Kapitel 9

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Camilla Moretti

Ich war ehrleichtert als der schwarzhaarige meinen kleinen Raum verließ. Er jagte mir eine Heidenangst ein und wirkte nicht so freundlich, wie er versuchte seine Stimme klingen zu lassen. Das Problem war nur, dass jetzt ein braunhaariger Junge seinen Platz einnahm.

Das einzige, das mich beruhigte war, dass dieser Typ nicht so grimmig dreinschaute, sondern stattdessen mich freundlich anlächelte. Ich hatte immer noch Angst, aber ich traute mich den Jungen ebenfalls anzulächeln. Ihn schien das ziemlich zu freuen. Das merkte ich sofort. Jetzt kam er nämlich grinsend zu mir und setzte sich mir gegenüber auf den Boden. Ich zog meine Beine weiter an meinen Körper, wobei ich mein Gegenüber nicht aus den Augen ließ. Jeden Moment könnte er sich ändern und mich schlagen oder noch schlimmeres. Ich kannte das, man kannte einen Menschen nie richtig.

Doch dieser Typ lehnte sich nur ein Stück nach hinten und stützte sich dabei mit seinen Händen ab. Als ich ihn immer noch misstrauisch ansah, musste er noch breiter grinsen. „Weißt du was witzig ist?", fragte er mich lächelnd. Seien Stimme klang nicht spöttisch oder bedrohlich. Im Gegenteil, sie war weich und ich entspannte mich, wenn auch nur wenig. Vorsichtig schüttelte ich den Kopf. Er grinste und meinte dann:„ Bei unserer letzten Begegnung hast du dich gewehrt wie ein wildes Raubtier und jetzt sitzt du hier wie ein Häufchen Elend. Ich dachte du kämpfst mehr." Mit großen Augen sah ich ihn an. Er streckte seinen Arm aus und dann erinnerte ich mich. Ich war dieses Rennen gefahren und jemand hatte mich angehalten. Ein Junge hat mich festgehalten und dieses Tattoo. Es hat sich eingebrannt in mein Gehirn, obwohl es nur eine Kleinigkeit war. Ich sah mein Gegenüber wieder an, er war der der mich festgehalten hatte. Der Löwe, der sie über seinen Arm zu seiner Schulter und wahrscheinlich noch unter seinem T-Shirt erstreckte schien mich zu verspotten.

Ich muss wohl sehr verängstig ausgesehen haben, aber plötzlich wirkte nichts mehr nett an dieser Person. An seinen Armen prangten Kratzspuren, die bestimmt von meinem Fluchtversuch kamen und selbst seine Kette wirkte so, als ob er sie benutzen könnte um sie zu erwürgen. Vielleicht würde er das ja auch gleich tun?

Ich bekam wieder Panik und mein Herz schlug viel zu schnell. Er schien das wohl auch zu merken. Vorsichtig, um mich wohl nicht noch weiter zu verängstigen, kam er mir näher und nahm mich dann in den Arm. Ich fing an zu Zappeln, doch ich war viel zu schwach. Nach einiger Zeit hielt ich still und ließ mich einfach von ihm halten, während ich bitterlich anfing zu weinen. Das war viel zu viel. Er schien wohl etwas überfordert, doch trotzdem versuchte er mich zu beruhigen, in dem er eine schöne Melodie summte.

Die Situation war so skurril und ich hätte gelacht, wenn das nicht alles der brutale Ernst wäre.

Inzwischen hatte ich mich beruhigt und versucht mich wieder aus den starken Armen zu lösen, bevor er mich noch zerdrückte. Diesmal ließ er es geschehen und begann sofort zu reden:„ Ich bin übrigens Luciano. Kannst mich aber Luc nennen. Dann musst du in Gedanken mich nicht immer unwiderstehlich, heißer Typ nennen." Zum Schluss zwinkerte er mir versucht verführerisch zu.

„Also eigentlich habe ich immer Kotzbrocken gedacht.", log ich und lächelte dabei leicht. Luc sah mich böse an und ich dachte schon, dass er ausflippen würde, doch dann lachte er laut los. Seine schulterlangen Haare wippten hin und her und auch ich musste etwas kichern. „Lächeln steht dir.", meinte er plötzlich und ich wurde rot. Flirtete er mit mir? Doch bevor der Augenblick zu peinlich wurde fuhr Luc schon fort:„ Also ich nenne dich auch nicht Camilla in meinen Gedanken, sondern Zicke." Gespielt entsetzt riss ich meine Augen auf und antwortete:„ Ich dachte du magst mich." Dabei versuchte ich traurig zu klingen. Allerdings durchschaute er den Versuch sofort und er kam auf mich zu. Dabei sah er aus wie ein Raubtier. Er hob seine Hand und ich zuckte weg. Dabei schlug ich mir meine Hände vors Gesicht. Bloß nicht schlagen lassen.

Nun war es an Luc mich verwundert anzusehen. „Dachtest du, dass ich dich schlage?", fragte er mich und klang dabei ehrlich enttäuscht. Zögerlich nickte ich.

Luc lächelte mich an und setzt sich wieder. „Ich werde dir nicht wehtun Mir tut es leid, dass du hier bist, aber wir brauchen dich. Die Anderen werden nicht so nett zu dir sein, aber wenn du niemanden provozierst, wird dir niemand wehtun. Verstanden?", erklärte er mir und obwohl er es nur gut meinte, spannte ich mich an. Er würde mich nicht gegen die anderen Leute hier verteidigen. Vor allem nicht gegen den Teufel, der vorher hier war. Gut sah er ja aus und hätte ich ihn auf der Straße gesehen, wäre ich wohl sofort auf ihn angesprungen, aber so war er einfach nur schrecklich. Luc sah mich an, aber ich wusste nicht was er von mir wollte. Aber ich musste mal dringend auf Klo, weil es hier unten ja keins gibt. Also fragte ich Luc nach einem und wurde sofort knallrot. Dieser verkniff sich jeden Kommentar und schloss die Zellentür auf. Begeistert stand ich auf. Ich durfte, wenn auch nur kurz, raus aus diesem Loch.

Ich bin gespannt wie es hier aussehen wird. Schnell folgte ich Luc, der schon vorgegangen war. Wir traten in einen langen Gang, der ziemlich viele Zellen beherbergte, so wie ich das erkennen konnte. Luc führte mich ein Stückchen weit zu einem kleine Raum und schloss ihn auf, dort war tatsächlich ein kleines und dreckiges Bad. Angeeckelt betrachtete ich es. Irgendwie hatte ich gehofft, dass er mich zu einem normalen Badezimmer bringt.

Jetzt musste ich mit diesem hier Vorlieb nehmen. Aber immerhin etwas. Also beeilte ich mich, während er vor der Tür wartete.

Als ich fertig war, führte er mich zurück zur Zelle. „Ich muss wieder hoch. Wir sehen uns Zicke.", meinte er und grinste dabei. Ich tat es ihm gleich:„ Bis morgen Kotzbrocken."

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt