Kapitel 13

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Camilla Moretti

Ich lag in den Armen dieses Teufels und weinte. Wie konnte Luc mich noch mit diesem gefühlslosen Menschen alleine lassen? Oder würde er Luc foltern, wenn er mir hilft? Ich hatte das mal in einem Film gesehen und so unwahrscheinlich fand ich die Vorstellung gar nicht.

Ich spürte, dass sich Noahs, zugegeben ziemlich muskulöse, Arme vorsichtig um mich legten. Es wirkte so, als ob er Angst hatte mich zu zerquetschen. Plötzlich bekam ich Angst, was wenn er mich erdrücken will?

Ich begann in seinen Armen zu zucken, was ihm ein Brummen entlockte. Trotzdem ließ er mich los. Dankbar setzte ich mich wieder an die Wand und senkte meinen Blick beschämt. Wieso hatte ich mich in seinen Armen wohlgefühlt?

Er war der Teufel. Ein gewissenloser Mann, der alles und jeden töten würde. Da war ich mir ganz sicher. Was wohl sein Beruf war? Eigentlich interessierte mich das ja auch gar nicht. Verwirrt schüttelte ich den Kopf. Was war bloß los mit mir?

„Ich möchte, dass du mich ansiehst, wenn wir gleich reden.", bestimmte er und grinste mich dabei an. Es wirkte aber eher wie ein wildes Tier, das die Zähne fletschte. Es kostete mich ziemliche Überwindungskraft hochzusehen. Als mein Blick kurz seine Augen traf, musste ich schlucken. Er war so kalt. Was wohl passiert ist, dass er so geworden ist?

Nachdem ich ein bisschen mit mir gerungen habe sagte ich leise:„ Ich will nicht mit dir reden." Sein Blick traf wieder auf meinen und in seinen Augen stand pure Wut. Würde er mich schlagen? Er war unberechenbar. Nie wusste ich, was er als nächstes machen würde.

„Tut mir leid, Kleine, aber keiner hat dich gefragt, ob du es willst. Natürlich können wir statt reden auch etwas anderes machen, wenn du das lieber willst.", säuselt er und klang dabei nicht, als ob es ihm im Entferntestens leid tat. Der letzte Teil des Satzes brachte mich dazu zu erschaudern. Würde er mir das wirklich antuen?

„Also?", hakte er nach und ich antwortete schnell, bevor er noch auf falsche Ideen kam:„ Wir reden wie du willst."

Zufrieden lächelte er und setzte sich ganz nah mir gegenüber. Dabei kam er für meinen Geschmack etwas zu nah, aber ich traute mich nicht ihm etwas zu entgegnen. „Wieso hast du immer so eine Panik?", stellte er seine erste Frage und ich linse verwundert nach oben. Sein Gesicht war ernst und er schien ehrlich interessiert. Doch an solche privaten Fragen hatte ich nicht gedacht. Vertrauen tue ich ihm nicht, bestimmt würde er die Antwort gegen mich verwenden.

Mein Gegenüber sah inzwischen nicht mehr so entspannt aus und forderte mich auf zu antworten. Doch ich konnte nicht, was ich ihm auch mitteilte. „Okay, ich erzähle dir etwas und mache dir ein Angebot, dann wirst du mir vielleicht darauf antworten.", schlug er vor und wartete gar nicht erst auf mein Zustimmen, als er fortfuhr:„ Ich bin Noah Cano, weltweit bekannter Mafiaboss." Ich musste schlucken. Das war nicht sein Ernst. Auch, wenn er nicht wie jemand aussah, der Scherze machte, kann er das doch niemals ernst meinen. „Wie du an meinem Namen erkennen kannst, bin ich Spanier. Lucia übrigens auch.", fügte er hinzu und stocherte damit nochmal in der Wunde herum. Ich hatte nicht oft über Lucia nachgedacht, aber jetzt tat ich es wieder und es tat weh. Ungerührt erzählte er weiter:„ Wir sind hier nach Italien gekommen, damit sich unsere Mafia weiter ausbreitet. Und an der Stelle kommst du ins Spiel, Kleine." „Hör auf mich Kleien zu nennen.", warf ich ein und unterbrach ihn damit. Ich verstand nicht worauf er hinaus wollte. Immerhin war ich kein Mafiamitglied und kennen tue ich auch keins. Also was wollte er von mir? „Auf jeden Fall ist deine Freundin Veronica Lorusso die Tochter der italienischen Mafia. Da ihre Eltern nicht mit mir kooperieren wollten, mussten wir ein Druckmittel finden. An Veronica ranzukommen ist unmöglich aus bekannten Gründen. Bianca ist mit David zusammen, was das ganze ebenfalls unmöglich bleibst. Also bleibst da nur noch du übrig. Das kleine, unschuldige Mädchen. Obwohl so unschuldig bist du nicht oder? Du warst ein leichtes Ziel.", endete er seine Erklärung und ich spürte wie mir alle Farbe aus dem Gesicht wich. Das kann doch nicht wahr sein. Veronica und die Mafia? Es klang komplett surreal, auch wenn es einiges erklärte. Besonders oft waren wir nie bei ihr und ihre Eltern kannte ich eigentlich auch nicht. Wie wild schüttelte ich meinen Kopf, ich wollte das nicht glauben, egal wie logisch es klang. Noah sah mich an und ich bildete mir ein, dass kurz eine Sorgenfalte auf seiner Stirn erschien, aber so schnell wie sie gekommen war, war sie auch wieder weg. Doch er war noch nicht fertig und fügte noch hinzu:„ Die Lorussos haben unser Angebot noch nicht angenommen, deswegen bist du noch hier. Also hoff lieber, dass Veronica es schafft ihre Eltern zu überzeugen." Während er das sagte wurde mir klar, dass sie es niemals schaffen würde ihre Eltern zu überzeugen. Das alles hier war ein Desaster. Mal wieder liefen mir Tränen über die Wangen, ich fühlte mich verraten. Veve hatte nie davon erzählt oder auch nur eine Andeutung gemacht. Wer weiß worüber sie noch gelogen hatte.

Sehr zu meiner Verwunderung zog Noah mich vorsichtig an sich und hielt mich einfach nur fest. Und in diesem Moment war es mir egal wer er war und was er mir angetan hat und noch antuen wird. Immerhin machte er kein Geheimnis daraus. Anders als Lucia, Veve und Luc hing da bestimmt auch drin. Ich schluchzte und spürte wie Noah sich anspannte. Warum war er wohl so nett plötzlich? In der Zeit, die ich brauchte, um mich zu beruhigen, schlug er vor:„ Wir machen einen Deal, ich werde Veronica verschonen und am Leben lassen, wenn ich Italien übernehme. Im Gegenzug beantwortest du meine Fragen."

Ich löste mich von ihm. Besser gesagt ich versuchte es, weil er mich einfach nicht losließ. Also war ich gezwungen zu ihm hochzusehen. Das führte dazu, dass unsere Gesichter viel zu nah aneinander waren und sich schon fast berührten. Mir blieb kurz der Atem weg, als er mich anlächelte. Wieso reagierte ich so auf ihn? An ihm war doch nichts Besonderes. Er hatte doch nur diese fluffigen Haare, die ich nur zu gerne Mal anfassen würde. Und auch seine hellgrauen stechenden Augen, die mir direkt in mein Herz sehen konnte, hatte doch eigentlich jeder. Ich starrte auf seine Lippen. Und in dem Moment wurde mir klar, dass alles an ihm besonders war und dafür hasste ich mich.

Aber ich kenne viele besondere Männer und diesen mag ich nicht. Und das wird sie nie ändern.

Nachdem ich das mit mir selbst geklärt hatte, nickte ich zögerlich und stimmte dann mit zittriger Stimme seinem Angebot zu.

Das Lächeln auf seinen Lippen wurde noch größter und er ließ mich endlich los. Sofort schaffte ich Abstand zwischen uns, was er mit einem belustigten Blick quittierte. Dann setzte er sich wieder etwas näher zu mir und überlegte sich wohl seine Fragen.

The Mafia - EistränenWo Geschichten leben. Entdecke jetzt