-Vierundzwanzig-

2.2K 252 51
                                    

Es konnte tatsächlich noch schlimmer kommen. Nachdem Camille wieder zu Lorenzo zurück gegangen ist, erschlägt mich die Einsamkeit in meiner Wohnung noch mehr, als vorher. Ich laufe wie ein Löwe im Käfig auf und ab und versuche nicht an Alec zu denken.

Am nächsten Tag auf der Arbeit bin ich noch unkonzentrierter als sonst schon und ich habe schon mehrfach Ärger mit meinem Vorgesetzten Mr. Verlac bekommen. Ich bin wütend auf mich selbst und beschließe meine Pause etwas vorzuziehen, um danach vielleicht wieder etwas ruhiger zu sein.

Mein Sandwich lasse ich unberührt und bin gerade bei meiner dritten Tasse Kaffee, als Jace herein kommt. Er fixiert mich. "Ok Bane, jetzt gibt es keine Ausreden mehr. Was ist los mit dir?" Ich hole tief Luft. "Es ist nichts Jace. Ich fühle mich im Moment einfach nicht so gut, ich weiß nicht warum." Skeptisch sieht er mich an. "Ich dachte, wir wären Freunde. Beste Freunde und jetzt lügst du mich nur noch an." Er hat Recht und die Wahrheit tut weh.

"Ok pass auf. Meine Exfreundin hat ein paar Tage bei mir gewohnt, weil sie Streit mit ihrem Mann hatte. Camille und ich wollten auch mal heiraten, aber am Tag der Hochzeit hat sie mit mir Schluss gemacht. Die Erinnerungen waren einfach etwas viel für mich." Mit offenem Mund sieht Jace mich an. "Alter, dass ist krass. Du wolltest heiraten?" Ich nicke. "Ja, wollte ich. Ich hab sie geliebt und wollte mein Leben mit ihr verbringen." Ich zucke mit den Schultern. "Manchmal kommt es eben anders, als man denkt."

"Und du lässt sie trotzdem bei dir wohnen? Mein Respekt." Er schlägt mir auf die Schulter. "Sie tat mir eben leid aber die beiden haben sich vertragen und sie ist wieder weg." Langsam nickt er. "Das erklärt natürlich dein Verhalten. Liebst du sie noch?" Ich starre ihn an und versuche mir selbst diese Frage zu stellen. Nachdenklich sehe ich ins Leere.

"Nein, tust du nicht. Sonst wüsstest du es und müsstest nicht darüber nachdenken." Erstaunt hebe ich die Augenbrauen. "So weise Master Jace?" Er grinst. "Master Jace ist ein kluger Kopf." Ich erwidere das Grinsen. "Das weiß ich doch."

"Mal was anderes Magnus. Ich habe am Sonntag Geburtstag und würde gerne Samstag eine Party schmeissen. Kommst du?" Wieder überkommt mich die Übelkeit. "Ich weiß nicht. Mir ist nicht so nach feiern." Ernst sieht Jace mich an. "Magnus, noch mal. Du bist mein bester Freund. Was wäre mein Geburstag ohne dich." Mein Gewissen meldet sich schneller zu Wort, als mein Verstand. "Natürlich komme ich." Zufrieden sieht Jace mich an. "Sehr cool. Dann Samstag ab zwanzig Uhr." Ich bekomme ein schwaches Lächeln zu Stande. "Ok."

Es ist Samstag und ich stehe seit geschlagenen fünfzehn Minuten nervös vor der Villa der Lightwoods, aus der laute Musik schallt. Meine Finger, die die Flasche Whiskey für Jace umklammern, sind schweißnass und ich kann mich nicht überwinden zu klingeln. Immer wieder stelle ich mir die Frage, ob ich bereit bin, Alec gegenüber zu treten.
Dann sage ich mir, dass ich ihm nichts schuldig bin, er war es, der sein Versprechen gebrochen hat, nicht ich. Also warum zeige ich ihm nicht, was er verpasst?
Ich straffe meine Schultern und drücke endlich die Klingel.

Es dauert eine Weile, bis mir die Tür geöffnet wird. "Hey Magnus. Da bist du ja endlich." strahlt Izzy mich an. "Was ist denn hier los? Keine Eltern, kein Personal?" frage ich sie staunend und sie lacht. "Nein, keiner, der meckert. Mum und Dad sind ausgegangen und übernachten in einem Hotel und Dad hat tatsächlich verstanden, dass Personal eher hinderlich wäre. Also komm endlich rein."

Weit komme ich nicht, als Jace mir schon in die Arme fällt. "Du bist tatsächlich da." jubelt er und ich klopfe ihm auf die Schulter. "Versprochen ist versprochen." antworte ich lachend und sehe mich um. Es sind viele Leute da und ich kenne niemanden außer Jaces Familie, Clary und Simon. Das ein oder andere Gesicht erkenne ich aus der Firma und grüße höflich.

Jace drückt mir ein Glas mit einer grünen Flüssigkeit in die Hand. Fragend sehe ich ihn an und er grinst. "Master Jace Spezialmischung." Ich zucke mit den Schultern und trinke einen Schluck. "Hey, das ist nicht schlecht." sage ich anerkennend und gebe ihm endlich mein Geschenk.

"Das ist ein sehr guter Whiskey." sagt Simon und betrachtet die Flasche. "Keine Chance Lewis, den hebe ich auf für Magnus und mich. Wird Zeit für einen Männerabend oder Bane?" Ich nicke bestätigend und sehe Simons enttäuschten Blick. "Hast Glück, dass du auch ein Mann bist. Vielleicht darfst du auch kommen." Izzy umarmt Simon von hinten. "Finger weg Magnus. Er gehört nur mir." Staunend sehe ich, wie die beiden sich küssen. "Ihr seid ein Paar? Glückwunsch." sage ich und Izzy lächelt glücklich.

Ich sehe mich ein wenig um und bleibe dann schließlich mit meinem Blick an Alec hängen. Sofort rast mein Herz. Er sieht unglaublich gut aus und mir wird bewusst, wie sehr er mir gefehlt hat. Dann schweifen meine Augen zu dem Mann neben ihm und sofort ist alles wieder da. Neben Alec steht Andrew und lächelt ihn gerade an. Die beiden sind eindeutig zusammen und es trifft mich härter, als ich geglaubt habe.

Mit einem Zug leere ich mein Glas. "Ich brauche noch so einen." sage ich an Jace gewandt. "Lasst uns endlich Party machen." schreie ich schon fast zu euphorisch und schnappe mir Clary und Izzy und ziehe sie in die Mitte des Wohnzimmers, die zur Tanzfläche umfunktioniert wurde. Ich will nicht mehr denken, ich will mich bis zur Besinnungslosigkeit betrinken, Spaß haben, neue Leute kennen lernen und Alec endlich aus meinem Kopf bekommen.

Schon bald entdecke ich eine zierliche Schönheit, die am Rand steht und gelangweilt aussieht. Ich nehme sie ins Visier und sie erwidert den Blick. Scheiß auf Alexander Lightwood.

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt