Kapitel 42

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Noah Cano

Camilla war nachdem sie ewig lange geweint hatte endlich an meiner Brust eingeschlafen. Mein Herz hatte geblutet, als ich meine Kleine so gesehen hatte. Sie sah gebrochen aus und das nur wegen mir. Ob sie verstand was sie getan hatte?

In mir breitete sich eine Wut aus. Auf mich und auch auf sie. Sie hielt mich für schwach. Wieso sonst würde sie mit David Toledo einen Deal machen?

Ernst sah ich auf das schlafende etwas in meine Armen. Ihr ganzes Gesicht war gerötet und sogar im Schlaf schien sie zu grübeln. Immer wieder bildeten sich auf ihrer Stirn kleine Fältchen. Sanft strich ich über eine dieser Falten und sofort glättete sich ihre Stirn wieder, wobei sie zusätzlich leicht seufzte. Als ich diesen Laut hörte, schlich sich ein wieder ein Lächeln auf mein Gesicht und mein Ärger verpuffte. Vorsichtig schob ich meine Kleine von mir runter, was sie dazu brachte sich unruhig hin und her zu drehen. Kurz hatte ich Angst, dass sie aufwachen würde. Dann würde sie bestimmt wieder weinen und ich mich so verdammt hilflos fühlen. Luc hatte mir erzählt, dass die Mädchen in Lucias Wohnung gefahren waren, damit sie uns nicht stören. Und das heißt im Umkehrschluss, dass ich Camilla ganz alleine trösten musste. Ich hasste es, wenn sie weinte. Vor allem wenn ich nicht wusste wieso.

So leise wie nur möglich deckte ich meine Kleine zu, die sich sofort in die Decke einkuschelte und noch einmal wohlig seufzte. Ich hätte sie noch Stunden weiter beobachten können, aber dafür war keine Zeit.

Schleichend verließ ich mein Zimmer und ging die Treppe runter ins Wohnzimmer. Dort wartete Luc schon mit einem Bier für mich. Er selbst hatte sich einen Whiskey eingeschenkt und ich hoffte sehr für ihn, dass es nicht der Teure war. Luc guckte so grimmig, dass er zurzeit sogar mich übertraf. Das lag aber auch nur daran, dass mich Camilla sichtbar entspannte und beruhigte.

„Schon was gefunden?", fragte ich Luc und dieser nickte und lehnte sich gegen die Stuhllehne, wobei er noch demonstrativ auf sein Glas starrte und die Flüssigkeit kreisen ließ.

Genervt öffnete ich das Bier und nahm einen Schluck. Luc schaute mich gar nicht an und nur der Gedanke, dass Camilla gerade friedlich schlummerte hinderte mich daran ihn hier und jetzt zur Schnecke zu machen. Jedoch schreckte ich nicht davor zurück das Bier auf den Tisch zu knallen, der er mir ganz sicher nicht dankte und Luc anzuweisen:„ Erzähl mir sofort alles. Denn das ist dein Job."

„In den letzten Wochen haben Lucia und ich deinen Job erledigt und jetzt bist du wieder am Steuer. Was passiert? Wir sind alle in Gefahr.", entgegnete Luc wütend und mit lauter Stimme, was mich dazu brachte die Augen zusammen zu kneifen und lehnte mich drohend vor. Luc tat es mir gleich und hielt meinem Blick stand.

„Du wagst es so etwas zu mir zu sagen?", begann ich und meine Stimme vibrierte förmlich vor unterdrückter Wut, „Ich habe dich hier her gebracht. Ohne mich bist du nichts. Ein Niemand. Ich füttere dich und gebe dir alles. Du solltest die Hand die dich füttert nicht beißen, sonst kann sie dir so schnell genommen werden, dass du verhungerst."

Die versteckte Drohung kam bei Luc an und er senkte widerwillig den Kopf. Zufrieden lehnte ich mich wieder zurück und nahm einen Schluck aus der Flasche. Danach fuhr ich mit meiner Rede fort:„ Ich beschütze alle hier und auch Camilla gehört dazu. Komm klar damit, dass ich auch mal etwas riskiere um mehr zu gewinnen. Denn das macht Mut aus. Das macht Stärke aus."

„Was ist wenn wir alle draufgehen?", presst Luc zwischen zusammen gebissenen Zähnen hervor und zeigte mir damit deutlich, dass er mit meiner Einstellung nicht zufrieden war. Doch statt ihm zu antworten, tat ich es ihm gleich und ignorierte die Frage:„ Wo ist denn jetzt unsere liebe Sonia?"

„Sie ist im Gefängnis.", antwortete Luc feilschnell. Camilla würde das nicht gefallen, da war ich mir sicher. Mit einer Hand fuhr ich mir durch die Haare und stöhnte leise auf. Dann fragte ich Luc:„ Können wir sie rausholen?"

„Unmöglich. David hat alle beschlossen und auch wenn du Camilla liebst, ist das zu gefährlich. Ich mag sie ja auch, aber sie ist nicht das Leben von Dutzenden guter und treuer Männer wert."

„Sie ist alles wert.", entgegnete ich, wobei mir schon klar war, dass ich ihr nicht erzählen würde was mit Sonia passiert war. Luc schien das auch zu wissen. Vielleicht hatte er aber auch nur bedenken mir erneut zu widersprechen. Auch wenn er mein bester Freund war, war ihm klar, dass er mich nicht kontrollieren konnte, wenn ich wütend war. Das hatte er schon öfter merken müssen in der Vergangenheit. Aber es war schon seit Jahren nicht mehr vorgekommen, dass ich ihm seinen Platz zeigen musste und darauf würde er es jetzt auch nicht anlegen.

Mit einem letzten Nicken verließ Luc den Raum und auch ich erhob mich, damit ich nach Camilla sehen konnte und ihr erzählen kann, was mit Sonia war, wobei ich die Geschichte wohl etwas verändern musste.

Oben angekommen war meine Kleine wohl gerade aufgewacht. Sie rieb sich gerade verschlafen die Augen und gähnte herzhaft. Als sie mich erblickte lächelte sie glücklich und ich konnte ihr ansehen, dass sie sich endlich beruhigt hatte. Beruhigt ging ich zu ihr und legte mich neben sie, wobei ich meine Hände hinter meinem Kopf verschränkte. Camilla robbte sofort zu mir und kuschelte sich an meine Brust. Ich spürte, wie es in meinem Körper wie üblich kribbelte. Grinsend zog ich meine eine Hand hinter meinem Kopf hervor und streichelte über ihren Rücken.

„Sonia ist in Sicherheit. David hat sie ins Ausland gebracht.", log ich und versuchte dabei erleichtert zu klingen, was mir misslang. Aber Camilla schien das gar nicht zu bemerken. Es gab noch viel was sie lernen musste. Wie oft musste ich ihr noch sagen, dass sie nur glauben soll, was sie auch sieht? Camilla aber setzte sich beschwingt auf und grinste über beide Ohren. Kurz lachte sie mich noch an, doch dann beugte sie sich schon vor und gab mir einen Kuss.

Während wir uns küssten, flüsterte Camilla leise:„ Ich liebe dich so sehr, Noah Cano. Nichts und Niemand kann uns trennen."

Als sie das sagte lief ein warmer Schauer über meinen Rücken und ich drehte uns so, dass ich über ihr lag.

„Niemals.", versprach ich und endete damit unseren Kuss.

Lächelnd lag ich über ihr und auch Camilla schien befreit zu sein. So hatte ich sie noch nie erlebt, aber ich betete in diesem Moment zu jedem Gott der Welt, dass sie immer so glücklich bleiben würde. Dass wir so glücklich bleiben.

„Unser Leben beginnt jetzt, Kleine."

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt