-Siebzehn-

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So geht es jetzt seit mehreren Wochen. Wenn ich nach Hause komme, sitzt Alec auf meinem Boden und lernt. Meistens hat er gekocht oder zumindest etwas bestellt. Manchmal komme ich etwas später, weil ich mit Jace zum Training gehe, aber Alec weiß immer Bescheid und stellt mir das Essen warm.
Wenn wir gegessen haben, sitzen wir danach immer gemeinsam auf oder vor dem Sofa und er lernt, während ich lese oder vor mich hindöse. Alles in Allem bin ich entspannt, wie schon lange nicht mehr.

Wir können kaum die Hände voreinander lassen und das Einzige,  was an mir nagt, ist die Tatsache, dass wir nicht miteinander schlafen. Trotzdem habe ich es akzeptiert, denn Alec hat genauso seine Grenzen, wie ich.

Als ich heute Abend nach Hause komme, sitzt er wie immer mit seiner Brille vor dem Sofa und lächelt mich an. "Hi." sagt er und ich lasse mich neben ihn fallen. "Hi." antworte ich und seufze. "Alles gut?" fragt er. "Die Arbeit im Archiv lässt mich langsam durchdrehen. Ständig sitze ich im Dunkeln herum und es ist niemand da, der mit mir spricht. Manchmal kommt Jace kurz zu mir, aber oft hat er keine Zeit." Ich bin frustriert. "Vielleicht solltest du mal mit meinem Vater reden." schlägt er vor aber ich schüttel den Kopf. "Auf keinen Fall. Das käme aufgeben gleich und den Triumph gönne ich ihm nicht." Nachdenklich nickt er. "Ich hab einen Nudelauflauf im Ofen." sagt er gedankenverloren und steht auf.

Er ist seltsam heute und so gehe ich hinter ihm her. "Was ist los Alexander?" frage ich und er vermeidet es mich anzusehen. "Nichts. Alles gut." Mit gerunzelter Stirn sehe ich ihn an. "Mach mir nichts vor. Ein bißchen kenne ich dich und ich sehe, dass gerade so einiges in deinem hübschen Köpfchen vor sich geht, also spuck es aus."

Er seufzt und fährt sich durch seine ohnehin schon zerzausten Haare. "Ich habe einen Job." sagt er und ich sehe ihn erstaunt an. "Aber das ist doch toll. Oder nicht?" Ich verstehe nicht, warum er so ein Gesicht zieht. "Naja, es wird sich einiges ändern. Ich werde nicht mehr so viel Zeit haben, um hier zu sein. Ich bin in der Uni angesprochen worden, ob ich einige neue Tierfotos machen will, weil mein Professor die Afrikabilder vorgelegt hat. Es handelt sich um ein recht hohes Tier einer Zeitschrift und er hat mich zum Dinner eingeladen." Ich hebe die Hände.

"Wow Alexander, das sind ganz schön viele Informationen auf einmal. Das ist eine echte Chance und ich freue mich für dich. Mach dir um mich mal keine Sorgen." versuche ich seine Bedenken zu zerstreuen. "Magnus, ich bin zu dem Dinner mit Begleitung eingeladen." stammelt er und ich bekomme ein merkwürdiges Gefühl. "Und? Du wirst wohl eine hübsche Begleitung finden für diesen Abend." sage ich steif und er zerzaust sich seine Haare noch mehr.

"Nein, du verstehst mich nicht Magnus. Ich habe offen gesagt, dass ich schwul bin aber genau so habe ich gesagt, ich bin in einer Beziehung." Jetzt verstehe ich gar nichts mehr. "Bist du das denn?" frage ich unsicher und er sieht mich entgeistert an. "Denkst du nicht, dass du das wüsstest?" schnaubt er. "Alexander, ich verstehe kein einziges Wort. Was zur Hölle willst du mir sagen?"

Er setzt sich an die Küchentheke und vergräbt sein Gesicht in seinen Händen. "Ich habe behauptet, du bist mein Freund. Mein fester Freund." nuschelt er und ich schnappe nach Luft. "Du hast was? Warum?" Noch immer sieht er mich nicht an.

"Der Redakteur hat mich angegraben Magnus. Als ich sagte, ich bin schwul, hatte er ganz schnell seine Hand auf meinen Bein und in Panik hab ich gesagt, dass ich einen Freund namens Magnus habe und jetzt will er dich unbedingt kennen lernen." rattert er hinunter und ich bin fassungslos.

"Er hat dich angegrabscht?" frage ich empört und endlich sieht er mich wieder an. "Du bist nicht böse auf mich?" fragt er leise und ich gehe zu ihm. "Nein, ich bin nicht böse aber was genau erwartest du jetzt von mir?"  Er zuckt mit den Schultern. "Würdest du mich zu dem Dinner begleiten und meinen Freund spielen? Nur das eine Mal. Bitte." bettelt er. "Es tut mir so leid Magnus. Ich weiß, dass ist echt dreist von mir, dich das zu fragen, aber ich wusste nicht weiter und...." plappert er weiter und ich hebe ergeben die Hände.

"Ich mach es." sage ich. Er reisst die Augen auf. "Du machst es? Aber warum?" Ich lache. "Ich kann dich doch nicht im Stich lassen. Jetzt schau nicht so. Einen Abend werden wir wohl ein Paar spielen können oder?"

Er springt auf und fällt mir um den Hals. "Danke. Du rettest mir echt den Arsch." murmelt er und ich lange nach seinem Hinterteil. "Ich steh auf deinen süßen Arsch und fühle mich quasi verpflichtet, ihn zu beschützen." Leise lacht er. "Wir sollten uns eine Geschichte überlegen." sage ich nachdenklich. "Wann ist das Dinner?" Er löst sich von mir. "Samstag Abend. Welche Art von Geschichte?"

Ich sehe ihn an. "Seit wann sind wir ein Paar? Wo haben wir uns kennen gelernt? Wohnen wir zusammen? All sowas eben." Er klatscht in die Hände. "Das wird lustig. Erst essen und dann zusammen auf dem Sofa überlegen?" fragt er aufgeregt und ich nicke. " Klingt gut, aber erst muss ich telefonieren." Ich greife zu meinem Handy, während Alec das Essen warm macht.

"Du willst ja wohl bitte nicht wieder absagen oder?" begrüßt Cat mich und ich seufze. "Hallo Cat. Leider doch." Sie holt tief Luft und ich mache mich auf das Schlimmste gefasst. "Wir haben uns jetzt seit 2 Monaten nicht gesehen. Andauernd sagst du ab und immer ist es wegen diesem Alec, von dem ich noch immer nichts weiß. Was ist da los?" Ich warte bis sie geendet hat. "Ok, ich weiß, ich bin im Moment ein schrecklicher Freund aber ich mach es wieder gut. Ich lade dich Sonntag Nachmittag zu einem Eis oder Kaffee ein oder was immer du willst ja? Dann erzähle ich dir alles. Versprochen." Sie seufzt theatralisch. "Letzte Chance Bane. Hol mich um fünfzehn Uhr ab. Wehe wenn nicht." Lachend stimme ich zu und lege dann auf.

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt