Kapitel 1

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Noah Cano

„Wo bleibst du Noah?", schrie meine kleine Schwester und ich stöhnte genervt auf. Sehnsuchtsvoll blickte ich die Flasche Bier an, musste mich aber dann doch von ihr trennen. Lucia stand bereits ungeduldig vor meiner Schlafzimmertür und strafte mich mit einem bösen Blick, der ihre dunkelgrünen Augen zum Leuchten brachte. Ich erwiderte diesen aber mindestens genauso giftig. Nach einem kurzen Blickduell wendete sie sich ab und ging vor. Mit schweren Schritten folgte ich ihr und starrte zudem Löcher in ihren Rücken. Schließlich war es mein Recht sie herumzuscheuchen und nicht anders herum. Bevor ich mich noch weiter über sie aufregen konnte, unterbrach mich jedoch eine bekannte Stimme:„ Ey, Noah, warum hast du so lange gebraucht?" Nicht der auch noch. „Ich musste was klären und dich geht das nichts an.", sagte ich mit bestimmender Stimme und ging an ihm vorbei in mein Büro. Bevor Lucia uns Beiden folgen konnte, schlug ich die Bürotür zu und setzte mich an meinen riesigen Schreibtisch, der das Zimmer dominierte. Diese Gespräche waren etwas Geschäftliches und nichts für Mädchen. Ich setzte mich also auf den Stuhl, der fast einem Thron ähnelte. Als ich mich auf ihm niederließ fühlte ich mich augenblicklich unangreifbar und unbesiegbar.

Nach ein paar Sekunden wies ich Luciano mit einer einfachen Handbewegung dazu an, sich mir gegenüber zu setzen. Dieser Aufforderung kam er schnell unter meinem ausdruckslosen Blick nach.

Mein bester Freund und gleichzeitig mein engster Berater beugte sich über die Karte, die auf meinem Schreibtisch ausgebreitet hatte und schaute verwirrt zu mir. „Die roten Städte sind bereits unter unserer Kontrolle. Es fehlen uns nur noch zwei Bereiche: Der der Lorussos und der der Toledos.", begann ich ihm die Karte zu erklären, während er beeindruckt nickte. Trotzdem hatten wir noch ein Problem:„ Die Toledos kriegen wir niemals auf unsere Seite. Wir müssen sie vernichten. Allen voran Manuel." Als ich an Manuel dachte, fing ich mir an vorzustellen wie meine Kugel in seinem Kopf landete. Ein kaltes Lächeln schlich sich auf mein Gesicht und ich merkte, dass Luciano die Worte, die er gerade sagen wollte, runterschluckte. Besser so. Ich sah rot und konnte nichts garantieren. Also blieb Luc ganz sachlich:„ Wie bringen wir die Lorussos auf unsere Seite. Die sind seit Generationen unabhängig. Weder die italienische Dynastie, noch das Toledo-Imperium konnten sie unterwerfen. Und verstehe mich nicht falsch Noah, aber du bist nicht gerade ein diplomatischer Mensch." Mein Gesichtsausdruck wurde wieder entspannter als ich an meinen bevorstehenden Plan dachte. Er war schmutzig, aber effizient und ich würde damit die Lorussos definitiv auf meine Seite ziehen. Die einzige Richtige.

Bevor ich jedoch Luc meinen brillanten Plan erzählen konnte, stürmte meine kleine Schwester in den Raum und unterbrach damit meine jubilierenden Gedanken.

Lucia lief direkt auf Luciano zu und würdigte mich keines Blickes. Genervt setzte ich mich wieder und griff unter meinen Schreibtisch um mir ein kühles Bier zu nehmen. Das brauchte ich jetzt, wenn meine kleine Schwester das wohl wichtigste Gespräch der Geschichte der spanischen Mafia unterbrach, weil sie ihre kleinen Problemchen nur mit Luc und mit niemandem sonst besprechen wollte.

„Luc, du bist mein Berater und ich habe hier das Sagen. Also gehst du jetzt auf dein Zimmer Lucia und wartest, bis wir die wirklich wichtigen Themen hier besprochen haben.", befahl ich den Beiden, wobei Luciano mich mahnend ansah. Meine kleine Schwester trafen die Worte. Man sah es ihr nicht sofort an, aber Lucs Blick machte mich mal wieder darauf aufmerksam, wofür ich ihm unendlich dankbar war. Bevor ich sie noch weiter verletzen konnte, stoppte ich meinen kleinen Wutausbruch und versuchte mein Gesicht etwas freundlicher wirken zu lassen. Immerhin war es nicht meine Schuld, dass sie so einsam war, sondern Manuels und dieser würde seine gerechte Strafe dafür bekommen, dass er unsere kleine Familie auseinander gerissen hatte.

Auch wenn Lucias Gesicht einer Maske glich, zitterten ihre Finger, die sie auf Lucs Schulter liegen hatte, etwas. Außerdem bemerkte ich, als ich genauer hinsah, dass ihre knallroten Lippen leicht auseinander standen und sie sich bemühte den kalten Blick aufrecht zu erhalten.

Lucianos auffordernder Blick traf mich und ich verdrehte genervt die Augen. Also wendete ich mich Lucia zu:„ Tut mir leid, Lucia. Du weißt wie wichtig das ist. Also schicke ich dir Luciano gleich hoch okay?" Sie nickte dankbar und ging dann. Luciano und ich lauschten noch kurz ihren klackernden Absätzen, bevor wir uns wieder unserer wichtigen Aufgabe zuwendeten. Als ich seinen grinsenden Blick bemerkte zeigte ich ihm nur meinen Mittelfinger und er fing an zu lachen. Kurz sah ich ihn nur böse an, stimmte dann aber ein.

Seine schulterlangen Haare, die er zu einem Zopf gebunden hatte, wackelten, als er sich anfing vor und zurück zu wippen. Dabei wirkte er wie ein kleiner Junge und auch wenn ich es niemals zugeben würde, beneidete ich ihn ein bisschen. Dieses ausgelassene Lachen konnte ich mir nicht erlauben. Zu viel Verantwortung lastete auf meinen Schultern, immerhin musste ich eine Mafia führen und Italien und Spanien unter Kontrolle halten.

„Wie ist denn jetzt dein großartiger Plan, Noah?", fragte mich Luciano, nachdem er aufgehört hatte zu lachen, „Oder kann ich jetzt zu Lucia gehen?" Als Luc auch noch anfing mit den Augenbrauen zu wackeln starrte ich ihn gespielt bitterböse an.

Also begann ich ihm meinen Plan zu erklären und er sah mich bewundernd an.

„Wann gehen wir nach Bari?", war das einzige was er mich fragte, sobald ich fertig mit erklären war. Grinsend sah ich ihn an:„ Jetzt."

An: Für aktuelle Infos folgt mir doch gerne auf Instagram @Crystal.karay und verfolgt dieses und meine anderen Projekte.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt