich versuche, mich auf das Geplänkel mit ihm einzulassen, merke aber, dass ich mich nicht konzentrieren kann. "Wie geht's deiner Familie?" Er seufzt. "Das übliche Chaos. Izzy ist nur noch mit Simon zusammen anzutreffen, Alec sehe ich kaum noch und Max hat ohne dich seine Mathearbeit vergeigt." Ich werde aufmerksam. "Wieso siehst du Alec kaum noch?" frage ich angespannt. "Keine Ahnung. Er arbeitet viel für diesen Redakteur und macht Fotos. Meistens sehe ich ihn nur noch mit Andrew im Schlepptau. Ich schätze, er ist Alecs nächstes Opfer. So ist er halt. Obwohl ich mir nicht sicher bin, ob es nicht doch etwas Ernstes ist, letzte Nacht ist er nicht nach Hause gekommen. Und das heißt bei meinem Bruder schon etwas, denn......"

Mir wird kalt und ich falle ihm ins Wort. "Jace, ich muss los. Meine Mum hat das Frühstück fertig und sie wird etwas ungemütlich, wenn man sie warten lässt. Ich rufe wieder an." ratter ich herunter und lege auf. Alexander und Andrew. Warum tut er mir das an? Vielleicht hat es doch nur etwas mit der Arbeit zu tun. Vielleicht sind sie nur Freunde. Meine Gedanken überschlagen sich und ich brauche einen klaren Kopf.

Schnell stehe ich auf und ziehe mir Sportsachen an. Es ist noch früh und meine Mutter schläft noch, also schleiche ich mich aus dem Haus und beginne zu laufen. Das hat mir schon oft geholfen, meine Gedanken zu sortieren und genau darauf hoffe ich.

Heute will es allerdings nicht funktionieren und je weiter ich laufe, desto verwirrter werde ich. Eigentlich bin ich mir sicher, dass Alec es ernst gemeint hat mit mir, aber wer weiß das schon. Ich bin nicht bei ihm und es kann sein, dass er nicht länger auf mich warten will oder das er sich doch für Andrew entschieden hat. Ich meine, warum auch nicht. Er sieht gut aus und die beiden arbeiten eng zusammen. Da passiert es schonmal.

Keuchend halte ich an einer Brücke an und starre ins Wasser. Immer wieder habe ich das Bild von Alec und Andrew vor Augen und es tut weh.

Als Camille mir damals gesagt hat, dass es vorbei ist, war ich wie erstarrt. Träume und Pläne, die in meinem Kopf waren, sind zerbrochen und ich habe das Gefühl gehabt, nicht mehr atmen zu können. Plötzlich war mein Weg ein anderer, meine Zukunft ungewiss und ich nicht mehr ich selbst. Kurz darauf sind meine Eltern ausgewandert und ich war ganz alleine. Cat ist immer für mich da, aber auch sie hat ein eigenes Leben.

Ich hab mich so leer gefühlt ohne sie und mir geschworen, mich nie wieder so sehr für jemanden zu öffnen, nie wieder jemandem die Gelegenheit zu geben, mich so sehr zu verletzen. Und dann ist Alec gekommen und hat sich leise und langsam in mein Herz geschlichen. Er macht mich glücklich aber ebenso macht er mich verletzlich und das versetzt mich in Angst.

Ich merke, dass ich schon eine ganze Weile hier stehe und laufe langsam zurück zum Haus meiner Eltern. Sicher möchte meine Mutter bald ins Krankenhaus und ich möchte ebenfalls zu meinem Vater.

Als ich das Haus betrete, höre ich lautes Lachen aus der Küche und ich bin überrascht, als ich meine Mutter mit Julie vorfinde. "Da bist du ja mein Schatz." strahlt meine Mutter mich an und auch Julie lächelt. "Was macht ihr hier?" frage ich irritiert. "Frühstücken. Stell dir vor, plötzlich stand Julie vor der Tür und das auch noch mit frischen Brötchen. Ist das nicht zauberhaft?" Gequält nicke ich.

"Ganz toll. Ich geh duschen." murmel ich und verschwinde ins Badezimmer. Mir ist vollkommen klar, dass das ein Plan von den beiden ist und beschließe das Spiel erstmal mitzuspielen.

Frisch geduscht und umgezogen, sehe ich auf mein Handy und stelle fest, dass Alec sich noch immer nicht gemeldet hat. Ich habe nur eine Nachricht von Jace, der sich für seine Taktlosigkeit entschuldigt, weil er nicht darüber nachgedacht hat, dass es mich verletzen könnte, wenn Alec jemand anderen hat. Schnell tippe ich eine nichtssagende Antwort und gehe zurück in die Küche.

Ich setze mich absichtlich Julie gegenüber und beobachte sie, während ich mir ein Brötchen aufschneide und es belege. "Machst du das öfter?" frage ich kauend und sie sieht mich überrascht an. "Was meinst du?" fragt sie sichtlich nervös. Ich zucke mit den Schultern. "Ich meine, ob du alle Angehörigen deiner Patienten mit Brötchen an einem Samstag Morgen überrascht?" Sie wird rot. "Nur, wenn ich jemanden besonders gerne mag." antwortet sie und ich nicke. "Verstehe. Wen von uns beiden magst du denn so gerne?" frage ich kühl und deute auf meine Mutter. "Vergeben sind wir ja schließlich beide."

Ich grinse, während meine Mutter mich wütend anfunkelt. "Magnus Bane, was ist denn los mit dir? Warum bist du so unhöflich?" Ich lache emotionslos. "Seit wann bist du so taktlos Mutter? Ich glaube, es ist besser, ich ziehe ins Hotel. Du kannst deinen Sohn anscheinend nicht so akzeptieren, wie er ist und das möchte ich dir nicht weiter antun."

Julie schüttelt den Kopf. "Oh Gott, es tut mir so leid. Das wollte ich wirklich nicht. Ich gehe jetzt besser." Meine Mutter springt auf und ihre Gesichtsfarbe wechselt von rot zu blass. Augenscheinlich weiß sie nicht, wem von uns sie als Erstes hinter her laufen soll, denn während Julie Richtung Haustür geht, habe ich mein Brötchen auf den Teller gelegt und gehe in das Gästezimmer, um zu packen.

Wütend schmeisse ich alles in meinen Koffer und höre, wie meine Mutter mit Julie spricht. Plötzlich höre ich noch eine Stimme und sie ist so vertraut, dass mein Herz sofort einen Hüpfer macht.

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt