-Siebenundzwanzig-

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Ich habe das Gefühl, mein Leben entgleitet mir vollkommen. Alec steht noch immer vor meiner Tür. "Magnus, mach auf. Bitte. Ich muss mit dir reden." Noch immer sitze ich mit dem Rücken vor der Tür und höre, was er zu sagen hat. "Verdammt nochmal, lauf nicht weg vor mir und hör dir an, was ich zu sagen habe."

Aber ich will nicht hören, dass er es nett mit mir fand aber sich in Andrew verliebt hat. Ich kann es nicht ertragen. Wieder werde ich weggestoßen und das ist mehr, als ich verkraften kann. Umständlich stehe ich auf und stelle laute Musik an. Es ist kindisch, aber ich kann nur so seine Stimme übertönen.

Ich gehe ins Schlafzimmer und hole meinen Koffer vom Schrank. Dann werfe ich wahllos Kleidung hinein, stopfe mein Make up, Zahnbürste, Kamm und alles was ich sonst noch brauche hinein. In eine Reisetasche stecke ich alles, was sonst von Nöten ist. Reisepass, zwei meiner liebsten Bücher, mein Ladekabel, meine Zeugnisse und zu guter Letzt meine Wolldecke. Sie riecht noch immer ein wenig nach Alec und ich bin nicht bereit vollkommen loszulassen. Mein Handy vibriert in der Hosentasche und ich ziehe es hervor.

"Jace, es tut mir so leid. Happy Birthday." begrüße ich meinen besten Freund. "Magnus, was ist das für ein Lärm? Wo zum Teufel steckst du?" Ich gehe schnell zu meiner Anlage und schalte sie aus. "Sorry. Ich bin zu Hause und packe." Er schluckt hörbar. "Meine Mum hat es mir erzählt. Tut mir leid wegen deinem Dad. Wann fliegst du?" Ich seufze auf. "Morgen früh. Es geht ihm soweit gut, er liegt aber noch auf der Intensivstation und ich möchte mir nicht irgendwann vorwerfen, nicht da gewesen zu sein."

"Ich verstehe. Du hör mal, mein Dad lässt nochmal mit sich reden. Ich war echt sauer und hab ihm gesagt, dass ich das Gleiche für ihn tun würde und er hat es eingesehen. Wenn du wieder kommst, kannst du wieder anfangen. Ist das nicht toll?" Ich suche nach Worten. "Ganz toll Jace. Danke, aber ich werde bei meinen Eltern bleiben." sage ich schnell. "Was? Ist das dein Ernst? Warum?"

"Ich kann nicht mehr hier bleiben. Es sind Dinge vorgefallen, die ich nicht verarbeiten kann, wenn ich bleibe. Ich muss von vorne anfangen. Die Erinnerung an Camille und an jemand Anderen sind hier einfach zu präsent." Jace schweigt einen Moment. "Es ist Alec oder?" sagt er ruhig und ich reisse die Augen auf. "Woher weißt du es?" flüstere ich.

"Magnus, ich bin nicht blöd. Plötzlich ist Alec kaum noch zu Hause und du hast keine Zeit mehr. Seine nächtlichen Besucher bleiben weg und er wirkt viel entspannter als vorher. Und außerdem habe ich gesehen, wie du ihn gestern angesehen hast. Sag mir die Wahrheit. Was ist zwischen euch?" Meine Knie werden weich und ich setze mich auf mein Sofa. "Es war am Anfang ein Spiel für mich, aber dann wurde es mehr. Zu viel. Ich habe plötzlich Gefühle entwickelt und dein Bruder hat jemand Anderen. Ende der Geschichte." beichte ich.

"Ich habe dich vor ihm gewarnt Magnus. Er hat dir das Herz gebrochen, wie ich es voraus gesagt habe." Wieder schiessen mir Tränen in die Augen, denn ich erkenne die Wahrheit. "Ja, dass hat er." Jace seufzt. "Ich verstehe dich. Flieg erst mal hin, aber mach nichts unüberlegtes bitte. Lass dir Zeit und komm dann nach Hause. Zu mir. Zu Cat und Clary."

"Ich denke darüber nach ok? Mehr kann ich dir nicht versprechen." antworte ich. "Das ist mehr, als ich erwarten kann. Danke. Pass auf dich auf ja. Und meld dich." Ich bin so froh, dass Jace mein Freund ist und ich vermisse ihn jetzt schon. "Versprochen. Du hörst von mir." Damit lege ich auf und lehne mich zurück. Erst jetzt fällt mir auf, dass Alec aufgehört hat, zu klingeln und zu klopfen. Er hat aufgegeben.

Nach einer unruhigen, letzen Nacht, verlasse ich meine Wohnung. Als ich die Tür öffne, stelle ich fest, dass Alec davor sitzt und schläft. War er die ganze Nacht hier? Warum? Ich betrachte ihn eine kleine Weile und öffne dann leise meine Reisetasche. Ich hole die Wolldecke hervor und lege sie über ihn. "Leb wohl Alexander." flüstere ich und steige dann vorsichtig über ihn. Draußen steht mein Taxi und wartet auf mich.

Am Flughafen angekommen, stelle ich fest, dass mein Flug Verspätung hat und ich lasse mich auf eine der harten Stühle sinken. Das ist wieder sehr passend zu allem anderen. Ich vergrabe wieder einmal mein Gesicht in meinen Händen und registriere nur am Rande, dass sich jemand neben mich setzt. "Warum?" höre ich plötzlich Alecs Stimme und ich sehe ihn ruckartig an. Er sieht müde aus und seine Augen werden von tiefen Ringen geziert.

"Was zur Hölle willst du hier? Kannst du mich nicht in Ruhe lassen?" frage ich verzweifelt und er schüttelt den Kopf. "Ich hab es versucht Magnus, aber es geht nicht. Bevor du für immer weg gehst, will ich dir etwas sagen. Ich muss einfach." Auffordernd sehe ich ihn an und ich sehe, wie er mit sich kämpft. "Ich weiß, du hast diese Camille und ich will mich nicht dazwischen drängen, aber das Ganze ist außer Kontrolle geraten. Das Spiel. Unser Spiel. Es ist keins mehr. Es ist so viel mehr und ich wollte das es funktioniert. Du fehlst mir Magnus."

Völlig überfordert sehe ich ihn an. "Camille?" frage ich nur und er nickt. "Deine Freundin."
Ich schüttel den Kopf. "Sie ist meine Exfreundin und ich bin lange über sie hinweg. Sie hat übergangsweise bei mir gewohnt aber zwischen uns lief rein gar nichts." Er sieht verwirrt aus. "Aber warum hast du dich dann nicht mehr gemeldete?" Ich beginne meine Hände zu kneten. "Weil du dein Versprechen gebrochen hast. Du und Andrew...." weiter komme ich nicht.

"Du dachtest, ich habe ein Verhältnis mit Andrew?" flüstert er und ich nicke. "Wir sind nur Freunde. Ich hätte nie etwas mit einem anderen Mann anfangen können. Meine Gedanken waren immer bei dir und auch wenn ich es erst nicht wahr haben wollte, ich habe mich verliebt. In dich Magnus."

Paralysiert  -Malec-Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt