-Einundzwanzig-

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In dieser Nacht läuft nichts zwischen Alec und mir. Mehrfach hat er mich gefragt, ob alles in Ordnung ist aber ausgerechnet ihm, kann ich mich nicht anvertrauen. Irgendwann gibt er auf und zieht mich fest an sich. Er löscht das Licht und ich liege wach da und lausche seinem Atem. Ich versuche meine Gedanken zu ordnen und Ruhe hinein zu bekommen und nach einer Weile merke ich, wie der erlösende Schlaf mich übermannt. Während ich wegdrifte, höre ich Alecs Stimme. "Du wirst mir fehlen." murmelt er aber ich kann nicht mehr unterscheiden, ob ich das nicht träume.

Mein Wecker klingelt sehr früh und Alec brummt neben mir. "Was ist los?" Ich muss lachen. "Aufstehen Alexander. Dein Flieger geht in zwei Stunden." Er öffnet seine Augen. "Es ist noch dunkel." mault er. "Es ist auch erst fünf Uhr, aber es nutzt nichts. Ich mache Kaffee."
Ich stehe auf und schlurfe in die Küche. Dort stelle ich die Kaffeemaschine an und bereite Alec ein leichtes Frühstück vor. Er soll nicht mit leeren Magen verreisen. 

Lange Arme umschließen mich von hinten. "Guten Morgen." nuschelt er in mein Ohr und ich lehne meinen Kopf zurück auf seine Schulter. "Morgen. Bist du aufgeregt?" frage ich leise. "Ja etwas." Sanft streichel ich über seine Wange. " Es wird toll werden. Ganz bestimmt."

Wir reden nicht viel und auch die Fahrt zum Flughafen ist eher schweigsam. Als ich eingeparkt habe, sieht er mich an. "Kommst du noch mit?" Ich schüttel den Kopf. "Ich hasse Abschiede, außerdem muss ich pünktlich in der Firma sein." Er lehnt sich zu mir.  "Darf ich dich anrufen?" fragt er und ich nicke. "Natürlich darfst du. Pass auf dich auf Alexander." Er küsst mich kurz. "Und du auf dich Magnus." Ein letzter Blick und er steigt aus. Ich sehe ihm noch eine Weile nach und versuche das Gefühl einzuordnen, was mich beschleicht.

Noch nie habe ich die Arbeit als so langweilig empfunden, wie heute und ich kann mich kaum auf das Gespräch mit Jace im Pausenraum konzentrieren. Er spricht über Clary und das er ihr versprochen hat, sie seinen Eltern vorzustellen. "Richtige Entscheidung Jace." sage ich und er sieht mich prüfend an. "Stimmt was nicht mit dir?" Ich runzel die Stirn. "Warum?"
Er betrachtet mich eingehend. "Du bist so anders heute. Wirst du wieder krank?" Ich schüttel den Kopf. "Hab nur schlecht geschlafen." murmel ich und damit gibt er sich zufrieden.

Als ich Abends in meine leere Wohnung zurück kehre, empfängt mich Stille. Ich bin es so gewohnt, dass Alec im Wohnzimmer sitzt, von Büchern und Fotos umgeben und mir wird bewusst, dass mir das fehlt. "Reiss dich zusammen Bane. Du wirst ihn bald vergessen haben." schimpfe ich laut mit mir selbst und schlendere in die Küche. Mit einem Blick in den leeren Kühlschrank, beschließe ich  eine Pizza zu bestellen, aber mir fehlt die Motivation mein Handy hervor zu kramen und anzurufen.

So beschränke ich mich darauf mit einem Drink und einem noch ungelesenen Buch auf meinem Sofa zu sitzen. Ich lese den Titel des Buches. Working hard heißt es und ich habe es von Cat geschenkt bekommen. Schnell bin ich mittendrin und weiß schon nach wenigen Kapiteln, dass die beiden männlichen Charaktere definitiv im Bett landen werden. Sehnsucht steigt in mir auf und ich lege seufzend das Buch aus der Hand.

Plötzlich klingelt mein Handy und nervös nehme ich den Anruf mit unbekannter Nummer an. "Hallo?" frage ich und einen Moment antwortet niemand. "Magnus, ich bin es Camille." höre ich die Stimme meiner Exfreundin. "Was willst du?" frage ich kühl. "Ich wollte nur hören, wie es dir geht. Du fehlst mir." Ich lache auf. "Ich fehle dir? Was ist mit Lorenzo? Ist er dir zu langweilig geworden oder hast du ihn bis auf den letzten Cent ausgequetscht?" Sie seufzt. "Du bist unfair." Ich merke wie die altbekannte Wut in mir hochsteigt. "Ich bin unfair? Ist das dein Scheiß Ernst?"

Sie beginnt zu weinen und ich rolle mit den Augen. "Wir verstehen uns nicht mehr besonders gut und ich habe die Befürchtung, er betrügt mich." Ich fahre mir frustriert über mein Gesicht. "Dann weißt du endlich, wie es sich anfühlt Camille. Komm klar damit, ich musste es auch." Damit lege ich auf und beschließe schlafen zu gehen. Natürlich finde ich nicht den Schlaf, den ich brauche. Zu viele Gedanken wirbeln in meinem Kopf herum.

Nach vier Tagen, in denen ich nichts von Alec gehört habe, gehe ich praktisch auf dem Zahnfleisch. Es macht mich wahnsinnig, nicht zu wissen, wie es ihm geht und Camille traktiert mich mit täglichen Anrufen.

Es ist Freitag Abend und ich beschließe mich alleine zu betrinken, um dann hoffentlich schlafen zu können. Gerade, als ich wieder das Buch in der Hand habe und den dritten Drink Leere, klingelt mein Handy wieder.

Genervt drücke ich die Taste. "Bitte nicht heute Camille." schnauze ich ins Telefon. "Magnus? Ich bin es, Alec. Alles ok mit dir? Wer ist Camille?" Verwirrt  starre ich den Hörer an, bevor mir klar wird, dass Alec auf eine Antwort wartet. "Ja, nein, alles gut. Schön, dass du dich mal meldest." Ich weiß, ich klinge zickig und versuche tief Luft zu holen. "Tut mir leid, ich konnte mich nicht eher melden. Darf ich einen Videoanruf machen? Ich möchte dich sehen." Jetzt werde ich aufgeregt und fahre mir durch die ungestylten Haare. "Ja ok." sage ich und dann ist die Leitung unterbroche. Verwirrt sehe ich mein Handy an und zucke zusammen, als es wieder klingelt.

Ich drücke die Annahmetaste und dann kann ich Alec sehen. Er strahlt mich an und hebt die Hand. "Hey, schön dich zu sehen. Du siehst müde aus." Ich weiß genau, wie tief meine Augenringe sind und versuche es mit einem Lächeln zu überspielen. "Ich hab nicht so gut geschlafen aber jetzt erzähl mal. Wie ist Australien?" Er lächelt. "Es ist großartig, wirklich. Die Natur, die Tiere, es ist unfassbar schön. Ich könnte den ganzen Tag fotografieren." erzählt er aufgeregt.

"Tust du ja auch." ertönt hinter ihm eine Stimme und im nächsten Moment geht Andrew durch das Bild. Ich schnappe nach Luft. Andrew trägt nur eine Boxershorts.

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt