-Sechsundzwanzig-

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Ich habe in dieser Nacht kein Auge zugemacht und wie ein Wilder nach einem Flug gesucht. Schließlich habe ich einen für Montag Morgen bekommen und mir ist klar, dass ich mit Robert Lightwood reden muss.

Ganz im Gegensatz zu meinem Vorsatz, die Villa nie wieder zu betreten, stehe ich nun also doch wieder hier, keine 14 Stunden nach meiner Flucht. Ich klingel und warte, dass mir jemand öffnet.

Ausgerechnet Alec ist es, der die Tür aufmacht und mich anstarrt. "Guten Morgen. Entschuldige die frühe Störung, aber ich muss mit deinem Vater sprechen. Ist er da?" Verwirrt schüttelt Alec den Kopf. "Nein, meine Eltern haben auswärts übernachtet, aber sie werden bald kommen. Nehme ich zumindest an. Willst du hier warten?" Ich nicke und trete ein. Was soll ich auch sonst tun?

"Ich setze mich einfach in die Küche und warte dort." murmel ich und gehe zielsicher an Alec vorbei. In der Küche vermeide ich den Blick auf die Terasse und fummel an der komplizierten Kaffeemaschine herum. "Was ist los Magnus?" Ich drehe mich nicht zu ihm um, sondern versuche wie wild, das Ding zum Laufen zu bringen. "Nichts. Schläft Jace noch?"

Plötzlich steht Alec neben mir und nimmt meine Hände von der Maschine. "Ganz ruhig. Ich mache dir einen Kaffee. Setz dich." befiehlt er und seufzend gebe ich auf. Alec drückt einige Knöpfe und schon schiesst der heiße Kaffee in eine Tasse, die er mir dann mit einem besorgten Blick reicht.

Meine Hände zittern, als ich ihm die Tasse abnehme. "Du hast nicht geschlafen." stellt er fest. "Ich weiß selbst, wie schlimm ich aussehe." zicke ich ihn an und er runzelt die Stirn. "Das habe ich nicht gesagt. Ich sehe aber, dass du müde aussiehst und du zitterst. Was war los? Hat deine Freundin dich nicht schlafen lassen?"

Die Tasse fällt mir klirrend aus der Hand und der Kaffee ergießt sich auf meiner Hose. Fluchend springe ich auf und sehe ihn wütend an. "Halt einfach deine Klappe Alec. Du hast keine Ahnung. Geh wieder ins Bett zu deinem Freund und lass mich einfach nur in Ruhe." schreie ich und er sieht mich entsetzt an. "Du hast mich noch nie Alec genannt." flüstert er tonlos. Ich lache kalt. "Gewöhn dich dran." Er will etwas erwidern, aber in diesem Moment höre ich die Haustür. Ohne ein weiteres Wort, stürze ich in den Flur und treffe dort auf Robert und Maryse Lightwood.

"Würden Sie mir bitte erklären, warum sie an einem Sonntag hier herum turnen und dazu auch noch in einer nassen Hose Mr. Bane?" sagt Robert streng und ich nicke. "Ja. Ich habe gerade Kaffee verschüttet und ich bin hier, weil ich Sie sprechen muss Sir." Skeptisch sieht er mich an. "An einem Sonntag? Kann das nicht bis morgen warten?" Aus den Augenwinkeln sehe ich wie Alec mit verschränkten Armen in der Küchentür lehnt und uns beobachtet.

"Leider nein, Sir. Ich kann morgen nicht zur Arbeit kommen und bin hier, um Sie um Urlaub zu bitten." Schnaubend lacht er auf. "Aber sonst geht es Ihnen gut ja? Sie befinden sich in der Probezeit Mr. Bane und haben keinerlei Anspruch auf Urlaub." Mir wird schlecht. "Es geht nicht anders. Mein Dad liegt im Krankenhaus und ich muss zu ihm." sage ich und sehe in das emotionslose Gesicht von Robert Lightwood. "Das tut mir ja leid, aber ich kann Ihnen diesen Urlaub nicht gewähren." Tränen schiessen mir in die Augen vor Wut und ich ringe nach Worten.

"Dad. Nun hab dich nicht so. Du hast doch gehört, er hat einen Notfall." mischt sich Alec ein und sein Dad sieht ihn kalt an. "Das, mein Junge, ist eine Sache, die du nie verstehen wirst. Man darf nicht zu weich sein mit seinen Angestellten, sonst lernen sie es nie." Ich hole tief Luft. "Ich kündige." sage ich leise und Robert sieht mich an. "Wie bitte?" fragt er und ich kneife die Augen zusammen. "Ich sagte, ich kündige." wiederhole ich und stürze an ihm vorbei zur Haustür.

Draußen renne ich zu meinem Auto und erst als ich sitze, erlaube ich meinen Tränen freien Lauf. Das Alles ist zu viel für mich und ich treffe eine Entscheidung. Ich werde nach Indonesien fliegen und nicht zurückkehren.

Nach zwei sehr erschöpfenden Stunden mit Cat, die mich weinend bittet, nicht zu gehen, komme ich endlich vor meiner Wohnung an. Ich bin müde, muss aber noch so vieles zusammen packen, mein Leben abbrechen. Langsam gehe ich die Treppen nach oben und finde vor meiner Haustür Alec. Er sitzt da und sieht mich an.

"Was willst du Alec?" frage ich leise und er springt auf. "Was ist mit deinem Dad?" stellt er die Gegenfrage und ich schließe die Tür auf. Drinnen drehe ich mich zu ihm, denn ich habe nicht vor, ihn herein zu bitten. "Es geht dich nichts an. Und jetzt geh, ich muss packen und Dokumente aufsetzen." Er sieht verzweifelt aus. "Dokumente? Was für Dokumente denn?" Ich verliere die Geduld. "Was man eben so aufsetzen muss, wenn man kündigt." Er lacht nervös. "Du willst es meinem Dad noch mal schriftlich geben?" Ich nicke und sehe ihn müde an. "Was willst du hier Alec?" frage ich erneut und er beisst sich auf die Unterlippe. "Dir sagen, dass es mir leid tut mit deinem Dad. Fragen, ob ich etwas tun kann."

Ich schüttel den Kopf. "Du hast genug getan. Es reicht." Wir starren uns an und er hebt resigniert die Hände. "Ok, ich verstehe. Meinst du, wir können uns treffen, wenn du wieder da bist? Ich glaube, es liegen einige Missverständnisse zwischen uns und ich würde das gerne klären." Ich sehe ihn ernst an. "Es gibt nichts zu klären. Du hast mehr als deutlich gezeigt, was du von mir willst oder eben auch nicht mehr. Und treffen können wir uns sowieso nicht." Er wird blass. "Warum nicht?" Ich seufze tief. "Ich werde nicht zurückkommen. Mich hält hier nichts mehr Alec. "

Damit knalle ich ihm die Tür vor der Nase zu. Er schlägt mit den Fäusten dagegen. "Mach die Tür auf Magnus. Ich werde das so nicht akzeptieren." Langsam lasse ich mich an der Tür herunter rutschen und vergrabe den Kopf in den Händen.

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt